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Böhmes Pokalerinnerungen
Schalkes Held beim 2:0 gegen Union Berlin

Schalke: Böhmes Erinnerungen an Pokalsieg
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Vier Jahre hat Jörg Böhme für den FC Schalke gekickt. Mit zwei DFB-Pokalsiegen ist er einer der erfolgreichsten Spieler der Königsblauen in dieser Zeit.

An den 26. Mai 2001 kann sich Jörg Böhme noch genau erinnern. Es läuft die 53. Minute, als der FC Schalke im DFB-Pokalfinale gegen Union Berlin beim Stand von 0:0 einen Freistoß zugesprochen bekommt.

Gut 25 Meter Entfernung sind es bis zum von Sven Beuckert gehüteten Tor, auch die Position schräg links ist für ihn nicht ideal. Böhme ist das egal, nachdem Andreas Möller einen Schuss antäuscht, zirkelt „der verrückte Hund“ den Ball mit seiner linken Klebe in den Winkel. „Der Weltmeister täuscht an, der kleine Böhmi macht ihn rein“, lacht der Torschütze noch fast zehn Jahre später über seinen gelungenen Treffer.

DFB-Pokalfinale, 26. Mai 2011, 19.30 Uhr: FC Schalke 04 - 1. FC Union Berlin 2:0 (0:0)

FC Schalke 04: Reck - Hajto, Nemec, van Kerckhoven - Oude Kamphuis, van Hoogdalem - Asamoah, Möller, Böhme - Sand, Mpenza

Union Berlin: Beuckert - Persich - Menze, Tschiedel - Ernemann, Okeke, Koilow, Nikol - Isa - Kremenliew, Durkovic

Tore: 1:0 Böhme (53.), 2:0 Böhme (58./Elfmeter)

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren)

Zuschauer: 73.000 (ausverkauft)

Weil Böhme nur fünf Minuten später mit einem verwandelten Elfmeter – Beuckert foult Emile Mpenza – auch für die Entscheidung in dieser Partie sorgt, gilt er als einer der Helden der königsblauen Pokalgeschichte. „Natürlich werde ich auch heute noch gelegentlich auf dieses Spiel angesprochen“, berichtet der inzwischen als Trainer der A-Junioren von Arminia Bielefeld tätige Ex-Profi.


So mühevoll wie der Erfolg über den unterklassigen Gegner aus der Hauptstadt zunächst fällt, für den „Meister der Herzen“ ist er eine Riesengenugtuung und das würdige Finale einer Bundesliga-Saison ohne Happy End. Genau eine Woche zuvor liegt ganz Gelsenkirchen in Tränen, als die Mannschaft von Coach Huub Stevens für 4:38 Minuten etwas mehr als nur eine Hand an der Schale hat, ehe Bayern München noch in der Nachspielzeit im Spiel beim Hamburger SV der Ausgleich zum 1:1 gelingt.

Wieder einmal triumphiert der Rekordchampion, und auf Schalke bricht Manager Rudi Assauer mit dem Fußballgott. „Es war schwer, sich innerhalb nur weniger Tage von dieser unfassbaren Enttäuschung zu erholen und sich auf das nächste große Ziel, das Pokalendspiel, zu konzentrieren“, gibt Böhme zu. „Union Berlin spielte mit großem Selbstbewusstsein auf, die hatten gerade den Aufstieg von der Regional- in die Zweite Liga gepackt. Das war ein typisches Duell David gegen Goliath, in dem der Favorit wankte, aber nicht fiel. Am Ende haben wir verdient gewonnen, und das Gefühl, mit unseren Fans den Pokalsieg zu feiern, werde ich nie vergessen.“

Die Party in Berlin und der rauschende Empfang in Gelsenkirchen am darauffolgenden Tag hätten nicht nur ihm schon genügt, um auf ein erfülltes Fußballerleben zurückblicken zu können. Doch knapp ein Jahr später steht der FC Schalke wieder im Finale in Berlin, diesmal heißt der Gegner Bayer Leverkusen.

Wie Schalke im Jahr zuvor, verpasst Bayer erst am letzten Spieltag die Meisterschaft. Die Werkself hat neben den Pokalfinale noch eine weitaus größere Aufgabe vor sich. Im Endspiel der Champions League wartet Real Madrid. „Bayer war die überragende Mannschaft der Saison und gegen uns der klare Favorit. So sind sie das Spiel auch angegangen, aber wir haben uns richtig gesteigert und sind am Ende über uns hinaus gewachsen“, erinnert sich Böhme.

Zur Person: Jörg Böhme, geb. am 22. Januar 1974 in Hohenmölsen.

Vereine in der Jugend: 1982-1986 BSG Chemie Zeitz

Vereine als Profi: 1986-1994 Carl Zeiss Jena 1994-1995 1. FC Nürnberg 1995-1996 Eintr. Frankfurt 1996-1998 1860 München 1998-2000 Arminia Bielefeld 2000-2004 FC Schalke 04 2004-2006 Bor. M‘gladbach 2006-2008 Arminia Bielefeld

Nationalmannschaft: 10 Länderspiele/1 Tor Bundesliga: 233/31 Zweite Liga: 43/3)

Vereine als Trainer: 2008-2010 Arminia Bielefeld II (Co-Trainer) seit 2010 Arminia Bielefeld U 19

Erneut ist er es, der mit einem nahezu unmöglichen Freistoß, diesmal fast von der rechten Eckfahne, die Wende einleitet. Das 1:1 kurz vor der Pause schockt Bayer, am Ende feiert Schalke einen nie für möglich gehaltenen 4:2-Erfolg. Und Böhme? Der muss seinen Kumpel Bernd Schneider zum zweiten Mal nach einem verpassten Titel trösten. An diesem Abend in Berlin wissen beide noch nicht, dass „Vizekusen“ auch in der Königsklasse den Kürzeren zieht und „Schnix“ bei der WM in Japan und Südkorea sogar noch ein Finale verliert.

Wenn Schalke neun Jahre nach dem letzten Cup-Triumph und sechs Jahre nach der Endspielpleite gegen Bayern München nun am 21. Mai 2011 wieder in Berlin nach dem Pott greift, wird Böhme lediglich vor dem heimischen Fernseher dabei sein. Von einem Selbstläufer gegen den Zweitligisten MSV Duisburg geht er dabei nicht aus. „Für die meisten Duisburger Spieler ist es vielleicht die einzige Chance in ihrer Karriere, einen Titel zu holen. Die Situation ist also ähnlich wie die von Union Berlin damals gegen uns. Dementsprechend werden sie zu Werke gehen“, glaubt Böhme. „Aber ich hoffe natürlich, dass Schalke den Pott holt, das wäre Balsam auf die geschundene Seele der Fans.“

Obwohl der inzwischen 37-Jährige heute nicht mehr richtig nah dran an Schalke ist, weiß er noch genau, wie der Verein tickt.

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