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Gerrit Starczewski
Nackt-Fotograf, Stadionverbotler, VfL-Fan

Gerrit Starczewski: Nackt-Fotograf mit Stadionverbot
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Einst widmete sich Gerrit Starczewski dem Schreiben von Fanzines und zog mit der Kamera durchs Ruhrstadion. Nun hat er eine ganz neue Leidenschaft entdeckt.

Doch eine Geschichte faszinierte ihn schon seit Langem: „Auf dem Melt! Festival in Berlin, während eines Auftrittes von Polarkreis 18, stand plötzlich ein nackter Engländer neben der Bühne. Die Menschen um mich herum begannen zu klatschen, sich mit ihm zu freuen, es wurde die Geschichte des Festivals. Die Stimmung war so von Euphorie und Glück geprägt, dass ich auf die Idee gekommen bin, so etwas auch machen zu wollen und Menschen im Kollektiv diese Glückseeligkeit erleben zu lassen.“ Der Grundstein für „Naked Heart“ war gelegt und nur ein Jahr später rief Gerrit zum gemeinsamen „Nacktmachen“ auf.

Doch schien es erst so, als würde seine Idee nicht auf die gewünschte Resonanz treffen, eine Viertelstunde vor dem geplanten Start seiner Aktion war keiner der Besucher, die er in den Tagen zuvor angesprochen hatte, erschienen. Doch dann kamen sie, Scharen an nackten Menschen bahnten sich ihren Weg zur Bühne. „Es waren am Ende über hundert, die gemeinsam mit mir das symbolische Herz aufzeigten und es wollten immer noch mehr auf die Fotos“, erinnert sich Gerrit, der es sich selbst nicht hat nehmen lassen, ebenfalls blank zu ziehen. „Keiner von uns wusste, was passieren wird, doch was dort geschah war einfach unglaublich“, spricht Gerrit begeistert von seiner Aktionskunst und Worte wie „Love & Peace“, „Harmonie“, „menschliche Werte“ und „unvorstellbare Glücksgefühle“ gleiten ihm dabei immer wieder über die Lippen. „Ich wollte mit den ‚Nackten Herzen’ Akzente setzen, zeigen wie aus Sehnsüchten und Träumen nachhaltige Dinge entstehen können“.

Sommer 2010: Ärger über den VfL

Gedanken und Dinge die auch der VfL Bochum nach der enttäuschenden letzten Saison gut gebrauchen könnte. Doch auf einen Anhänger werden die Blau-Weißen in dieser Spielzeit verzichten müssen. Gerrit Starczweski wird seinen Verein nicht mehr unterstützen. „Nachdem man mit Stefan Kuntz ein super Typ für Bochum verpflichtet hatte gab es eine riesige Aufbruchstimmung, doch dann wurde die Kiste vom Verein leider komplett gegen die Wand gefahren“, stellt Gerrit klar. Wie bei seinen Fotoprojekten gehören für ihn Emotionen, seien es positive nach einem Erfolg oder negative nach einer Niederlage, zum Fußball dazu. Doch eben diese Emotionen wurden dem jungen Fotograf zum Verhängnis: Den letzten Auftritt der Bochumer in Deutschlands Eliteliga gegen Hannover fing er wie gewöhnlich mit seiner Kamera ein, doch was sich nach dem „leidenschaftlosen Gekicke“ seines VfL abseits des Platzes abspielte, war für ihn mehr als ein einschneidendes Erlebnis.

Wütende Anhänger beschimpften Spieler und Ordner, er selbst mit seiner Kamera immer auf Augenhöhe, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. „Wir Anhänger werden wie Dreck behandelt, und willkürlich irgendwelcher Straftaten beschuldigt“. Jeder der nicht Konform mit der Einstellung der Verantwortlichen sei, würde aus dem Stadion entfernt werden, glaubt der mittlerweile 23-Jährige, der auch das Cover und unzählige Fotos zu dem erfolgreichen Buch „Die einhundert ‚schönsten’ Schikanen gegen Fußballfans“ beisteuerte.

"Liebe und Zuneigung"

Gerrit, sah sich nach dem Spiel plötzlich dem Vorwurf der Beleidigung und Sachbeschädigung gegenübergestellt. Irgendwie scheint es schwer vorstellbar, dass ein Mensch, der über Liebe und Zuneigung spricht und mit der massenhaften Darstellung von Herzsymbolen ein Zeichen für mehr Menschlichkeit und Rücksichtnahme predigt, zu solchen Taten fähig gewesen sein soll. Fernab der großen Plätze ist Gerrit aber immer noch zu finden. Ob in Schweden, Holland oder im unterklassigen Bereich, überall wo Fußball gespielt und interessante Menschen auf den Tribünen dieser Welt Platz nehmen, da ist auch seine Kamera nicht weit. „Fern vom Kommerz, wo die Zuschauer noch auf alten Holzbänken sitzen“ bleibe Fußball noch das, was ihn vor Jahren ausgemacht habe.

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