Neben angemessener Freude darüber, gerade ein Tor erzielt zu haben, war es vor allem eine große Portion Erleichterung, die nach dem 3:0 in Henrikh Mkhitaryans Gesicht zu erkennen war. Der 25-Jährige war froh, in der 83. Minute doch noch den einzigen Makel, der seinem Auftritt bis zu diesem Zeitpunkt anhaftete, beseitigt zu haben.
Mehrfach hatte Nürnbergs Torhüter Raphael Schäfer das Privatduell mit Dortmunds Tempodribbler dank spektakulärer Paraden für sich entschieden. Aber nach dem wunderbaren Zuspiel von Jonas Hofmann schlug Mkhitaryan doch noch zu. „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich noch ein Tor schieße“, erklärte er hinterher.
Die jüngste Entwicklung des im Sommer von Schachtjor Donezk nach Dortmund gewechselten armenischen Nationalspielers steht geradezu sinnbildlich für den Aufschwung von Borussia Dortmund. Nach dem holprigen Auftakt gegen Augsburg und Braunschweig schoss sich der BVB beim 5:1 gegen Werder Bremen die Sorgen der Monate November bis Januar von der Seele – und Mkhitaryan nutzte diese Partie mit zwei Treffern zu seiner persönlichen Befreiung.
„Er hat auch in St. Petersburg eine klasse Leistung gezeigt“
Schien ihm bis dahin die Rekordablöse von 26 Millionen Euro wie eine zentnerschwere Last auf den Schultern zu liegen, bereichert er den Angriffsfußball der Westfalen seither mit der Leichtigkeit, die sich Fans, Mitspieler und Verantwortliche erhofft hatten. Eine Leichtigkeit, vor der Jürgen Klopp die Gegner schon nach dem Erfolg an der Weser eindringlich gewarnt hatte, als er über Mkhitaryan sagte: „Wenn er ein bisschen Leichtigkeit spürt, ist er sofort überragend.“
Dabei gelingt es ihm immer besser, im Wortsinn als Spielmacher zu agieren. Auch gegen Nürnberg bewegt er sich geschickt in den freien Räumen, bot sich den defensiveren Spielern ständig als Anspielmöglichkeit an und nahm, einmal den Ball am Fuß, blitzschnell Tempo in Richtung Tor auf.
Es ist geradezu offensichtlich, dass sich Mkhitaryan in einer enorm wichtigen Phase befindet. Ihm gelingt gerade das, was die Dortmunder auch als Kollektiv unbedingt schaffen möchten: Er stabilisiert seine Leistungen auf einem hohen Niveau. „Er hat auch in St. Petersburg eine klasse Leistung gezeigt“, betonte Sportdirektor Michael Zorc in diesem Zusammenhang und klang dabei sehr sicher, dass er von solchen Auftritten noch eine ganze Reihe zu sehen bekommen wird.