Es ersparte dem Tabellenführer und Aufstiegsfavoriten beim Schlusslicht eine mittelschwere Blamage.
Viele Trainer würden nun das tun, was Christian Knappmann auch von etlichen mitgereisten Hernern geraten wurde: Drei Punkte einsacken, Mund abputzen und zur Tagesordnung übergehen. „Für mich ist das aber der falsche Ansatz“, schwimmt der Westfalia-Coach einmal mehr gegen den Strom. Er hatte eine „Lethargie im Ballbesitz“ erkannt, die ihn richtig nervte. „Wenn wir dieses Defizit nicht ablegen, kriegen wir Probleme“, legte Knappmann gleich den Finger in die Wunde. „Wir brauchen mehr Enthusiasmus im Positionsspiel, müssen in die Halbräume gehen, auch auf die Gefahr hin, nicht angespielt zu werden. Das ist keine Majestätsbeleidigung.“
Elf gute Individualisten sind noch keine Mannschaft, Das weiß Knappmann, und das will er seinen Schützlingen auch vermitteln. „Wir müssen die Egoismen zur Seite stellen, sonst werden wir gegen Mannschaften wie Lünen oder jetzt im Pokal gegen den DSC nicht bestehen“, forderte der 35-Jährige. Vier Akteure nahm er explizit von seiner Kritik aus. „Königs’ Verpflichtung hat sich schon im ersten Spiel bezahlt gemacht, Onucka ist gerade auf der Sechs ganz weite Wege gegangen, und Kühn war einfach nur überragend“, so Knappmann. Auch an Klaas’ Leistung hatte er nichts auszusetzen. Elfmeterpfiffe bleiben aus
Insgesamt aber wäre der SCW fast an seiner Überheblichkeit gescheitert. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn Patrick Lepperhoff gleich in der ersten Minute auf den Punkt gezeigt hätte, als Marko Onucka laut Knappmann zweimal im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Wenig später sei Onucka elfmeterreif umgerissen worden, aber auch das ließ der Schiedsrichter durchgehen. „So blieb uns das ominöse schnelle Tor verwehrt, und es wurde eine ziemlich zähe Angelegenheit“, berichtet der SCW-Trainer.
Zwar hatte Herne meist den Ball, aber ohne Laufbereitschaft waren die beiden tief stehenden Viererketten nicht zu knacken. Fehlende Anspielmöglichkeiten nötigten Hernes Innenverteidiger zu langen Diagonalschlägen, die wirkungslos verpufften. Am Ende durfte der Gast froh sein, ein 0:0 mit in die Pause zu nehmen. Zweimal verhinderte Pascal Königs einen Einschlag, als er einen Thöne-Freistoß aus dem Winkel fischte (31.) und einen Kopfball aus kürzester Distanz parierte (35.).
Zur Pause stellte Knappmann um, zog Onucka auf die Sechs zurück, stellte Klaas als Abräumer daneben und wechselte Mützel ein. Ein guter Schachzug. Kaum auf dem Platz, nahm Mützel einen von der Mauer prallenden Ferati-Freistoß auf und jagte ihn mit rechts ins lange Eck. Doch nur acht Minuten später glich Lennestadt mit einem abgefälschten Schuss aus der zweiten Reihe aus.
Druck vermochte der SCW auch danach nicht aufzubauen. So packte Knappmann die Brechstange aus, schickte den kopfballstarken Kühn nach vorn. Klare Chancen resultierten daraus aber nicht. Erst ein genialer Ferati-Pass, den Trisic gekonnt veredelte, bewahrte den SCW vor einem folgenreichen Punktverlust.