Niederländische Trainer, die im deutschen Profifußball arbeiteten, erwiesen sich oft als Dickschädel. Viele von ihnen pflegten dieses Image ganz bewusst. Wie Rinus Michels. Wie Louis van Gaal. Wie Dick Advocaat. Wie Bert van Marwijk. Und auch Huub Stevens, den Schalke als Jahrhunderttrainer verehrt, wollte nie pflegeleicht sein. In der Tradition dieser Männer sah sich offenbar Gertjan Verbeek. Es gibt jedoch einen erheblichen Unterschied: All die genannten Landsleute des 54-Jährigen hatten auf unterschiedlichen Ebenen Erfolg.
Gertjan Verbeek benahm sich in Bochum mal wie ein schräger Typ und mal wie ein sturer Alleinherrscher, konnte sich diese ständige Gratwanderung zwischen Attitüde und Arroganz aber nicht leisten. Wer den Aufstieg anpeilt und irgendwo im Niemandsland der Tabelle landet, der sollte den Neustart vielleicht mal mit Demut angehen.
Verbeek aber hat es schon am ersten Trainingstag der neuen Saison krachen lassen, als er die Verantwortlichen im Klub nicht über die von ihm vorgezogene Anfangszeit informierte und anschließend auch noch offenbarte, dass ihm die enttäuschten Fans herzlich egal waren.
Vielleicht hätte sich der VfL schon sofort danach von dem Niederländer verabschieden sollen. Aber man kann ja verstehen, dass Sportvorstand Christian Hochstätter und Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis die Hoffnung darauf hegten, dass eine Ermahnung ausreichen würde. Nach dem Start der Vorbereitung den Trainer zu wechseln, bedeutet schließlich einen besonders schmerzhaften Schnitt.
Nun ließ sich die Trennung aber nicht mehr vermeiden. Zu vieles war vorgefallen, zu viel Ärger hatte sich aufgestaut. Der Zeitpunkt ist natürlich höchst unglücklich, das gerade beendete Trainingslager hätte besser gleich Ismail Atalan geleitet. Aber spät ist in diesem Fall ganz sicher besser als gar nicht.