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BVB: Fans ärgern sich
"Die Arbeit von Monaten ist kaputt"

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BVB: Fans verurteilen Derby-Krawalle
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Nach den Krawallen beim Revierderby auf Schalke sprach RevierSport mit schwatzgelb.de-Redakteur Sascha Roolf über die Folgen für die Dortmunder Fanszene.

Fünf Tage sind seit den Krawallen im Dortmunder Fanblock im Vorfeld des Revierderbys bei Schalke 04 vergangen. Während die Vereine, der Deutsche Fußball-Bund und die Polizei mit der Aufarbeitung beschäftigt sind, spekulieren die Fans in den Internetforen über die Gründe für die ausufernde Pyro-Show, die verantwortlichen Personen und Gruppen sowie die Folgen des Vorfalls.

Stellungnahmen der vermeintlich an den Krawallen beteiligten Gruppierungen gibt es bislang nicht. RevierSport sprach mit Sascha Roolf, Redakteur des Online-Fanzines schwartzgelb.de, über die Folgen der Krawalle für die Dortmunder Fanszene, Schwierigkeiten bei der viel zitierten Selbstreinigung und die Glaubwürdigkeit der Ultras.

Sascha Roolf, starten wir mit dem Blick zurück: Wie haben Sie die Vorfälle beim Derby auf Schalke erlebt? Offen gesagt: Ich habe das Derby nur im TV geschaut. Ich fahre schon seit ein paar Jahren nicht mehr zum Auswärtsderby. Einerseits, weil ich die Ticketpreispolitik ablehne, andererseits aber auch, weil das Derby für mich mittlerweile das nervigste Spiel der Saison geworden ist.

Sie sind in der Fanszene gut vernetzt. Gab es im Vorfeld Hinweise, dass derartige Vorfälle geschehen würden? Dieses Versteckspiel auf den Anfahrtswegen, Pyrotechnik im Gästeblock und gezielt gewaltsuchende Gruppen sind ja seit ein paar Jahren Gang und Gäbe. Insofern sollte das eigentlich grundsätzlich niemanden überrascht haben. Neu ist nur, dass eine weitere Grenze überschritten wurde, indem Schalker Fans auf den Sitzplätzen mit Pyrotechnik beschossen wurden.

Zur Person

Die Leidenschaft für den BVB packte Sascha Roolf im Juni 1989, als er den 4:1-Erfolg der Schwarzgelben im DFB-Pokalfinale gegen den SV Werder Bremen verfolgte. Seit nunmehr zehn Jahren ist der 35-jährige Industriekaufmann für das BVB-Online-Fanzine schwatzgelb.de tätig.

In der letzten Saison ist viel über Sicherheit in Stadien diskutiert worden. Initiativen wie ,,12:12“ und ,,Ich fühle mich sicher“ haben versucht, ein in der Öffentlichkeit oft verzerrtes Bild zu korrigieren. Was bedeuten die Vorfälle beim Derby mit Blick auf diesen Kampf gegen eine falsche Wahrnehmung? Das ist natürlich katastrophal. Man kann zig Mal das Bild einer friedlichen Tribüne aufzeigen, ein einziges Bild von Fans, die mit Skimasken verhüllt Pyro abfeuern und Acrylglasscheiben ausschlagen, überstrahlt alles. Ich finde das einfach unfassbar traurig, wie Arbeit von vielen Wochen und Monaten in wenigen Minuten kaputt gemacht werden kann.

Die auch stark von der Politik beeinflusste und teilweise groteske Züge annehmende Sicherheitsdebatte hat zuletzt eine sachliche Ebene gefunden und wurde im Hintergrund fortgesetzt. Befürchten Sie, dass sich das ändert? Ich hoffe es zumindest nicht, auch wenn es natürlich Wasser auf die Mühlen von denjenigen ist, die eine Politik der harten Hand propagieren. Dabei ist für mich die sachliche Ebene und die Stärkung der Leute, die auch auf einer sachlichen Ebene an einer Problemlösung arbeiten wollen, ein Schlüssel zum Erfolg.


Die Ultras beklagen sich häufig über Repressalien und Maßnahmen von Verbänden und Polizei. Ist das angesichts solcher Vorkommnisse noch glaubhaft? Ich möchte das eigentlich ungern gegeneinander aufrechnen. Eine falsche Maßnahme wird durch den letzten Samstag ja nicht automatisch richtig. Trotzdem müssen sich die Gruppen auch vorwerfen lassen, zu wenig gegen diese Sichtweise zu tun. Kritik an Repressionen wird sehr schnell und sehr öffentlich geäußert, im Gegenzug erfährt man als Außenstehender aber so gut wie nie, wie sich die Ultras intern mit Vorfällen wie beim Derby auseinandersetzen und welche Konsequenzen sie daraus ziehen. Dann muss man sich nicht wundern, wenn der Eindruck bleibt, dass man die Schuld immer nur auf der anderen Seite sieht.

