Für viele Fußballgrößen aus dem Ruhrgebiet ist es inzwischen ein Pflichttermin zum Jahresstart: das NRW-Traditionsmasters in Mülheim. So auch für Rüdiger Abramczik. "Es macht immer wieder Spaß, nach Mülheim zu kommen. Es ist wie ein Klassentreffen", sagte er am Sonntag am Rande des Turniers. "Außerdem sind viele Fans hier. Da ist unsere Traditionsmannschaft in der Pflicht, etwas zurückzugeben."
Das gelang den Schalkern. Der Vorjahresfinalist kam letztlich zwar nicht über den vierten Platz hinaus, lieferte sich aber ein elektrisierendes Halbfinale gegen Rot-Weiss Essen, das in einer knappen Niederlage nach Neunmeterschießen mündete.
Während Abramczik am Sonntag das Treiben in der ausverkauften Sporthalle in Mülheim beobachtete, schwitzten die Profis von Schalke im Trainingslager in der Türkei. Der Positiv-Trend bei den Königsblauen zum Jahresende ist Abramczik natürlich nicht entgangen.
"Die Winterpause kam zu einem schlechten Zeitpunkt", meinte der 68-Jährige, der vorsichtig-optimistisch in die Zukunft blickt. "Wichtig ist, dass der Start in die Rückrunde gelingt. Am wichtigsten ist, dass wir die Mannschaften schlagen, die unter uns stehen, damit dauerhaft Ruhe einkehrt."
Nur eines der vergangenen sieben Spiele hat Schalke verloren. Verknüpft mit der positiven Entwicklung ist Trainer Kees van Wonderen. Der Niederländer kann in dieser Saison verglichen mit Vorgänger Karel Geraerts einen doppelt so guten Punkteschnitt vorweisen (1,33 zu 0,67).
In der Vergangenheit hatte Abramczik Geraerts mehrfach kritisiert - vor allem für dessen In-Game-Coaching und den Fitnesszustand der Mannschaft. Für van Wonderen findet der 237-fache Schalke-Profi derweil lobende Worte.
"Er hat ein bisschen was verändert und das Training angezogen. Das habe ich selbst beobachtet und das war sehr wichtig. Wir waren unter Geraerts konditionell nicht auf der Höhe." Zugleich mahnte Abramczik. Es gelte abzuwarten. "Heutzutage geht es so schnell. Wenn man zweimal verliert, hängt man wieder unten drin und alle schimpfen dann doch auf den Trainer."
Eineinhalb Wochen vor dem Rückrundenstart gegen Eintracht Braunschweig (18. Januar) haben die Schalker ihren Kader noch nicht verstärkt. Damit kann sich Abramczik anfreunden. Es fehle das Geld, um "vernünftige Spieler" zu holen, betonte er. "Spieler im Winter zu holen, die nur den Kader auffüllen, ist Blödsinn. Die richtig Guten bekommst du zu diesem Zeitpunkt nicht." Wichtiger sei es, eine eingespielte Stammelf zu entwickeln. "Da war der Trainer zuletzt auf einem guten Weg."