Herr Gottschalk, Sie sind mit 23 Jahren noch jung. Muss man sich als so junger Schiedsrichter den Respekt auf dem Platz bei manchen Spielern erst noch verdienen? Cedric Gottschalk: Ich finde in der Liga wirst du schon getestet, aber die Spieler kümmern sich erstmal nicht um dich. Du hast eigentlich einen Vertrauensvorschuss in den ersten Minuten. Und wenn die Spieler dann merken, dass du eine klare Linie hast und vernünftig mit ihnen sprichst, dann erarbeitest du dir eine gewisse Akzeptanz. Deswegen würde ich gar nicht sagen, dass ich es schwieriger habe als jemand, der vielleicht ein bisschen älter ist. Es hängt immer davon ab wie du in den ersten Minuten auftrittst.
Liegt da womöglich auch der größte Unterschied zu den unteren Ligen? Dass die Spieler fairer mit Schiedsrichtern umgehen? Nein, nicht unbedingt. Ich würde zwar schon sagen, dass in den höheren Ligen das professionellere Umfeld und die höhere Disziplin der Spieler dem Schiedsrichter zu Gute kommt. Es ist natürlich auch ab der Landesliga der Vorteil, dass du nicht mehr alleine auf dem Platz bist und feste Assistenten dabei hast. Aber, dass die Spieler jetzt grundsätzlich unterschiedlich sind, was den Respekt angeht, würde ich so nicht sagen. Schiedsrichter sein macht ja auch in unteren Ligen Spaß, sonst würde das ja keiner machen. Auch da ist es ein sehr, sehr cooles Hobby. Dazu kommt die Gemeinschaft unter den Schiedsrichtern. Die ist ligaunabhängig richtig stark – eben eine Mannschaft, nur unter Schiedsrichtern.
Der Fußball lebt von seinen Emotionen. Da muss sich der Schiedsrichter auch öfter mal was von Spielern anhören. Wo ziehen Sie da die Grenze zu einem Spruch aus der Emotion heraus und einem klaren Vergehen? Ich finde, das muss man differenziert betrachten. Man kann mit mir über vieles im Spiel reden, aber das muss dann auf einem vernünftigen Level stattfinden. Es bringt nichts, wenn der Spieler mich nur anschreit und ich komme gar nicht zu Wort. Oder er fuchtelt wild mit den Armen vor mir rum. Sobald ich da so etwas erlebe, sehe ich da auch überhaupt keine Gesprächsbasis.
Wer ist in der nächsten Saison Ihr Favorit in der Regionalliga West? Die Regionalliga bietet auch im nächsten Jahr wieder ein starkes Feld! Da ist die Vorfreude auf jeden Fall groß. Es gibt glaube ich mehrere Mannschaften, die oben mitspielen können. Dazu gehören sicher die starken Mannschaften der letzten Saison, aber auch manche neue Teilnehmer. Und dazu gibt es ja immer wieder Überraschungsteams. Ich bin auf jeden Fall gespannt.
Welcher Spieler hat bei Ihnen bisher einen bleibenden Eindruck auf dem Platz hinterlassen? Es ist ja eigentlich immer ein gutes Zeichen, wenn Spieler nicht im Kopf bleiben, weil sie den Schiedsrichter dann vor wenig Probleme gestellt haben. Spielerisch fand ich Youssoufa Moukoko sehr stark. Ihn habe ich ein paar Mal in der Jugend-Bundesliga gepfiffen. Ich fand es immer beeindruckend, wie jung er ist und wie überlegen er trotzdem in seinen Mannschaften gespielt hat.
Was war bisher Ihr größtes Highlight als Schiedsrichter? Das habe ich tatsächlich direkt im Kopf. Das war die Bottroper Stadtauswahl gegen Schalke 04 zum 100-jährigen Stadtjubiläum im Bottroper Jahnstadion. Für mich als Bottroper mit großem Bezug zu den Traditionsmannschaften des Ruhrgebiets ist das natürlich ein Riesen-Highlight. Das Stadion war voll und es konnten auch sehr viele Freunde gucken kommen. Und dann stehst du da mit Profis auf dem Platz und im ersten Moment denkst du dir dann schon: "Wow, passiert das gerade wirklich?" So etwas vergisst du nicht. In so einem Testspiel hast du dann auch keine Probleme, weil die Hauptsache ist, dass sich keiner verletzt.
Was wäre für Sie ein Spiel, was Sie unbedingt mal leiten wollen? Ich habe da jetzt nicht direkt an ein Spiel gedacht. Ich würde unglaublich gerne mal an den Tivoli. Ich bin jetzt schon ordentlich rumgekommen, aber Aachen habe ich noch nie gesehen. Natürlich reizen dich dann mal Spiele bei RWE wirklich vor 10.000 bis 15.000 Zuschauern. Und der Traum ist natürlich mal ein Bundesligaspiel.
Autor: Tim Hübbertz