Doch Anfang des Jahres nahm der dreimalige deutsche Nationalspieler vom eigentlich schon besiegelten Engagement bei der TSG Hoffenheim Abstand, überließ Ralf Rangnick den Trainerjob beim Regionalligisten und setzte sich selbst auf die Bank der Georgier. Diese Entscheidung hat Toppmöller, der seit dem 1. Februar die Mannschaft aus dem 4,7 Millionen Einwohner zählenden Land im Kaukasus betreut, nicht bereut. `Ich wurde sensationell in Georgien empfangen. Und obwohl ich mehrere gute Angebote hatte, war für mich ausschlaggebend, dass es hier sehr viele gute Einzelspieler gibt. Aus einem Team mit Spielern wie Lewan Kobiaschwili von Schalke 04 oder Kacha Kaladse vom AC Mailand kann man eine schlagkräftige Truppe machen´, sagte der dreifache Familienvater aus Rivenich an der Mosel. Toppmöller bestimmt die Geschicke seines Teams weitgehend von seinem Heimatort aus. Für den 56-Jährigen ist diese Amtsführung in vielerlei Hinsicht von Vorteil. Von Deutschland aus hat Toppmöller seine Spitzenspieler, die alle im Ausland unter Vertrag stehen, besser im Blick. Dazu wohnt der Verbandspräsident in Heidelberg, und als Vertraute hat der Coach seinen Bruder Heinz sowie seinen Assistenten Ralf Minge nach Osteuropa geschickt. In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit war aber auch Toppmöller fast durchgehend in Georgien, um sich einen Überblick zu verschaffen und zu orientieren. `Wir mussten bei Null anfangen. Hier war alles ziemlich am Boden. Die Liga hat maximal das Niveau der deutschen Regionalliga. Aber es gibt viele gute Spieler, die in jungen Jahren schon nach Russland oder in die Ukraine gehen und so mehr oder weniger verloren gehen. Die muss man quasi erst einmal wieder ausgraben´, berichtete der Rekord-Torschütze des 1. FC Kaiserslautern (108 Tore in 204 Bundesligapartien). Die Partie gegen sein Heimatland sieht der Ingenieur für Versorgungstechnik nicht als besonderes Spiel. Für Toppmöller, der im Oktober 2004 bei Bundesligist Hamburger SV entlassen wurde, steht die Mannschaft im Vordergrund: `Die Jungs sind heiß und wollen sich zeigen. Natürlich wollen wir auch gewinnen, aber dafür müsste alles perfekt laufen. Mir würde es schon reichen, wenn wir uns Respekt erarbeiten könnten.´ Außerdem hofft Toppmöller, der bis zum Ende des kommenden Jahres bei den Georgiern unter Vertrag steht, auf einen Lerneffekt bei seinen Spielern. `Sie sollen die deutschen Tugenden wie Disziplin, Zweikampfstärke und Siegeswillen kennen lernen, denn die sind in Georgien kaum ausgebildet´, erklärte der Trainer: `Ich muss den technisch sehr beschlagenen Spielern eben diese Tugenden beibringen. Das wollen die Georgier. Wenn sie mich nicht geholt hätten, dann hätten sie einen anderen Deutschen verpflichtet.´ Für Toppmöller sind die deutschen Eigenschaften besonders im Hinblick auf die Qualifiaktion zur EM 2008 in der Schweiz und Österreich wichtig: `Wir wollen dort für die ein oder andere Überraschung sorgen. Aber in einer Gruppe mit Italien, Frankreich und der Ukraine sind wir natürlich krasser Außenseiter.´
"Toppi" hofft auf Lerneffekt
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