Nach der neuerlichen Lockdown-Verlängerung von Bund und Ländern haben sich in der Oberliga Westfalen am Donnerstagabend alle Vereine, bis auf drei Ausnahmen, mit Vertretern des Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen sowie dessen Vizepräsidenten Manfred Schnieders über eine mögliche Fortsetzung der Saison 2020/2021 unterhalten.
Das Ergebnis: Es bleibt weiterhin offen, wann und ob es zum Re-Start kommt. Nur so viel steht fest: Schnieders legte den anwesenden Klub-Vertretern seine Sicht der Dinge dar. Und diese wären da: Sobald Bund und Länder auch Lockerungen für den Sport vornehmen, sollen die westfälischen Oberligisten das Training aufnehmen. Einzige Bedingung: Der Inzidenzwert muss in der jeweiligen Heimatstadt des Vereins unter 35 liegen. Dafür gibt es einen Entwurf des NRW-Landessportbundes. Weiter erfuhr RevierSport, dass der Verband die Saison gerne unter Ausschluss der Öffentlichkeit beenden würde.
Diese beiden Punkte brachten Christian Knappmann, Trainer des abstiegsbedrohten und finanziell nicht auf Rosen gebetteten SC Westfalia Herne, mal so richtig auf die Palme. Der 39-jährige Ex-Profi verließ vorzeitig wutentbrannt und schwer enttäuscht die Konferenz-Schalte.
Schnieders gegenüber RevierSport: "Ich kann Herrn Knappmanns Ärger verstehen, die Reaktion aber weniger. Niemand weiß letztendlich, wie es kommen wird - auch ich nicht. Es sind alles nur Entwürfe, Pläne. Wir müssen ja weiter denken. Es ist doch klar, dass man irgendwann wieder anfangen muss. Dass es dann wieder mit einer x-beliebigen Zuschauerzahl weitergeht, ist unrealistisch. Man muss sehr klein anfangen. Die Vereine wünschen sich immer, dass man mit ihnen diskutiert und dann solche eine Reaktion. Das kann ich nicht nachvollziehen."
Knappmann erklärt seinen Ärger
"Ich habe wirklich vollstes Verständnis für die schwierige Situation der Entscheidungsträger. Allerdings halte ich rückgratloses Verhalten für untragbar. Ich akzeptiere jede Entscheidung bezüglich der Fortsetzung des Spielbetriebes, sofern diese den Verein nicht existentiell bedroht", erklärte Knappmann noch am Donnerstagabend via Facebook.
Er führte weiter aus: "Eine Fortsetzung ohne Zuschauer und diese Überlegung hat der Verband in seinen Planungen, ist eine solche Entscheidung, die ich als Verantwortlicher des SC Westfalia nicht mittragen und unterstützen kann. Wir, der SC Westfalia Herne, aber auch viele andere Oberligisten sind auf die Fans und Zuschauer an den Wochenende angewiesen. Dass der Verband ohne diese Menschen bereit ist, den Spielbetrieb zu starten, zeugt von wenig Nähe, Empathie und Solidarität. Für alle, die mich kennen, sollte klar sein, was passiert ist. Ich habe die Videokonferenz wutentbrannt und voller Enttäuschung verlassen."
Knappmann entschuldigt sich bei Schnieders - bleibt aber bei seiner Meinung
Am Freitagmorgen sprach RevierSport mit dem populären "Knappi", der zwar ein wenig zurückruderte, aber bei seinem Standpunkt blieb. "Es ist verdammt schwer bis unmöglich, dass für alle Klubs eine zufriedenstellende Lösung gefunden wird. Ich habe vielleicht etwas überreagiert. ich bin aber ein emotionaler Typ und vernarrt in Gerechtigkeit, auch wenn diese natürlich subjektiver Natur ist. Für uns kann dieser Vorschlag auf jeden Fall keine Lösung sein. Ich habe wirklich Angst um meine Westfalia. Wir haben gerade die Insolvenz gemeistert und arbeiten an finanziell seriösen Konzepten für die Zukunft unseres Traditionsvereins. Und das alles beinhaltet vor allem unsere treuen Fans. Ohne sie sind wir aufgeschmissen."