Während neben dem Vereinsheim derzeit Volksfeststimmung auf dem Cannstatter Wasen herrscht, versammelte Trainer Armin Veh seine Schützlinge nach der 1:2-Pleite in Rostock zur Krisensitzung und sprach angesichts der vierten Auswärtsniederlage im vierten Spiel sowie sich andauernd wiederholenden Fehlern der Profis von einem "ernsten Problem".
Derweil schlüpfte Teammanager Horst Heldt in die Rolle des Psychologen und bemühte mehr oder weniger das Motto "Wir haben keine Chance - und die sollten wir nutzen". "Wir sind natürlich krasser Außenseiter. Aber vielleicht ist Barcelona genau der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt", meinte Heldt. Trotz der prekären Lage des VfB, der in der Bundesliga nur auf dem zehnten Tabellenplatz rangiert und den Auftakt in die "Königsklasse" mit einer 1:2-Niederlage bei den Glasgow Rangers verpatzte, fährt der Sportchef gegenüber den Profis nach wie vor den öffentlichen Schmusekurs.
"Wir werden an unserer Strategie nichts ändern. Die Spieler haben unser Vertrauen verdient. Das sind klasse Jungs. Das haben sie bereits unter Beweis gestellt und das werden sie wieder beweisen. Ich werde ihnen sicher nicht den Charakter absprechen", erklärte Heldt: "Wir sprechen die Fehler intern an. Aber es bringt nichts, die Spieler in der Öffentlichkeit bloßzustellen oder kaputtzureden - und dann sollen sie gegen Barcelona wieder alles geben."
Allerdings zweifeln einige Spieler mittlerweile selbst daran, ob sie derzeit alles geben. "Das war eines Meisters nicht würdig", kommentierte Torwart Raphael Schäfer, der allerdings mit seinen durchwachsenen Leistungen selbst ein Teil des VfB-Problems ist, die Vorstellung der Schwaben in Rostock. Nationalstürmer Mario Gomez ist sogar der Ansicht, dass der VfB auswärts derzeit "nur Dreck" spielt. Völlig verloren haben die Profis, die gegen die Katalanen ohne die verletzten Antonio da Silva, Matthieu Delpierre und Thomas Hitzlsperger antreten müssen, ihr Selbstvertrauen aber noch nicht. "Wir wollen Barcelona schlagen", tönte Gomez, dessen Vater Spanier ist, vor dem Duell mit seinem erklärten Lieblingsverein.
Auch Roberto Hilbert will von Angst vor dem großen Gegner nichts wissen. "Wir haben ganz sicher keine Angst und werden uns nicht verstecken. Klar ist Barcelona eine der besten Mannschaften der Welt, aber wenn man in so ein Spiel mit Angst geht, dann bekommt man ganz sicher eins auf die Mütze", erklärte der Nationalspieler.
Viel auf die Mütze bekam in den zurückliegenden Wochen vor allem Barcelonas Superstar Ronaldinho. Zu seiner Formkrise kam eine Wadenverletzung sowie Spekulationen über sein Privatleben und einen möglichen Wechsel in der Winterpause für 70 Millionen Euro Ablöse zum FC Chelsea oder AC Mailand. Mittlerweile hat der zweimalige Weltfußballer aus Brasilien seine Verletzung auskuriert und gibt sich kämpferisch: "Ich werde die Antwort auf dem Platz geben und ich möchte noch viele Jahre in Barcelona bleiben."
Im Gegensatz zu Ronaldinho kann Mittelfeldspieler Yaya Toure sein Team in Stuttgart auf Grund eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel nicht verstärken. Für den Profi von der Elfenbeinküste rückt der Mexikaner Rafael Marquez in die Mannschaft, die am Samstag dank der drei Treffer von Neuzugang Thierry Henry 4:1 bei UD Levante siegte. Ein Fragezeichen steht zudem hinter dem Einsatz von Gabriel Milito. Der Innenverteidiger wird von Adduktorenproblemen geplagt.