In großem Stil wird derzeit im Fußball aufgeräumt - die letzten romantischen Illusionen müssen raus aus den Köpfen. Haben die Fans überall das liederliche Geschacher zwischen den Spielzeiten selbst schon deshalb so verinnerlicht, weil jeder ja in irgendeinem Managerspiel nach Lust und Laune Transfers tätigt? Oder ist die ganze Welt einfach nur noch so verkommen, dass Werte wie Anstand, Verantwortung und Loyalität nur noch solchen Leuten über die Lippen kommt, die weitgehend als altertümliche Idioten anerkannt sind?
Dabei machen sich die meisten Fans ja schon keinerlei Illusionen mehr über die Söldnermentalität der Berater und ihrer Klienten. Aber wenigstens an zwei, drei Köpfen in einem Team sollte man den Spirit eines Klubs doch noch festmachen können. Spieler, die im Verein aufgewachsen sind, die selbst in der Fankurve standen, die irgendwie noch authentisch wirkten, wenn sie denn schon das Vereinslogo küssen mussten. Wie Neuer, Götze oder jetzt eben Leon Goretzka.
Nun landet die große Liebe vor dem Arbeitsgericht. Erbärmlich ist das. Aber auch kein Wunder. Denn der 18-Jährige ist umringt von Typen, die alle zigmal den Verein gewechselt haben, die ihn zum zukünftigen Weltstar hochsülzen und zum größten Talent seit 50 Jahren (war das nicht auch mal Kai Michalke?) und die jederzeit die eigene Oma verkaufen, um den nächsten "Karriereschritt" zu machen. Man braucht viel Fantasie, um sich eine weitere Branche vorzustellen, in der so offenkundige und ausgewiesene Schweinehunde auch noch "Fans" haben. Heidi Klum und Dieter Bohlen fallen einem vielleicht noch ein. Aber dann kommt schon Fußball.