Monatelang nicht zu treffen? Für einen Stürmer ist das die Höchststrafe. So erging es zuletzt Robert Nnaji von der SG Wattenscheid 09. Obwohl der Engländer Spiel für Spiel Offensivakzente setzt und seine Mitspieler regelmäßig mit Vorlagen bedient, wollte es für ihn selbst vor dem Tor seit November letzten Jahres einfach nicht klappen.
Doch beim Aufeinandertreffen mit dem TuS Ennepetal (3:2) platzte der Knoten schließlich – und das gleich doppelt.
"Das war ein richtig befreiendes Gefühl. Wichtig für das Selbstbewusstsein. Für mich hat immer Priorität, etwas für die Mannschaft zu leisten und Punkte zu holen. Dass ich die entscheidenden Tore geschossen habe, war ein Bonus. So darf es gerne weitergehen“, zeigte sich der Angreifer erleichtert, aber auch uneigennützig nach Spielschluss. Zuvor verwandelte er gegen den direkten Tabellennachbarn zwei Foulelfmeter und krönte sich zum Matchwinner des packenden Duells.
Auch, wenn ein Stürmer bekanntlich an Treffern gemessen wird, habe sich Nnaji in der Torlos-Phase keinen Druck gemacht. Für ihn zähle nur eins: „Hauptsache du gibst Gas, kannst jedem nach dem Spiel in die Augen gucken und behaupten, alles gegeben zu haben. Mal hat man das Glück mehr auf seiner Seite, mal weniger.“ Wenn es drauf ankommt, weiß der Offensivmann aber immer zu liefern: Mit acht Saisontreffern und sechs Vorlagen ist er Wattenscheids bester Scorer.
Leistungsschwankungen sind ein Thema in der Mannschaft
Wie schon so häufig in dieser Saison, zeigte die SGW am vergangenen Wochenende zwei Gesichter. In den ersten 45 Minuten lief nichts zusammen. Erst nach dem Kabinengang gelang es den Wattenscheidern, ihre Qualitäten und Mentalität auf den Platz zu legen, sodass ein 0:2-Rückstand noch gedreht werden konnte. Doch warum gibt es immer wieder diesen Kontrast? „Das ist schwer zu erklären“, gestand Nnaji ratlos über die Leistungsschwankungen.
„Es ist in dieser Saison schon oft vorgekommen, dass wir uns nach dem Spiel einig waren, gut gespielt zu haben – nur die Punkte fehlten. Oder wir spielen, wie gegen Ennepetal, zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Selbst die Gegner spiegeln uns so oft wider, wie viel Potenzial wir hätten. Wir können es. Und das geht einem irgendwann auf die Nerven, weil man weiß, dass mit dieser Mannschaft eigentlich so viel mehr rauszuholen ist“, so der 28-Jährige offen und ehrlich.
Mit 31 Zählern auf dem Konto und einem Nachholspiel in der Hinterhand, rangiert der ehemalige Bundesligist derzeit auf Platz 13 im Oberliga-Tableau. Trotz gesichertem Mittelfeld ist die bisherige Ausbeute für den ambitionierten Torjäger unbefriedigend: „Der Blick auf die Tabelle tut schon weh, weil man daran erinnert wird, wie viele Punkte liegen gelassen wurden. Dass wir eher unten drin stehen, haben wir selbst zu verantworten. Eigentlich gehören wir woanders hin.“
Angst, nochmal in den Keller zu rutschen, herrsche in der Hellwegstadt nicht. Rest-Abstiegssorgen will der Klub frühzeitig beiseiteschaffen. „Das ist für mich gar kein Thema. Wenn man sich zu viele Gedanken über etwas macht, kommt man nur in eine Art Negativ-Strudel“, so Nnaji, der davon überzeugt sei, dass die SG Wattenscheid schon bald souverän ins Ziel einlaufen wird. Da trifft es sich gut, dass ihr erfolgreichster Torschütze wieder zu alten Knipser-Qualitäten zurückgefunden hat ...