Die Nachricht schlug am Donnerstagabend ein wie eine Bombe:[article=461456] Westfalia Herne muss Insolvenz anmelden[/article]. Der Klassenerhalt in der Oberliga Westfalen dürfte somit ein deutlich schwierigeres Unterfangen werden - denn die sportlichen Konsequenzen sind relativ klar: Bei offizieller Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zieht der Westdeutsche Fußball-Verband dem betroffenen Verein neun Zähler in der laufenden Spielzeit ab. "Das haben wir eingeplant", sagte Hernes Trainer Christian Knappmann der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Für die Mannschaft kam die Nachricht der Insolvenz indes nicht mehr überraschend - immerhin mussten die Spieler schon in den vergangenen Monaten auf ihr Gehalt warten. "Die Mannschaft war eine treibende Kraft und immer involviert", so Knappmann. Für die Spieler ist die Insolvenz ohnehin erst einmal positiv - denn durch das Insolvenzgeld sind zumindest drei Monatsgehälter gesichert.
Regionalliga bestimmt die Zahl der Absteiger aus der Oberliga
"Wir sind erstmal froh, dass wir durch das Insolvenzgeld jetzt voraussichtlich die drei Gehälter bekommen", sagte Hernes Kapitän Maurice Temme der WAZ. Die Mannschaft will nun erst einmal konzentriert weiter arbeiten - was sie schon in den vergangenen Wochen schaffte.
22 Punkte hat Herne derzeit auf dem Konto, liegt damit auf dem sicheren zehnten Platz. Nach dem Punktabzug wären es nur noch 13 - und der Sturz auf Rang 16. Da es in der Oberliga Westfalen aber nur zwei Regelabsteiger gibt, wäre der Klassenerhalt Stand jetzt erreicht, denn der TuS Erndtebrück mit zwölf und die Hammer SpVg mit fünf Punkten belegen die Abstiegsränge.
Aber: Sollten aus der Regionalliga West drei oder gar vier westfälische Mannschaften absteigen, erhöht sich auch die Zahl der Absteiger aus der Oberliga jeweils. Die SG Wattenscheid 09 steht bereits als erster Absteiger fest, ob sie kommende Spielzeit in der Oberliga spielen wird, ist aber noch nicht klar. Gefährdet sind in der Regionalliga der SV Lippstadt (16.) und der TuS Haltern (14.), zudem ist die finanzielle Situation bei den Sportfreunden Lotte ungewiss.
Personalkosten unter 10.000 Euro im Monat
Kompliziert dürfte der Klassenerhalt dennoch werden - denn im Winter dürften weitere Spieler den Verein verlassen. Laut WAZ sollen in der Rückrunde weniger als 10.000 Euro pro Monat an Personalkosten anfallen. Unter anderem Bilal Abdallah, Philipp Rößler und Nazzareno Ciccarelli haben den Klub bereits verlassen. Aber: Einige Akteure erklärten bereits, dass sie das schwierige Unterfangen mitgehen wollen - wie Kapitän Temme, Torwart Ricardo Seifried, Nicolai Pakowski, Enes Oguz Timor Schick oder Erhan Duyar.
Bereits beim vergangenen 2:1-Sieg über Hamm hätten abgesehen von Michael Smykacz nur Spieler auf dem Rasen gestanden, die Herne auch über den Winter heraus ihre Zugabe gegeben haben. Knappmann glaubt deshalb: "Die Insolvenz ist nichts Schlechtes, sondern für Westfalia Herne die Chance auf einen Neubeginn." Laut WAZ verhandelt der Trainer bereits mit potentiellen - günstigen - Neuzugängen, die Herne als Sprungbrett nutzen wollen.
Vor der Winterpause stehen für Herne noch zwei Heimspiele auf dem Programm. Am Sonntag (14.30 Uhr) geht es gegen die Sportfreunde Siegen, eine Woche später gastiert der SV Schermbeck in Herne.