„Ein lebenslanges Stadionverbot ist sicher kein Allheilmittel“

Hans-Joachim Watzke hat drastische Konsequenzen angekündigt und gesagt, der BVB könne gut einschätzen, wer die Rädelsführer waren. Kann man wirklich so leicht Gruppen und einzelne Personen benennen, die für die Aktion verantwortlich waren? Ich kann nicht einschätzen, welche Erkenntnisse und Bilder Herrn Watzke vorliegen, glaube aber, dass der BVB schon einen recht guten Überblick über die problematischen Fans hat. Schließlich muss man sich regelmäßig, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Verhängung von Stadionverboten mit dem Thema beschäftigen.

Namentlich wurden in einigen Medien mit den ,,Desperados“ und ,,Northside“ zwei Gruppen genannt, deren Ruf in der Öffentlichkeit ohnehin arg ramponiert ist. Auch über ,,The Unity“, die zuletzt beim Kampf für faire Kartenpreise bundesweit positive Schlagzeilen produziert haben, wird im Internet diskutiert. Außerdem wird spekuliert, viele Beteiligten seien gar keine BVB-Fans. Haben Sie Informationen darüber, was an all diesen Gerüchten dran ist? Es hat schon seinen Grund, warum die Leute maskiert waren. Sie wollten nicht erkannt werden. Nein, also wir haben keine Informationen darüber.

Lesen Sie außerdem: Unentschuldbares Verhalten - ein Kommentar

Welche Konsequenzen müssen aus Ihrer Sicht gezogen werden? Wenn ich das Patentrezept hätte, würde ich es sofort präsentieren. Natürlich müssen die Täter ermittelt und bestraft werden. Wozu sonst sind im Stadion überall Überwachungsanlagen installiert? Das ist Polizeiarbeit. Und für eine langfristige Lösung hilft, auch wenn das abgedroschen klingt, reden. Die Leute stärken, die Einfluss nehmen können und auf die man hört. Selbst dann wird man vermutlich immer noch einen Kreis von Leuten haben, an die man nicht rankommt, aber das bewirkt immer noch mehr als pauschale Bestrafungen ganzer Personengruppen, die auch bei Unbeteiligten das Gefühl hinterlassen, unfair behandelt zu werden.

Im Raum steht immer ein lebenslanges Stadionverbot. Ist eine solche Strafe zielführend und wirklich abschreckend? Dass die Gleichung, je härter die Strafe, desto höher die Abschreckung, so nicht funktioniert, sieht man ja in anderen Bereichen. Bereits jetzt besteht die Möglichkeit, dass Vereine die entgangenen Einnahmen bei einem Geisterspiel an die Auslöser berechnen. Mit anderen Worten schreckt auch das Risiko einer Strafe in sechsstelliger Höhe nicht ab. Ein Allheilmittel ist ein lebenslanges Stadionverbot also mit Sicherheit nicht. Wenn aber eine Person schon mehrmals ein Stadionverbot erhalten hat, muss man schon die Frage stellen, ob eine Befristung noch läuternde Wirkung hat.

Sehr häufig ist zu hören, dass die Fanszene einen Selbstreinigungsprozess durchmachen müsste. Wie kann das funktionieren? Schwierig. Erst einmal ist „Fanszene“ ein Wort, das versucht, zigtausende Fans unterschiedlicher Ausprägungen unter einen Hut zu bringen. Wer definiert da das Ziel des berühmten Selbstreinigungsprozesses? Funktionieren kann das vielleicht in kleineren Fangruppen, indem man sich eine Art Leitmotiv gibt. Und auch dann muss dieses Leitmotiv anderen Gruppen noch längst nicht gefallen. Endgültig an seine Grenzen stößt diese Selbstreinigung meiner Meinung nach dann, wenn Gewaltbereitschaft ins Spiel kommt. In einem anderen Zusammenhang hat man das gerade erst in Duisburg gesehen. Es ist viel leichter, diesen Prozess zu fordern, als ihn dann auch selber durchzusetzen.

Der DFB-Kontrollausschuss hat ein Ermittlungsverfahren gegen den BVB eingeleitet. Bei den möglichen Strafen wird derzeit so ziemlich alles in den Raum geworfen: Geisterspiele in Dortmund, keine Gästefans beim nächsten Derby, sogar ein Punktabzug. Was erwarten Sie und was halten Sie für angemessen? Da das nicht das erste Verfahren gegen den BVB ist, wird man meiner Meinung nach vermutlich nicht mit einer weiteren Geldstrafe davonkommen. Was der DFB darüber hinaus für Maßnahmen ergreift, bleibt abzuwarten. Angemessen ist für mich eine Ermittlung und Bestrafung der Einzeltäter. Das mag zwar momentan nicht gerade eine populäre Meinung sein, aber ich halte schlichtweg gar nichts von pauschalen Bestrafungen aller Fans in Form von Ausschlüssen vom Spiel. Auch der Sinn und Zweck eines Punktabzuges erschließt sich mir gar nicht.

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