Borussia Dortmund steckt in der schwersten Krise seit Jahren. Die sportliche Misere geht auch am scheidenden BVB-CEO Hans-Joachim Watzke nicht spurlos vorbei. Ganz im Gegenteil: „Mir geht es, ehrlich gesagt, ziemlich beschissen“, gewährte der 65-Jährige in einem Gespräch bei der Wirtschaftsinitiative Frankfurt/RheinMain Einblick in seine Gefühlswelt.
Zwar gebe es, stellte Watzke fest, „Millionen Menschen, denen es beschissener geht“, trotzdem schlage der Zustand der Borussia aktuell schwer auf sein Gemüt. Seine Entscheidung, sich im November endgültig aus dem operativen Geschäft beim BVB zurückzuziehen, bleibt allen Umständen zum Trotz bestehen. Ein Rücktritt vom Rücktritt sei „total und komplett“ ausgeschlossen, betonte Watzke, auch wenn er sich zuletzt manchmal gefragt hätte, „ob meine Entscheidung richtig war“.
Besonders in der Verantwortung steht nun Lars Ricken, der im vergangenen Mai vom Nachwuchsleiter zum Sport-Geschäftsführer aufgestiegen war. Den Zeitpunkt hält Watzke nach wie vor für gut gewählt, weil es für den neuen starken Mann eine gute Zeit war, „da jetzt reinzugleiten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir in ein solches Krisenszenario abgleiten.“ Das tue ihm für Ricken leid, „weil der seit Jahren in der zweiten Reihe bei uns super Arbeit“ leiste.
BVB: Watzke hält weiter zu Lars Ricken
Er sei „ohne Wenn und Aber“ von seinem Nachfolger im Sportbereich überzeugt, sagte Watzke, „aber es ist jetzt natürlich eine ganz andere Herausforderung“. Die Entwicklung habe Ricken „mit voller Wucht getroffen“, jetzt müsse er sich daraus befreien.
Die Hoffnung beim BVB lastet nach der Entlassung von Nuri Sahin jetzt auf den neuen Trainer Niko Kovac, dessen Einstellung in erster Linie Ricken zu verantworten hat. Kovacs Einstand gegen den VfB Stuttgart ging allerdings 1:2 verloren.
So stehen die Schwarz-Gelben in der Bundesliga auf weiter auf einem indiskutablen elften Tabellenplatz, die Champions League-Ränge rücken in immer weitere Ferne. Die „Verunsicherung“ bei den Spielern ist für Watzke aktuell das Hauptproblem.
„Wir sind zum permanenten Überperformen verdammt. Wenn wir das nicht tun, haben wir ein Problem.“ Die Erwartungshaltung des Umfelds laste schwer auf dem Klub: „Je größer du wirst, desto mehr bekommst du aufs Dach.“ Trotz allem stünde die Borussia finanziell „bombenfest“ – auch ohne Einnahmen aus der Champions League.