Ein Spruchband mit der Aufschrift „Ihr seid es nicht wert unsere Farben zu tragen“ signalisierte deutlich, dass die Geduld der VfL-Sympathisanten allmählich erschöpft ist. Nur Mergim Mavraj und Mimoun Azaouagh reagierten auf die Beschimpfungen und wehrten sich verbal. Gut so, denn in dieser Atmosphäre kann jedes Wort zu viel sein. Immerhin nahm sich Trainer Heiko Herrlich rund 30 Minuten Zeit, um den aufgebrachten Anhängern Rede und Antwort zu stehen.
Am Abend zuvor war die Stimmung nach der 0:2 (0:1)-Niederlage im Rhein-Energie-Stadion schon auf dem Nullpunkt. Denn die Leistung, die der VfL in den vorausgegangen 90 Minuten abgeliefert hatte, war, um es drastisch zu bewerten, ein Bewerbungsschreiben für Liga zwei. Auf dem Platz wirkte das Team lange Zeit ängstlich und hilflos und bei allen Gesprächen nach der Partie hatte man den Eindruck, dass spätestens jetzt an der Castroper Straße eine völlige Ratlosigkeit herrscht.
Die Mannschaft ist ängstlich, verunsichert und man hatte den Eindruck, dass die gute Leistung gegen Hamburg, die vom Ergebnis her nicht honoriert wurde, ein letztes Aufflackern war. Wer es in einer Stunde gegen mittelmäßige Kölner nicht schafft, auch nur einmal ernsthaft auf das gegnerische Tor zu schießen, der ist untauglich für Liga eins. Und der Trainer hatte es anschließend schwer, seinen Ärger sachlich vorzutragen: „Wir sind sehr enttäuscht über die Art und Weise wie wir aufgetreten sind. Wir waren gerade in den ersten 25 Minuten sehr verunsichert und haben es nicht geschafft, gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Kurz: es ist zu wenig um Punkte zu sammeln.“
Die Ursachen der Niederlage bei Patrick Fabian zu suchen, der bei seinem ersten Saisoneinsatz zumal auf der für ihn fremden Sechser-Position enttäuschte, wäre fatal. Denn niemand um ihn herum genügte Erstliga-Ansprüchen. Kein Wunder, dass Zvonomir Soldo am Ende nüchtern bilanzierte: „Wir haben das Spiel 90 Minuten kontrolliert und zwar gegen einen völlig verunsicherten Gegner und haben so endgültig den Klassenerhalt geschafft.“
Davon ist der VfL Bochum derzeit meilenweit entfernt. Und das Restprogramm mit den Spielen gegen Stuttgart, in München und gegen Hannover vergrößert die Angst bei der blau-weißen Fangemeinde. Man nehme nur Stanislav Sestak, der alles andere als ein arroganter Stinkstiefel mit Ambitionen zu Höherem ist, dem aber momentan nicht die einfachsten Dinge gelingen. Er ist eigentlich der lebende Beweis dafür, dass es mit der Psyche der Mannschaft nicht stimmt. Und offensichtlich gelingt es momentan niemandem, den Knoten im Kopf zu lösen. Aber gerade dies ist die dringendste Aufgabe der sportlichen Leitung in den nächsten Tagen.
Nach dem trainingsfreien Sonntag nämlich sollte spätestens am Montag damit begonnen werden, denn selbst nach dem Grottenkick von Müngersdorf ist der Klassenerhalt noch möglich. Dies scheint unter dem Eindruck des Köln-Spiels fast ein frommer Wunsch, aber die Bundesliga-Geschichte beweist eins – nichts ist unmöglich.