Einst holte Wortmann den populären "Knappi" an das Schloß Strünkede und nun wird dieser dessen Nachfolger. Da liegt ein fader Beigeschmack nahe. Wir sprachen mit dem 34-jährigen Spielertrainer der Westfalia über seine erste Woche als verantwortlicher Coach, das Verhältnis zu Wortmann, das Nahziel und seinen Trainer-Traum.
Christian Knappmann, was ist der große Unterschied zwischen Ihrer alten Rolle als Aktiver und der neuen Position als Spielertrainer? Ich war immer ein Spieler, der viel mitgedacht hat und sich Gedanken - auch vor und nach den Spielen und Trainingseinheiten - gemacht hat. Mancher macht seinen Job und schaltet sofort ab. Mich haben die Dinge aber wissbegierig gemacht. Ich wollte immer mehr. Jetzt ist das noch krasser, weil man in der Verantwortung steht und Ergebnisse liefern muss. Der Spieler kann immer noch auf den Trainer zeigen und ein Alibi suchen. Als Trainer bist du mit deinem Team auf dich selbst gestellt. Wenn es nicht läuft, dann fliegt nicht der Spieler, sondern der Coach. Ich kann aber schon nach einer Woche sagen, dass es mir großen Spaß macht mit meinem Partner Fatlum Zaskoku Westfalia Herne als Trainer zu führen.
Natürlich wache ich morgens auf und habe geträumt, wie ich zehn Jahre lang Trainer bei Rot-Weiss Essen war und den Verein in Bundesliga geführt habe. Jeder hat Träume und Pläne. Leider kann man in diesem Geschäft nicht weit planen
Christian Knappmann
Wie ist Ihr aktuelles Verhältnis zu Holger Wortmann? Holger ist leider auf Distanz gegangen. An dieser Stelle möchte ich aber betonen, dass ich ihn nach wie vor als Trainer und Menschen sehr schätze. Ich hoffe, dass sich unser Verhältnis in der Zukunft wieder normalisiert.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger? So viel müssen wir gar nicht ändern, denn Wortmann hat gemeinsam mit dem Verein ein tolles Team auf die Beine gestellt, welches locker in der Oberliga mithalten könnte. Die Einstellung, die Leidenschaft, die Laufbereitschaft, das alles stimmt. Da brauchen wir mit Fatlum jetzt gar nicht mehr anzusetzen. Holger hat uns eine intakte Truppe überlassen. Was wir besser machen wollen und müssen, das ist die Defensivarbeit. Wir kassieren viel zu viele Gegentore. Wenn wir die Abwehr hinkriegen, dann werden wir marschieren.
Sie sollen die Mannschaft erst einmal bis zur Winterpause führen. Welches Ziel verfolgen Sie bis dahin? Bis Weihnachten haben wir vier Pflichtspiele, die wir gewinnen wollen und werden. Das verspreche ich!
Das ist mal eine Ansage. Was macht Sie da so sicher? Ich kenne die Jungs doch alle. Ich bin ja auch weiterhin Spieler, vielleicht ist das sogar ein Vorteil. Wir wissen doch alle, welch große Qualität die Mannschaft hat. Auf Dauer setzt sich diese bekanntlich durch. Jetzt ist der Moment gekommen. Das spüre ich.
Genau wie Wortmann haben auch Sie mit Verletzungen zu kämpfen. Lichtet sich das Lazarett langsam? Wir haben einige angeschlagene und verletzte Spieler. Bei manchen werden die Ausreden unter meiner Führung aber nicht mehr gelten. Da sind Jungs dabei, die sich wegen Halsschmerzen von einer Einheit abmelden. Das gibt es bei mir nicht mehr! Da muss man auch mal beißen. Und wer Halsschmerzen hat und nicht trainieren kann, den erwarte ich trotzdem als Zuschauer beim Training.
Sie haben in Ihrer Spielerlaufbahn etliche Trainer kommen und gehen sehen. Von wem haben Sie sich etwas abgeguckt? (lacht) Ich hatte wirklich einige Trainer. Hier möchte ich allen voran Christian Benbennek, Waldemar Wrobel, Thomas Stratos, Mario Ermisch und David Wagner erwähnen. Das waren und sind alles sehr gute Trainer, von denen ich einiges mitnehmen konnte. Am Ende macht es die Mischung plus meine Ideen.
Wohin sollen Ihre Ideen Sie denn als Trainer führen? Ich möchte mindestens als Trainer arbeiten, wo ich auch gespielt habe. Das heißt in der 3. Liga oder der Regionalliga. Von ganz oben zu sprechen, wäre zu vermessen.
Als Spieler standen Sie bei mehr als einem Dutzend Vereinen unter Vertrag. Haben Sie das als Trainer auch vor? Ich kann das eigentlich gar nicht mehr hören. Ich habe immer gesagt, dass ich dorthin gegangen bin, wo ich das beste Angebot vorfand. Jeder normale Arbeitnehmer hätte das auch gemacht, wenn es sich für ihn und seine Familie gelohnt hätte. Alles andere ist doch heuchlerisch. Natürlich wache ich morgens auf und habe geträumt, wie ich zehn Jahre lang Trainer bei Rot-Weiss Essen war und den Verein in die Bundesliga geführt habe. Jeder hat Träume und Pläne. Leider kann man in diesem Geschäft nicht weit planen. Das jüngste Beispiel ist doch Frank Kramer, der auch gerne länger in Düsseldorf geblieben wäre und noch vor Ende der Hinrunde entlassen wurde.