Nach der gezeigten Leistung am Samstag vor den 30.748 Zuschauern im ausverkauften rewirpowerSTADION geht das völlig in Ordnung. Denn wer aus den letzten zwölf (!) Bundesliga-Spielen nur einen Zähler holt und den in Freiburg noch äußerst glücklich, der hat leistungsmäßig im Oberhaus nichts mehr zu suchen.
Der sechste Abstieg war hausgemacht und völlig überflüssig. Wenn man nach vier erfolgreichen Jahren unter Marcel Koller der Meinung war, dass sich der Schweizer abgenutzt hat, dann hätte man sich im letzten Sommer sauber von ihm trennen können. Der Rauswurf am sechsten Spieltag dagegen war keine Entscheidung der Vernunft, sondern man hat sich mehr den Rufen aus dem Umfeld ergeben. Heiko Herrlichs Antritt, erst als mutige Entscheidung gefeiert, erwies sich als Boomerang. Einen unerfahrenen Trainer zu installieren war, im Nachhinein, ein völliger Fehlgriff. Denn bei allen sportlichen Qualitäten eines Herrlich: Die Defizite im menschlichen Bereich waren allzu gravierend.
Es ist ja auch ein Unterschied, ob man sich als Trainer einer Jugendnationalmannschaft mit dem ein oder anderen Spieler überwirft und ihn dann nicht mehr beruft, oder aber, ob man Tag für Tag mit dem gleichen Personal auskommen muss. Das mit Dariusz Wosz noch einmal auf einen Hoffnungsträger gesetzt wurde, das war okay, aber zwei Spieltage vor dem Ende mit Sicherheit schon zu spät.
Und so war spätestens mit dem frühen Führungstor von Arnold Bruggink (9.) der Abstieg des VfL besiegelt. Diese Mannschaft ist längst verunsichert, es gibt keine richtige Führungshierarchie im Team und eine eingespielte Formation konnte Wosz innerhalb von anderthalb Wochen auch nicht auf den Platz zaubern. Fakt ist: Unabhängig von der Trainersuche muss die Mannschaft ein völlig neues Gesicht erhalten.
Dass dabei bei Mindereinnahmen von circa 16 Millionen der Sparstrumpf regiert, versteht sich von selbst. Dass aber diese Mannschaft auseinander bricht, darüber vergießt das Gros der Fans keine Träne. Nichts ist entwaffnender und so glaubhaft, wie das Statement von Cheftrainer Wosz nach dem Spiel: „Ich entschuldige mich bei den Fans des VfL Bochum. Alles, was wir uns vorgenommen haben, war nicht da. Das war Angsthasenfußball!“
Und dann fügte er nachdenklich hinzu - und man sah ihm an, dass er mit den Worten rang: „Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe. Aber zu meiner Zeit war das anders.“ Und er wurde sogar noch deutlicher: „Da bist du als Trainer machtlos. Das war viel zu wenig. Ich hatte in keiner Phase des Spiels das Gefühl, dass noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft geht und sie zurück kommt.“
Und während der Bochumer Trainer geknickt und fast zerbrochen auf seinem Platz hockte, begann für Mirko Slomka die große Genugtuungsparty. Denn gerade mal einen Monat nach dem 0:7 in München, war er über Nacht zum großen Retter avanciert und genoss den Jubel merklich. „Wir waren auf die aggressiven Bochumer gut vorbereitet, haben gemeinsam gut verteidigt und sind als Team sehr gut aufgetreten. Die Tore sind zu einem guten Zeitpunkt gefallen. Mit einem 3:0 im Rücken geht alles viel leichter.“
Und so zog der Jubel zurück nach Niedersachsen, während in den Bochumer Lokalitäten das große Frustsaufen einsetzte. Die Zukunft des VfL erscheint dramatisch. Der Etat muss von 38 auf 22 Millionen gesenkt werden. Mit nur noch 15.000 Zuschauern wird kalkuliert.
Die Kosten für den Umbau des Stadions ziehen Zinsbelastungen in Millionenhöhe nach sich, so dass das mögliche Ziel Wiederaufstieg zu einem immensen Kraftakt wird. Gut nur, dass alle Verträge für die erste und zweite Liga gelten. So ist zumindest gewährleistet, dass der ein oder andere Euro auf dem Transfermarkt fließen wird. Vorausgesetzt, Interessenten haben am Samstag bei dem Grottenkick nicht genau hingeschaut.