Defensiv kann er eigentlich fast alles spielen. Mit seinen 1,85 Meter und der Klasse mit beiden Füßen die Qualität beizubehalten, brachte er das nötige Talent mit. Aus der Jugend des VfL Bochum zum MSV Duisburg. Maurice Temme standen die Türen zum Profifußball offen. Er durchlief sämtliche Stationen der Nachwuchsleistungszentren des VfL und des MSV. Am Ende reichte es jedoch nur für die Oberliga.
Temme, heute 26 Jahre alt, spielt bei Westfalia Dortmund. 85 Mal stand er in der Oberliga Westfalen auf dem Platz. Statt Fußballprofi wurde Temme jedoch ein waschechter Geschäftsmann.
"Ich bin mittlerweile Geschäftsführer von vier Firmen. Gemeinsam mit meinen Brüdern haben wir eine Handwerksfirma, eine Maklerfirma, eine Hausverwaltungsfirma und eine Vermögensverwaltung. Da gibt es auf jeden Fall ordentlich zu tun."
Die Frage, die sich bei all den Unternehmen stellt: Was hat Maurice Temme eigentlich gelernt, um solch eine Verantwortung unter einen Hut zu bekommen? Dafür müssen wir uns auf eine kleine Zeitreise begeben und uns die sportliche Laufbahn von Temme anschauen:
"Ich habe neuneinhalb Jahre beim VfL Bochum verbracht und muss sagen, das waren die schönsten Fußballjahre meines Lebens. Ich habe viel gesehen, bin als Mensch gewachsen und habe einige tolle Leute kennengelernt. Leider habe ich mir dann im ersten Jahr der U19 einen Knorpelschaden im Knie zugezogen. Das hat mich komplett zurückgeworfen. Ich habe dann den Schritt zum MSV Duisburg gesucht und dort anschließend einen Vertrag für die zweite Mannschaft vorgelegt bekommen. Das war das erste Mal, wo ich ein längeres Gespräch mit meinen Eltern geführt habe und ihnen gesagt habe, dass ich diesen Weg in den Profifußball gehen möchte. Dann hatte ich richtig Pech: Die zweite Mannschaft wurde vom Spielbetrieb zurückgezogen und ich stand zwei Monate ohne Verein da", erzählt Temme.
Für Temme war es an der Zeit, sich um seine Zukunft zu kümmern: "Ich habe dann eine Ausbildung im Handwerk angefangen und mir einen Verein gesucht, der mit meinem Beruf vereinbar war. Da habe ich Christian Knappmann kennengelernt und bin zu Westfalia Herne gegangen."
Sein Zusatz: "In meinem dritten Lehrjahr wollte ich dann noch etwas anderes machen und habe an der Abendschule den Versicherungsfachmann und den Immobilienmakler gemacht. Nach anderthalb Jahren in diesen Bereichen habe ich mich dann mit meinen Brüdern zusammengeschlossen und diese Firmen aufgebaut. Das ist natürlich schön, denn man arbeitet nicht mit irgendjemandem zusammen, sondern mit der Familie."
Für den Fußball hatte der mittlerweile 26-Jährige dann nicht mehr viel Zeit. Seiner Leidenschaft wollte er dennoch weiter nachgehen und entschloss sich mitsamt seiner Brüder dazu, den Verein Westfalia Dortmund zu gründen. "Ich wollte lieber mein eigenes Ding durchziehen, als in der Bezirksliga für ein paar Euros zu zocken. Das ist für mich nun ein weiteres Projekt, welches wir sehr ambitioniert angehen. Vielleicht klappt es ja mit meinem eigenen Verein in den Profifußball zu kommen", erläutert Temme.
Ich kann mich zu 100 Prozent nicht beklagen
Maurice Temme
Hinsichtlich seiner Laufbahn als ambitionierter und angehender Profi, zeigt Temme keine sonderlich große Reue: "Hätte man mir versprochen, dass ich definitiv Profi geworden wäre, dann hätte ich sofort unterschrieben. Klar hinterfragt man sich auch selber, wenn man sieht, dass es Leute aus dem früheren Umfeld geschafft haben. Aber: Ich kann mich zu 100 Prozent nicht beklagen. Ich bin 26, habe vier Firmen, ein Haus und eine tolle Frau kennengelernt. Ich glaube, dass das Leben nicht ohne Grund so kommt, wie es passiert. Es hatte alles einen Sinn und ich bin dennoch sehr glücklich", so der stolze Inhaber von vier Unternehmen.
Und mit seinem Verein läuft es auch: Im ersten Jahr ging es ohne Punktverlust in die Kreisliga B. Auch dort steht Westfalia Dortmund ungeschlagen an der Spitze und wird im Sommer den Durchmarsch in die Kreisliga A schaffen.