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Derby-Boykott ist plumper Aktionismus

Schalke-Fanblog: Derby-Boykott ist plumper Aktionismus
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Der Respekt unseres Schalker Fanbloggers für den Dortmunder Derby-Boykott ist verflogen. Irgendwie geht es dann doch mehr ums Derby als um die Preispolitik.

Kohle unter unseren Füßen - der Schalke-Fanblog:

Das erste Spiel „seiner“ Schalker hat Thorsten Lueg 1972 in der alten Glückauf-Kampfbahn verfolgen können - und dann auch noch gleich das legendäre Pokalhalbfinale gegen den 1.FC Köln. Seit dieser Zeit hat er fast sämtliche Heimspiele des S04 vor Ort miterlebt. Ein Dauerkartenplatz in der VELTINS-Arena und der Besuch möglichst vieler Auswärtspiele runden die nackten Zahlen seines heutigen Fanlebens ab. Doch seine Vita weist Unstimmigkeiten auf. Im äußersten Nordwesten Dortmunds geboren, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Borsigplatz entfernt zur Penne gegangen, das Geld fürs Studium als Taxifahrer auf den nächtlichen Straßen der Westfalenmetropole verdient, ist die verbotene Stadt für den heute in Essen lebenden Revierbürger stets die heimatliche Scholle geblieben - aber auch der beste Grund, mit ganzem Herzen königsblau zu denken und zu träumen. Einen größeren Beweis für seine Liebe zum FC Schalke 04 kann es nicht geben!

Meine erste Reaktion auf die Ankündigung des schwattgelben Anhangs, das kommende Derby wegen der vom gastgebenden Verein erhobenen Top-Zuschläge boykottieren zu wollen, war stiller Respekt. Endlich, habe ich gedacht, endlich formieren sich Fußballfans zu einer lauten Opposition gegen die zunehmend unverschämtere Preispolitik der Vereine. Darum waren die leichten Magenschmerzen, dass es sich beim „Täter“ um meinen eigenen Klub und bei den „Opfern“ ausgerechnet um Anhänger eines gewissen ungeliebten Reviernachbarn handelt, anfänglich noch einigermaßen zu ertragen. Denn im Grunde liegen die Initiatoren mit dem Ziel ihres Boykottaufrufs vollkommen richtig: Das Kulturereignis Fußball muss für jedermann bezahlbar und zugänglich bleiben.

Man wolle nicht ausdrücklich den FC Schalke 04 treffen, so das Bekenntnis der Boykotteure, da es schließlich um eine allgemeine Tendenz ginge, gegen die man aufbegehren müsse. Doch diese vermeintlich edle Protestgesinnung entlarvt sich schnell als plumper Aktionismus. Denn läge den schwattgelben Systemrebellen tatsächlich an der Entfachung einer Grundsatzdiskussion, wäre ein Kehren vor der eigenen Haustür der bessere Legitimationsnachweis gewesen. Schließlich berappt die zahlende Kundschaft für den teuersten Sitzplatz im SIP immer noch schlappe 30 Prozent mehr als für einen Platz der gleichen Kategorie in der Schalke-Arena. Und die hauseigene Umverteilung willkommener Mehreinnahmen auf gleich sechs Top-Spiele pro Saison gereicht dem schwattgelben Protest auch nicht gerade zur Ehre – weder rechnerisch, noch moralisch.


Apropos Moral: Das Ansinnen der zickigen Nordsauerländer ist noch nicht einmal so weit gefasst, dass sich sämtliche Stadiongänger davon angesprochen fühlen könnten. „Kein Zwanni für 'nen Steher“, lautet nämlich die Devise und grenzt damit ganz bewusst die in den modernen Arenen inzwischen generell weitaus zahlreicher vertretene Sitzplatzklientel aus. Doch weil das nächste Derby vor der Tür steht und jeder noch so dämliche Aufruf zur Solidarität schon aus reinem Instinktverhalten seine Zustimmung findet, wirkt die ganze Verweigerungsaktion ohnehin nur wie ein niedlicher Reflex.

„Wir wollen den Schalkern nicht bei der Finanzierung Huntelaars behilflich sein“, hat Dortmunds Trainer Klopp die Sache folgerichtig auf den Punkt gebracht. Für diese Ehrlichkeit bin ich ihm ausgesprochen dankbar. Andernfalls hätte ich selbst auf die mehr als offensichtliche Motivation der Borsigplätzler hinweisen müssen, die sich nun am Derbysonntag zum durch und durch authentischen Public-Viewing oder auf der Couch zum traditionellen Pay-TV-Gucken zusammenrotten werden.

Das nenn' ich mal eine wirklich klug durchdachte Revolte...

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