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VfL: Heerwagen
„Krönung am Hachinger Bach“

VfL: Heerwagen will wieder im Tor landen

Nein, gut gelaunt war Philipp Heerwagen auch am Sonntagmittag noch nicht. Drei Gegentore gegen einen Oberligisten, da könnte er richtig aus der Haut fahren.

Selbst zu Beginn einer Vorbereitung kann er so eine Torflut nicht tolerieren. „Selbst wenn wir zehn Treffer markiert hätten, wäre ich stinksauer gewesen. Das haben wir uns sicherlich ganz anders vorgestellt.“ Allerdings gestand er ein: „Bei 80 Prozent Ballbesitzt war das auf diesem Betonboden mehr als unglücklich.“

Heerwagen ist einer, der sich neben seinem Fleiß auf dem Trainingsplatz auch dadurch auszeichnet, dass er aus Enttäuschungen Motivation schöpfen kann. Und deshalb ist nachfolgender Satz nicht ungewöhnlich: „Aus dem Schmerz und aus der Wut des vergangenen Jahres sollten wir Kraft schöpfen. Für mich bedeutet das: Wir wollen nicht Zweiter oder Dritter werden, sondern Klassenprimus.“

Wenn ein Abstieg überhaupt etwas Positives bewirkt, dann weiß es der Keeper: „Der jetzt einsetzende Reinigungsprozess ist auch eine große Chance. Wir entwickeln ein neues Gefühl, eine neue Stimmung und mit einem geschlossenern Kern können wir viel erreichen“, ist sich Heerwagen sicher.

Manchmal sind es ja Kleinigkeiten, an denen man Fortschritte festmachen kann. Heerwagen hat gleich nach dem ersten Trainingstag Ansätze entdeckt. „Das Team- oder Arbeitsklima ist plötzlich ein völlig anderes. In der Kabine herrscht absolute Ruhe. Keine Grabesstille, sondern einfach Konzentration auf die nächste Übungseinheit und das ist ein gutes Zeichen.“

Denn Heerwagen weiß, was in der zweiten Liga auf seine Kollegen zukommt. „Da zählt manchmal nicht der feine Pass oder die Technik, sondern 90 Minuten Einsatz. Die Auswärtsspiele, das verspreche ich, können sehr unangenehm werden.“ Er weiß, wovon er redet. Schließlich hat er 123 Zweitliga-Begegnungen auf dem Buckel und gibt den Youngstern im Team noch einen Rat: „Es ist ein großes Privileg, in Zeiten vieler arbeitsloser Fußballprofis einen Vertrag zu haben. Da muss man jeden Tag versuchen, das Beste daraus zu machen.“

Das Beste nach dem Abstieg war für Heerwagen die Flucht in die weite Welt. 28.000 Kilometer stehen beim „Miles&More“ zu Buche. Das „World-Ticket“ brachte ihn in fünfeinhalb Wochen über die Stationen Thailand, Vietnam, Japan, Vancouver, Vegas, Costa Rica, New York zurück nach München. Dort krönte er seine Welttour beim Zahnarzt am Hachinger Bach. Der beseitigte die Restspuren seinen Hoffenhein-Unfalls (Kieferbruch) und gönnte Heerwagen drei Kronen an den Backenzähnen. Die besten Voraussetzungen also, um sich im VfL-Tor auch bei Friedhelm Funkel festzubeißen.

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