`Mein Ziel ist der EM-Titel. Das wäre dann der richtige Zeitpunkt, um meine internationale Laufbahn zu beenden´, erklärte der dienstälteste deutsche Internationale, der am Samstag in Rostock gegen Georgien (20.00 Uhr/live im ZDF) sein 75. Länderspiel bestreiten wird. Nach dem derzeitigen Stand der Planung bis zum Sommer übernächsten Jahres könnte Schneider im Endspiel der EURO in Österreich und der Schweiz zum 99. Mal das DFB-Trikot tragen. `Ich hätte kein Problem damit, mit 99 aufzuhören´, flachst der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen. Dass der aus Jena stammende Profi, der bei der WM alle sieben Spiele der deutschen Mannschaft bestritt und einer der herausragenden Akteure auf Seiten des WM-Gastgebers war, noch einmal so in Schwung kommt, hätte vor einigen Jahren kaum einer gedacht. `Nach der Weltmeisterschaft 2002 bin ich in ein Loch gefallen´, erinnert sich der Computerfreak, der sich durch seinen Auftritt im WM-Finale 2002 gegen Brasilien (0:2) den Beinamen `weißer Brasilianer´ verdient hatte. Für Schneider ist es in diesem Jahr aber kein Wunder, dass die Titelkämpfe im eigenen Land so gut wie keine Spuren bei ihm hinterlassen hätten. `Ich fühle mich einfach gut. Das hat auch damit zu tun, dass ich bei der Nationalmannschaft durch die amerikanischen Fitnesstrainer viele neue Dinge kennen gelernt habe, die mir sehr gut tun´, erklärte der Ersatzkapitän, der bislang in dieser Saison sowohl in der Bundesliga als auch im UEFA-Cup für seinen Klub herausragende Leistungen geboten hat. `In der vergangenen Saison habe ich mit Sicherheit auch davon profitiert, dass wir mit Leverkusen frühzeitig im DFB-Pokal und im Uefa-Pokal rausgeflogen sind und ich so einfach mehr trainieren konnte. Zudem achtet man in meinem Alter mehr auf die Pflege und die Regeneration´, berichtet Schneider, der auch seit Montag im Kreis der Nationalmannschaft in Watte gepackt wurde und nur im Hotel einige regenerative Einheiten absolvierte. Schneider, der 1999 im Rahmen des Confed-Cups in Mexiko gegen Neuseeland sein erstes Länderspiel bestritt, hat im Verlauf seiner Karriere in Erich Ribbeck, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und nun Joachim Löw bereits vier Bundestrainer/Teamchefs kennengelernt. `Die von Klinsmann eingeführte Philosophie in der Nationalelf mit dem offensiven Spiel kommt mir sehr zugute, zumal wir in Leverkusen ähnlich spielen´, nennt er einen weiteren Grund für seinen derzeit guten Lauf. Überhaupt mache ihm sein Job im Verein sowie in der Nationalelf im Moment sehr viel Spaß, obwohl sich eine Menge verändert habe: `Bei meinem ersten Länderspiel war ich schon 24 Jahre alt, in diesem Alter gehörst du heute schon zu den erfahreneren Spielern.´ Für die DFB-Auswahl, bei der er dem Mannschaftsrat angehört, ist Schneider zurzeit unverzichtbar. `Er ist ein ganz wichtiger Mann´, sagt Löw über sein Energiebündel. `Dass er ein hervorragender Fußballer ist, weiß man. Aber er hat im körperlichen Bereich noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Gerade in diesem Bereich hat er trotz seines Alters eine unglaubliche Energie und einen großen Ehrgeiz entwickelt. Das spricht für ihn´, lobt der Bundestrainer weiter. Auch wenn Bernd Schneider ein wenig traurig darüber ist, dass er den Schritt ins Ausland nie geschafft hat und somit `möglicherweise eine wichtige Erfahrung versäumt´ hat, bezeichnet er sich als `rundum glücklich und zufrieden.´ Dieses positive Feeling will er auch am Samstag und erst Recht am Mittwoch kommender Woche im EM-Qualifikationsspiel in der Slowakei auf sein Spiel übertragen. `In Rostock können wir testen, in Bratislava müssen wir gewinnen, um den Abstand zu einem Konkurrenten zu erhöhen. Das ist unser vordringlichstes Ziel.´ Anschließend kann Schneider weiter vom 29. Juni 2008 in Wien träumen.
Bernd Schneider träumt vom EM-Titel
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