Um das nahe gelegene Gottlieb-Daimler Stadion machte die mit dem unverkennbaren schwäbischen Dialekt ausgestattete zweifache Mutter einen großen Bogen.
Doch tief in ihr schlummerte der Traum aller Fußballväter. „Ich wollte schon immer einmal mit meinem mittlerweile erwachsenen Sohn Fußballatmosphäre schnuppern“, waren die Fan-Gene für Lörcher wohl bereits angelegt und warteten nur auf den Ausbruch. An den BVB dachte sie da allerdings noch nicht.
Der Zufall stand Pate. Ein Familienausflug ins Ruhrgebiet sollte im Jahr 1994 ihr Leben nachhaltig verändern. „Der galt eigentlich dem Starlight-Express in Bochum. Das Musical haben wir auch besucht. Aber wir wollten zudem ein wenig von der Kultur der Menschen im Ruhrpott kennen lernen. Und da gehörte der Besuch eines Fußballspiels dazu“, erinnert sich Lörcher.
„Man sagt, dass Fußball hier zum Lebensgefühl gehört. Das kannten wir so in Schwaben nicht. Und das wollten wir einmal erleben“, ist sie heute längst Teil des Ganzen. „Damals war es uns eigentlich ganz egal, zu welchem Verein wir gehen. Weil zufällig der BVB zu Hause gegen den VfB Stuttgart spielte, kamen wir über das Gästekontingent der Stuttgarter an Tickets für das Spiel. Also sind wir ins Westfalenstadion gegangen“, führte offenbar das Schicksal Regie. „Dortmund hat das Spiel mit 5:0 gewonnen. Nach dem dritten Tor haben wir bereits mitgejubelt“, wurde Lörcher schnell zur Borussin.
Es folgten weitere Besuche und zwei Jahre später die erste Dauerkarte auf der Südtribüne. Seitdem hat sie kaum ein Heimspiel der Schwarz-Gelben verpasst. Es folgte die Gründung des Fan-Clubs „Solitude Borussen“. Seit ihrer Einrichtung im Jahr 2004 gehört Lörcher zudem in offizieller Funktion der Fanabteilung des Vereins an - als Vertreterin für die Region Süddeutschland.
„Zusammen mit meinem Kollegen David Adomeith stehe ich seitdem als Ansprechpartner für die BVB-Fans in dieser Region zur Verfügung“, erklärt Lörcher ihre rein ehrenamtliche Tätigkeit. Sie organisiert Busfahrten und steht in engem Kontakt mit der Fanbetreuung des BVB und dem Abteilungsvorstand der Fanabteilung, um Wünsche und Probleme der Fans und Fan-Clubs zu besprechen. „Es gibt seitdem keinen Tag mehr ohne den BVB“, lacht Lörcher, die den Aufwand mit „täglich mindestens eine Stunde“ beziffert.
„Gerade für Fans, die wie wir weit weg von Dortmund wohnen, ist eine derartige Schnittstelle von enormer Bedeutung“, verdeutlicht Lörcher. „Mittlerweile sind wir eine richtig verschworene Gemeinschaft mit viel menschlichem Drumherum geworden. Unsere Mitglieder rufen mich an, wenn sie einen Autounfall hatten oder es familiäre Probleme gibt. Als wir selbst im vergangenen Jahr einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hatten, standen die BVB-Kollegen natürlich auch mir bei“, betont Lörcher, dass die Kontakte mittlerweile weit über den Sport hinausgehen.
Einmal im Monat - meist in der Wochenmitte - reist die selbständig tätige Kauffrau zudem die 420 Kilometer nach Dortmund, um an den Sitzungen der Fanabteilung teilzunehmen. „Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Kinder könnte ich das manchmal gar nicht mehr bewältigen“, sei ihr die „Liebe zur Borussia“ aber „jede Sekunde Wert“.
Am 7. Februar organisierten Lörcher und Adomeith anlässlich des Dortmunder Auswärtsspiels bei den Bayern einen Tag später eine große Fan-Party im Münchener Vorort Garching. 200 Fans haben sich im "Jagerhof" zu der Musik der Gruppe "Pommes Schwarz-Gelb" auf das Spiel am ungeliebten Sonntagstermin eingestimmt. „Das haben wir 2007 schon einmal in Leonberg gemacht und wollen das zukünftig einmal im Jahr bei einem Auswärtsspiel unserer Schwarz-Gelben im Süden wiederholen“, ist Lörcher auch nach fünf Jahren Verbandsarbeit weiter voller Tatendrang. Deshalb ist sie unser Fan des Monats Februar.