Manuel Neuer ist in den vergangenen Tagen durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Erst durfte er am Tag des Geburtstages seiner Mutter den Sieg im Revierderby über Borussia Dortmund feiern, doch danach musste er eine herbe Enttäuschung verkraften. Bundestrainer Joachim Löw hat René Adler zur Nummer eins im deutschen Tor ernannt. Daran wird auch der Patzer des Leverkuseners beim 0:1 gegen Argentinien nichts ändern. Neuer ertrug die Verbannung auf die Bank professionell, auch wenn die Zähne des Schalker Rückhalts laut geknirscht haben.
„Die Entscheidung des Bundestrainers, dass René Adler gespielt hat und ob dies nun schon die endgültige Nominierung für die WM war, möchte ich nicht kommentieren“, gab sich Neuer nach dem tollen 4:1 in Frankfurt diplomatisch. „Da muss man Joachim Löw fragen.“
Vor dessen Augen bot der 23-Jährige erneut eine eindrucksvolle Demonstration seines Könnens. Neuer blieb in Frankfurt ohne Fehler, zeigte sowohl auf der Linie und beim Herauslaufen keinerlei Schwächen.
Dennoch muss er wohl mit der Aussicht leben, nach Südafrika nur als Edelreservist zu fahren. Er muss geduldig auf seine Chance warten, kann möglicherweise nur von einer Verletzung des Konkurrenten profitieren. Am Samstag war das natürlich kein Thema, Neuer feierte vor der Kurve, wo er diesmal Gerald Asamoah die Rolle des „Zaunkönigs“ mit der Flüstertüte aufzwängte. „Wichtiger war, dass wir die Adler aus Frankfurt bezwungen haben“, grinste er in Anspielung auf das Wappentier des Gegners, das zufälligerweise den gleichen Namen trägt wie der Bayer-Schlussmann.
Er ist clever geworden und weiß, dass der Kampf um die Stammplätze nicht mit dem Mund ausgetragen wird. Präsentiert er sich in der besten Abwehr der Liga weiter wie bisher, wird Löw ohnehin nicht an ihm vorbei kommen - egal, ob der andere Adler lahmt...