Das Spiel gegen die Südamerikaner ist somit für Bundestrainer Joachim Löw die letzte Gelegenheit, nochmals neue Spieler im Kreis der Nationalmannschaft zu beobachten - oder Spielern, die länger nicht dabei waren, eine neue Bewährungschance zu geben. Kevin Großkreutz gehört zu letzterer Kategorie. Sein drittes und bis dato letztes Länderspiel bestritt der Dortmunder am 9. Februar 2011 beim 1:1 gegen Italien. Und die Allzweckwaffe von Borussia Dortmund will die sich nun bietende Chance beim Schopf packen und noch auf den WM-Zug aufspringen.
"Wenn ich Trainer wäre, wäre Kevin der erste Spieler, den ich nominieren würde" antwortete BVB-Coach Jürgen Klopp im Vorfeld des BVB-Heimspiels gegen Nürnberg auf die Frage, ob er sich für Großkreutz freue. Und begründete seine Aussage. "Er kann mindestens vier, wenn nicht sogar fünf Positionen spielen. Ein solcher Spieler ist ein Segen für jede Mannschaft."
Das scheint nun endlich auch Bundestrainer Löw erkannt zu haben. Aufgrund der leicht beunruhigenden gesundheitlichen Situation einiger seiner Stammkräfte hat sich Löw rechtzeitig an Dortmunds Allrounder erinnert. Dieser gab ihm allerdings in der jüngeren Vergangenheit auch fast permanent genügend Argumente, endlich wieder zum Elite-Kreis dazu zu stoßen. Vor allem lieferte Großkreutz durch seine stets überzeugenden Champions-League-Auftritte längst auch den von Löw so häufig als Nominierungs-Basis ausgerufenen Nachweis internationaler Klasse. Mehr noch: Borussias "Kilometerfresser" überzeugte dabei sogar auf mehreren Positionen.
"Überragende Spielintelligenz"
Egal ob als rechter Verteidiger oder auf beiden Außenbahnen im Mittelfeld und sogar als "Sechser" - der "Dortmunder Jung" braucht aufgrund seiner "überragenden Spielintelligenz" (O-Ton Klopp) so gut wie keine Eingewöhnungszeit - selbst wenn sich sein Betätigungsfeld kurzfristig (auch innerhalb eines Spiels) ändert.
Darüber hinaus ist Großkreutz ein echter "Teamplayer". Dem Blondschopf ist kein Weg zu weit, wenn es darum geht, sowohl sich auftuende Defensiv-Löcher zu stopfen als auch sich in der Offensive bietende Gelegenheiten gedankenschnell wahrzunehmen, um auch dort entsprechende Akzente zu setzen. Als Teamplayer sieht es Großkreutz als Selbstverständlichkeit an, sich stets bedingungslos in den Dienst seiner Mannschaft zu stellen. Leidenschaft und Herz sind seine Grundtugenden, Spielintelligenz und Vielseitigkeit seine Trümpfe.
Seine Teamplayer-Mentalität wird durch eine Antwort unterstrichen, die Großkreutz vor geraumer Zeit als Antwort auf die Frage eines Journalisten gab, welches denn seine Lieblings-Position sei: "Für mich ist jede Position ideal, auf der ich regelmäßig spielen darf."
Dauer- statt Notlösung?
In der Pressekonferenz des DFB vor dem Test gegen Chile legte sich Löw - für ihn völlig untypisch - bereits zwei Tage vor dem Spiel fest: gegen die Südamerikaner wird Philipp Lahm wie im Verein auf der "Sechs" spielen, Großkreutz bekommt die Chance als rechter Verteidiger. Sollten sich die personellen Probleme des Bundestrainers besonders im defensiven Mittelfeld - Sami Khedira, Sven Bender und Ilkay Gündogan drohen auszufallen, Bastian Schweinsteiger ist noch nicht richtig fit - bis zur WM nicht entspannen, könnte sich genau diese Besetzung auch während des Turniers in Brasilien als Dauerlösung etablieren.
Alle BVB-Fans drücken die Daumen, daß "Uns Kevin" nun auch im DFB-Dress endlich jene angemessene Anerkennung erfährt, die ihm im Verein schon seit Jahren zuteil wird. Borussias Allzweckwaffe ist auf dem Weg, sich auch bei Joachim Löw als "Mann für alle Fälle" zu etablieren.