Eine Woche nach der 1:4-Blamage des WM-Gastgebers in Florenz hat auch der deutsche Branchenprimus Bayern München in Italien ein Debakel erlebt. Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League ging der Rekordmeister an der Stätte seines letzten großen Triumphes ebenfalls sang- und klanglos 1:4 (1:2) beim AC Mailand unter und verpasste damit wie Werder Bremen 24 Stunden zuvor gegen Juventus Turin den Einzug ins Viertelfinale. Milan, das vor 78.577 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion den 50. Sieg in der Königsklasse feierte, hatte bereits mit einem 1:1 im Hinspiel den Grundstein für das Weiterkommen gelegt.
Schwere Fehler in der Hintermannschaft
Katastrophale Fehler in den Anfangsphasen der ersten und zweiten Hälfte rissen die Bayern früh aus allen Träumen. Filippo Inzaghi in der achten und Andrej Schewtschenko in der 25. Minute sowie erneut Inzaghi kurz nach der Halbzeit (47.) und Mittelfeldstar Kaka (59.) ließen keine Zweifel am Weiterkommen der Gastgeber aufkommen. Nur das zwischenzeitliche 1:2 durch Valerien Ismael (36.) ließ kurzfristig so etwas wie Hoffnung bei den Bayern aufkeimen. "Erst nach dem 2:0 hat die Mannschaft den Fight angenommen. Da hat sie so gespielt, wie man es muss", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß zur Schluss-Viertelstunde der ersten Hälfte. Es war für München der zweite Nackenschlag in Folge nach dem 1:2 gegen den Hamburger SV am vergangenen Wochenende.
Bereits vor Spielbeginn gab es Ärger für Bayern München: Die etwa 10.000 mitgereisten Fans des Rekordmeisters schossen wie auch bei den vergangenen Auswärtsspielen in der Champions League Leuchtraketen auf das Spielfeld. Auf dem Rasen ging es von Beginn an ähnlich emotionsgeladen zur Sache - was jedoch nicht an der Bayern-Elf lag. Ängstlich, bieder und weit entfernt von der Form, die ihnen vor knapp fünf Jahren in Mailand den vierten Triumph in der "Königsklasse" bescherte, überließen die Münchner den Hausherren die Regie.
Inzaghi schockt die Bayern
Schon nach acht Minuten nutzte Serginho einen Fehlpass von Martin Demichelis zu einer maßgerechten Flanke auf den Kopf von Inzaghi. Der italienische Nationalstürmer musste nur noch zur Führung einnicken. Auch in der Folge beherrschte Mailand, das sechsmal den wichtigsten Pokal des europäischen Vereinsfußballs gewonnen hat, das Geschehen, ohne dass die Gäste dagegenhalten konnten. Ein harmloses Schüsschen von Bastian Schweinsteiger, der überraschend Ze Roberto in der Anfangsformation ersetzte, war alles, was die Bayern-Offensive um die beiden Stürmer Roy Makaay und Claudio Pizarro zu bieten hatte (16.).
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In allen Mannschaftsteilen unterlegen, war das 0:2 gegen die Bayern eine logische Konsequenz. Doch Andrej Schewtschenko scheiterte zunächst in der 24. Minute mit einem von Valerien Ismael an Inzaghi verschuldeten Foulelfmeter - der Ukrainer setzte den Ball neben das von Oliver Kahn gehütete Tor. Im Hinspiel hatte er noch gegen Kahn-Vertreter Michael Rensing sicher verwandelt. Doch keine 60 Sekunden später machte der Weltklasse-Angreifer in seinem 75. Champions-League-Einsatz seinen Fehler wieder gut, als er eine Flanke des niederländischen Nationalverteidigers Jaap Stam per Kopf zum vorentscheidenden 2:0 verwertete.
Patzer von Mailands Keeper Dida
Von diesem Schock erholten sich die Bayern erst allmählich. Vor allem deshalb, weil sich Mailand immer mehr in die eigene Hälfte zurückzog, konnten sich die Münchner mehr Spielanteile erarbeiten. Beim Anschlusstreffer zum 1:2 war der deutsche Meister jedoch auf einen Fehler von Milans Torwart Dida angewiesen. Der brasilianische Weltmeister ließ in der 35. Minute einen Freistoß von Schweinsteiger abprallen, Ismael staubte unbedrängt ab.
Die zweite Hälfte begann wie die erste: Nicht einmal zwei Minuten dauerte es, bis Inzaghi erneut zur Stelle war und per Abstauber nach einer Serginho-Flanke aus kurzer Distanz traf. Dabei schoss Ismael den am Boden liegenden Bixente Lizarazu an, der Querschläger landete bei Inzaghi. Kaka machte nach einem Konter das Debakel perfekt.