Wenn der FC Bayern München heute Abend im "Stade Municipal de Gerland" bei Olympique Lyon (20.45 Uhr/live bei Premiere und Sat 1) zum dritten Gruppenspiel der Champions League antritt, werden wohl alle Kameras auf einen einzigen Mann gerichtet sein. Denn die Begegnung mit dem französischen Titelträger ist zugleich das Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten: Giovane Elber.
Gerade einmal knapp fünf Monate nachdem der Brasilianer den deutschen Rekordmeister zum Titel und sich selbst zum Torschützenkönig gemacht hatte, kommt es zum Treffen mit dem ausgemusterten Angreifer. "Natürlich ist die Spannung größer, wenn man gegen Giovane spielt", gab Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld vor dem Abflug am Montagmittag zu. Auch Sebastian Deisler sprach von einem "ganz besonderen Spiel für uns alle. Wir freuen uns darauf".
Elber "Das wird der Wahnsinn"
Für Elber ist es sowieso das Spiel des Jahres. "Das wird der Wahnsinn. Ich will ein Tor schießen und Bayern schlagen", sagte der 31 Jahre alte Angreifer und ließ in den vergangenen Tagen keine Gelegenheit aus, um gegen seinen Ex-Klub zu sticheln: "Die drei Punkte bleiben hier. Die Bayern schaffen es mit ein bisschen Glück vielleicht ins Viertelfinale. Die Champions League gewinnt Bayern nie."
Sprüche aus Frankreich, über die Michael Ballack nur "müde schmunzeln" kann, aber über die sich die Bayern auch freuen. "Ich hoffe, dass Giovane noch ein paar Sprüche macht. Dann werden unsere Spieler ganz besonders motiviert sein", sagte Manager Uli Hoeneß. Mannschaftskapitän Oliver Kahn fühlt sich da allerdings nicht angesprochen. "Da wird viel geredet, aber das ist mir relativ wurscht, wer da spielt. Wir wollen drei Punkte holen", sagte der Nationaltorhüter, der in Lyon sein 100. Europapokalspiel bestreitet.
Bei dem ganzen Trubel um den erfolgreichsten Ausländer der Bundesliga-Historie (133 Tore in 256 Spielen) fiel es Hitzfeld schwer, die Konzentration auf das Wesentliche zu lenken. "Wir spielen nicht gegen Giovane, sondern gegen Lyon. Und das ist eine sehr starke Mannschaft", erklärte der Bayern-Coach.
Hitzfeld fordert Leistungssteigerung
Hitzfeld fordert von seinen Stars nach der mageren Bundesliga-Vorstellung in Mönchengladbach (0:0) eine deutliche Leistungssteigerung: "Wir müssen uns gewaltig steigern, wenn wir da bestehen wollen. Wir müssen mit mehr Leidenschaft und mit mehr Überzeugung nach vorne spielen." Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge ist der gleichen Ansicht: "Unser Spiel wird besser werden müssen, sonst bekommen wir Probleme."
Zumal die Bayern in Lyon schon einmal ihr blaues Wunder erlebten. Im März 2001 gab es in der Zwischenrunde ein peinliches 0:3. Was folgte, war die denkwürdige Brandrede von Präsident Franz Beckenbauer ("Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft") und anschließend der Triumph in der Champions League. Für Deisler, damals noch gar nicht dabei, ist das ohnehin Schnee von gestern. "Das ist ein neues Spiel. Das werden wir gewinnen", sagte der wiedergenesene Nationalspieler selbstbewusst. Elber hin oder her.