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„Tough Guy“: Das härteste Hindernisrennen der Welt macht süchtig
Grenzerfahrung der besonderen Art

„Tough Guy“: Das härteste Hindernisrennen der Welt macht süchtig
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Marathon, Iron-Man, Berg- oder Vulkanläufe? Nein, das reicht Walter Kreutner schon lange nicht mehr. Immer auf der Suche nach dem ultimativen Kick und dem Ausloten der eigenen Grenzen verschlug es den Düsseldorfer im Januar schon zum dritten Mal nach Wolverhampton. In dem englischen Ort findet alljährlich das „Tough Guy Race“, das härteste Hindernisrennen der Welt statt.

Bei dem Wettkampf geht es um Cross-Läufe, spektakuläre Hindernisse, Wassergräben, Stacheldraht-Strecken oder mit Stromkabeln versehene Holzwände, an denen man hochklettern muss. Initiator dieses Spektakels ist ein gewisser „Mr. Mouse“, ein ehemaliger Designer von Militärparcours, der auf seinem Gnadenhof für Pferde mittlerweile 5.000 Teilnehmer triezt. „Je heftiger die Strecke wird, desto mehr Leute kommen“, schmunzelt Kreutner und erklärt die Faszination so: „Das Ganze ist ein Abenteuerspielplatz für Männer, die sich mal selbst austesten wollen.“ Dabei gibt es durchaus auch einige „Tough Girls“, die sich in das Wagnis und in den Schlamm stürzen.

Das tat in diesem Jahr erstmals auch Achim Salzmann. Der 45-Jährige ließ sich von seinem Kumpel, man kennt sich aus dem Hundesport-Verein, anstecken und tauchte ebenso ins Eiswasser wie vier weitere Teamkollegen der „Mudkings Düsseldorf“. Vor Jahren betätigte sich Salzmann als Hobbytriathlet, mit der Zeit „saß ich aber lieber vor dem Fernseher oder im Stadion statt selbst etwas zu tun“, gibt der BVB-Fan zu. Um die überflüssigen Pfunde wieder loszuwerden willigte er also in das Abenteuer „Tough Guy“ ein. Alle, die das tun, müssen übrigens vor Ort eine Erklärung unterzeichnen, passend verziert mit einem Totenkopf, dass man den Veranstalter von allen Risiken frei spricht und falls einem etwas passiert, dies der „eigene blöde Fehler“ sei.

Verletzungsgefahr besteht bei der Höhe der Hindernisse, vor allem durch die immer vorhandene Glätte, zwar schon, vor allem haben die Sanitäter aber mit Unterkühlungen zu kämpfen, denn das vier bis fünf Grad kalte Wasser hat noch jeden platt gemacht. An einer Station gilt es durch einen acht Meter langen Tunnel zu tauchen. „Danach weiß man erst mal gar nicht, wo man ist. Da braucht man schon einige Sekunden der Besinnung, bevor es weitergehen kann“, schildert Salzmann und Kreutner schiebt nach: „Beim zweiten Mal ist es eigentlich schlimmer, weil man dann weiß, was einen erwartet.“

Aber auch von den „Tigerschwänzen“, Weidezaunstreifen mit der zwei- bis dreifachen Voltzahl handelsüblicher Zäune, lassen sich die „Schlammkönige“ nicht bremsen. Salzmann: „Durch die nasse Kleidung leitet der Strom natürlich besonders gut und man weiß gar nicht, was lauter ist. Das Knallen oder das Fluchen der englischen Teilnehmer.“

Eins ist beim Lauschen der Erlebnisse aber schnell klar: Das Rennen durch brennendes Gelände, das Kriechen durch den „Vietcong Tunnel“ oder das Besteigen der „Brandenburg Wall“ scheint süchtig zu machen. Für 2009 haben sich schon zwei weitere Mutige angekündigt. „Ich bin einfach Feuer und Flamme, was diesen Wettkampf angeht. Da geht nichts drüber. Und ich kann andere halt auch gut überzeugen“, scharrt Kreutner schon elf Monate vor dem nächsten Abenteuer mit den Hufen. Ziele hat der 57-Jährige auch: „Dieses Mal war ich Bester in der Altersklasse über 55, das will ich natürlich wiederholen.“

Salzmann will „unter den ersten 1000 landen“. Dabei spielt die Zeit nur eine untergeordnete Rolle, auch der Sieger begnügt sich mit Ruhm und Ehre. Am Ende landen alle Finisher unter den kalten Duschen, die sonst für die Pferde gedacht sind. „Das ist immerhin wärmer als das Wasser im Parcours“, lacht Salzmann, der betont: „Sämtliche Startgebühren gehen an den Gnadenhof, das ist schon eine tolle Sache.“

Weiblicher Anhang ist übrigens nicht dabei, wenn sich die Truppe, die unter anderem aus einem Extrem-Sportler, ehemaligen Footballern der Düsseldorf Panther und Hundesportlern besteht, einem „psychischen und physischen Belastungstest“ (Salzmann) unterzieht. „Da kommt man viel zu schnell in Verlegenheit, den Hampelmann zu machen, weil man Eindruck schinden will, außerdem haben die Frauen zu viel Angst“, erklärt Kreutner den reinen Männer-Trip.

Trotz aller Qualen und Schmerzen ist es dennoch keine Ego-Veranstaltung, der Fair-Play-Gedanke wird unter allen Teilnehmern groß geschrieben, da wird sich gegenseitig aus dem Sumpf gezogen oder lautstark angespornt. Überhaupt sei die Solidarität das Beste findet Kreutner: „Am meisten Freude macht es, unter 5000 Leuten zu sein, die genauso verrückt sind wie man selber. Da sagt keiner "wie kann man so einen Quatsch machen", die verstehen das, da sind wir unter unseresgleichen, das ist ein wunderbares Gefühl.“

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