Nein, Meister-T-Shirts hat der SC Westfalia Herne nicht im Gepäck, wenn er am Sonntag zum letzten Auswärtsspiel der Westfalenliga-Saison beim SV Brackel (15 Uhr, Sportplatz am Hallenbad, Oesterstr. 66, Dortmund) antritt. Sagt zumindest Christian Knappmann. Allerdings hätte Hernes Trainer überhaupt nichts dagegen, sollte es schon an diesem Sonntag klappen.
Bei drei Punkten Vorsprung vor dem Holzwickeder SC und nahezu identischer Tordifferenz fällt das Rechnen leicht: Bei einem Herner Sieg muss der einzig verbliebene Verfolger bei der SpVg. Olpe ebenfalls gewinnen, sonst sind die Strünkeder Meister. Verliert Holzwickede, reicht dem SCW schon ein Punkt. In allen anderen Fällen gibt es am letzten Spieltag ein Fernduell um Titel und Aufstieg. Dann empfängt Herne den Kirchhörder SC am Schloss, der HSC hat Heimrecht gegen den FC Iserlohn.
Gelassenheit und Zuversicht Natürlich kennt Knappmann alle Szenarien – und begegnet ihnen mit einer Mischung aus Zuversicht und Gelassenheit: „Ich gehe davon aus, dass wir unsere eigenen Hausaufgaben machen. Dann können wir auf Schützenhilfe aus Olpe hoffen. Wenn die ausbleibt, haben wir am nächsten Wochenende zuhause eben ein richtiges Endspiel.“ Ein Endspiel, in das er gern zumindest einen Punkt Vorsprung mitnehmen würde. Deshalb könne er auch mit einem Unentschieden in Brackel leben. „Schließlich hätten wir es dann am letzten Spieltag immer noch selbst in der Hand.“
Jetzt ist es zum ersten Mal so, dass es auch rechnerisch klappen könnte. Das gibt uns einen Riesen-Motivationsschub.
Christian Knappmann
Auch aus einem anderen Grund empfindet der 36-Jährige die Situation als durchaus komfortabel: „Wir haben fast ein Jahr hart und intensiv gearbeitet. Jetzt ist es zum ersten Mal so, dass es auch rechnerisch klappen könnte. Das gibt uns einen Riesen-Motivationsschub.“ An Motivation wird es aber auch auf der Gegenseite nicht mangeln, bangt Brackel doch noch um den Klassenerhalt. Drei Punkte hat die Elf von Jörg Lange derzeit mehr auf dem Konto als Horst-Emscher und Wiemelhausen. Sollte einer der Rivalen verlieren, kann sich Brackel also mit einem Remis gegen Herne vorzeitig in Sicherheit bringen. „Deshalb gehe ich von einem eher defensiv eingestellten Gegner aus“, vermutet Knappmann. „Aber genau das ist auch deren Stärke.“
Das 0:0 im Hinspiel, als der SCW am überragendem Keeper David Graudejus schier verzweifelte, sei nur ein Beleg für diese Aussage. Auch bei zwei Siegen gegen Hordel (2:1, 3:0) und dem 3:1 gegen Lünen habe Brackel fast nichts zugelassen. „Das ist ein richtig ekliger Gegner“, sagt Knappmann – und meint das als Kompliment. „Die ganze Mannschaft verteidigt geschickt.“ Einige Gegner aber haben auch Lösungen gefunden und das Bollwerk geknackt. Iserlohn und der DSC haben den Dortmundern vier, Wiemelhausen sogar sechs Treffer eingeschenkt. Zuletzt führte Brackel gegen Sinsen mit 1:0, ehe Elvis Salja in der Schlussphase mit drei Toren in vier Minuten das Spiel drehte.
„Da sind sie etwas hektisch geworden. Aber über 90 Minuten war Brackel die bessere Mannschaft“, so Knappmanns Analyse. Im Grunde erinnert die Konstellation stark an die der Vorwoche. Auch in Horst wurde auf Kunstrasen gespielt, auch dort setzte ein Abstiegskandidat auf eine Kontertaktik. Der SCW bestand die Probe, hatte viel Ballbesitz, spielte geduldig und vergaß nie die Absicherung. „Ähnlich werden wir auch das Spiel in Brackel angehen“, verrät Knappmann, der auch keinen Grund zu größeren personellen Veränderungen sieht. Niklas Rieker und Nils Vespermann sind wieder im Kader, dafür fehlt neben Dejan Petrovic und Milko Trisic auch Marcel Ramsey wegen einer Gelbsperre.
Anpfiff in Olpe halbe Stunde später Sicher werden auch viele Herner Fans den SCW nach Dortmund begleiten. Je nach Spielausgang werden sie noch ein halbes Stündchen länger im Stadion ausharren, wird die Partie in Olpe doch erst um 15.30 Uhr angepfiffen. Möglicherweise gibt es ja gegen 17.15 Uhr etwas zu feiern. Das geht nämlich auch ohne Meister-T-Shirts.