Ein Kommentar
Abgedroschen, aber wahr: Der Trainer ist das schwächste Glied in der Kette. Das gilt auch für Christoph Klöpper. Der ehemalige Krayer hat in seiner halbjährigen Amtszeit gewiss Fehler gemacht, der erste und mit Abstand schwerste dürfte aber der gewesen sein, Christoph Jacob seine Zusage zu geben.
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Denn das Experiment, das Jacob sich im Frühjahr überlegt und in den folgenden Monaten ohne Rücksicht auf Verluste - zum Beispiel den der eigenen Fans - durchgezogen hat, war aus einem ganz bestimmten Grund eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt: Jacob hat die Seele des Vereins mit Karacho in den Allerwertesten getreten. Doch ein Einzelner ist nie stärker als ein Fußballklub, das hat sogar Felix Magath knappe zehn Kilometer nördlich erfahren müssen.
Auf Schalke liefen die Fans irgendwann Sturm, an der Lohrheide ebenfalls. Gegen Kray und Verl explodierte das Pulverfass. Das waren auch Warnschüsse! Denn nur, wenn sich der sportliche Erfolg eingestellt hätte, hätten sich die Verantwortlichen hinstellen können und sich auf die Schulter klopfen dürfen - nach dem Motto: "Seht her, ihr 'vereinzelten' Kritiker, unser Weg war der richtige!" Es war aber der falsche - und das nicht nur auf fußballerischer Ebene. Da fehlen nur ein paar Punkte, dann ist bei 09 wieder alles im Lot. Sofern man realistische Ansprüche hegt und nicht "Gala-geil" von der 3. Liga zu spinnen beginnt. Viel schwerer wiegt, dass auf Kosten erhofften Erfolgs (der bekanntlich ausgeblieben ist!) ein ganzer Verein fast sämtliche Eigenschaften, die ihn sympatisch machten, über Bord warf. "Alles riskiert, alles verloren", muss man da wohl sagen.
Viele Fans haben es kommen sehen - und empfinden jetzt Schadenfreude. Grenzwertig, denn am Ende ist es ja ihr Klub! Aber das richtige Gespür dafür, was der Sportgemeinschaft - an dieser Stelle lässt André Pawlaks Abschiedswort noch einmal alle Ohren klingeln - gut tut und was nicht, hatten sie. Schwarmintelligenz könnte man das nennen. Aber auch: Liebe. Denn gerade die treuen Anhänger dürften am Dienstagabend im stillen Kämmerlein das Vereinslied angestimmt haben: "Wattenscheid 09 wird niemals untergeh'n..."