Der MSV Duisburg, damals noch unter dem Namen Meidericher SV unterwegs, war Gründungsmitglied der 1. Bundesliga. Im ersten Jahr wurde die Mannschaft vollkommen überraschend Vizemeister. Weisse noch?
Der Meidericher SV war in der Saison 1963/64 eines der 16 Gründungsmitglieder der Bundesliga. Der Umzug ins größere Wedaustadion sorgte für Proteste in Meiderich, doch alle Duisburger wollten Bundesliga-Fußball sehen. Ein Zuschauerschnitt von knapp 27.000 Zuschauern zeigte: Die Entscheidung war die richtige.
Die „Mannschaft der Namenlosen“ von Trainer Rudi Gutendorf galt trotz Spielern wie Helmut Rahn, Heinz Höher und Torwart Manfred Manglitz als extremer Außenseiter und wurde als erster Abstiegskandidat gehandelt. Es sollte anders kommen.
Mit vielen Spielern aus der näheren Umgebung ging der MSV in seine Bundesliga-Saison und sorgte bereits zum Auftakt für die erste Überraschung; mit 4:1 wurde der Karlsruher SC nach Hause geschickt. Umjubelter Mann damals war Werner „Eia“ Krämer, der mit einem Doppelpack großen Anteil am Auftaktsieg hatte. Krämer war mit elf Saisontreffern am Ende auch Duisburgs bester Torschütze.
Helmut Rahn mit unschöner Premiere
Am vierten Spieltag sorgte der MSV dann sogar für eine Premiere – Helmut Rahn wurde gegen Hertha BSC wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt; es war der erste Platzverweis der Bundesliga-Historie.
Am 10. Spieltag kam der Hamburger zum Meidericher SV. Im Vorfeld des Spiels wunderte sich HSV-Legende Uwe Seeler über den Spielort: „Meiderich, wo liegt denn das?“ Nach den 90 Minuten sollte Seeler wissen, wo der MSV seine Spiele austrug – mit 4:0 wurden die Hamburger nach Hause geschickt. Spätestens mit diesem Spiel hatte sich der MSV in der Spitzengruppe festgesetzt.
Meiderich, wo liegt denn das?
Ein wissbegieriger Uwe Seeler
Nach der Hinrunde lag der Meidericher SV bereits auf dem vierten Rang. Außer einer 2:5-Niederlage bei Hertha BSC verloren die Duisburger kein einziges Spiel mehr. Durch ein 2:2 gegen den späteren Meister, den 1. FC Köln, schob sich der MSV auf den zweiten Rang, den er bis zum Ende nicht mehr hergeben sollte. Grund dafür war auch die Meidericher „Festung“. Nur Hertha BSC sollte ein Auswärtssieg in Duisburg feiern, ansonsten blieb der MSV zu Hause ungeschlagen.
Entscheidenden Anteil am überraschenden Erfolg hatte der sogenannte „Gutendorf-Riegel“ sowie sein „Rollsystem“, benannt nach dem Trainer der Meidericher. Dieses System bedeutete schlicht, dass sich die Defensivspieler vermehrt in die Offensive einschalten sollten – eine absolute Neuerung. Beim „Riegel“ hingegen wurde ein Angreifer mit zurückbeordert. Beide Systeme führten zu mehr Überzahl der Duisburger in wichtigen Spielsituationen.
Taktische Neuerungen sichern Platz Zwei – Gutendorf wird gefeiert
Die erste Meisterschaft des 1. FC Köln konnten aber auch die Meidericher nicht verhindern. Die Kölner verloren nur zweimal und wurden mit 45:15 Punkten (damals galt noch die Zwei-Punkte-Regel) mit sechs Punkten Vorsprung deutscher Meister. Der MSV auf Rang 2 stellte dabei aber die beste Abwehr und konnte durch den Torquotienten den zweiten Platz vor der punktgleichen Eintracht aus Frankfurt sichern.
Nach dem letzten Saisonspiel, einem 3:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern, trugen die MSV-Fans Trainer Rudi Gutendorf auf ihren Schultern vom Platz. Solche Erfolge sind in Meiderich lang her – weisse noch?