Die Sehnsucht nach dem Profigeschäft im Fußball ist riesig. Alemannia Aachen ist ein Traditionsverein mit viel Geschichte und vor allem Fankultur. Das dürfte spätestens in dieser Spielzeit wirklich jeder in ganz Fußball-Deutschland mitbekommen haben.
29.500 Zuschauer strömten am 30. März beim Spiel gegen den SC Fortuna Köln in den Tivoli - in der Regionalliga West! Zahlen, die völlig surreal erscheinen. Die Euphorie rundum den möglichen Aufstieg in dieser Saison ist im ganzen Vereinsumfeld zu spüren. Das war in den letzten Jahren nicht wirklich vorauszusehen.
Seit dem Abstieg aus der dritten Liga im Jahr 2013 waren die Kaiserstädter ein Dauerpatient der Regionalliga West. 2015 wurde Aachen Zweiter und verpasste den Zug zurück ins Profigeschäft. In all den Jahren danach waren es Viktoria Köln, Preußen Münster, Borussia Dortmund II oder auch Rot-Weiss Essen, die den Ton in der vierten Liga angaben.
Alemannia Aachen hatte wenig zu melden. Die beste Platzierung war der sechste Platz. Der Aufstieg war nie wirklich ein spannendes Thema geworden in den letzten knapp zehn Jahren.
Alemannia Aachen hatte zunächst nichts mit der Spitze zu tun
Auch das Script dieser Spielzeit schien für Aachen über weite Strecken keine Hauptrolle im Meisterschaftskampf bereitzuhalten. Nach dem neunten Spieltag waren die Jungs vom Tivoli bereits neun Zähler hinter Spitzenreiter Fortuna Köln.
Ein halbes Jahr in die Zukunft gesprungen, schoss man eben genau diesen Gegner beim 1:0-Heimsieg aus dem Meisterschaftsrennen und erhöhte den Vorsprung auf die Konkurrenz auf elf Punkte. Mit noch sieben Spielen und damit noch 21 auszuspielenden Punkte, scheint der Aufstieg so gut wie klar zu sein.
Die Erleichterung, dass es endlich mit der Rückkehr in das Profigeschäft klappen kann, war im Nachgang an den Topspiel-Sieg zu greifen. In der Mixed-Zone waren nur strahlende Gesichter zu vernehmen und sogar erste Aussagen bezüglich des bevorstehenden Coups fielen.
"Wenn uns jetzt noch einer aufhält, dann sind wir einfach bescheuert", sagte Bastian Müller nach der Partie. Top-Scorer Anton Heinz erklärte, dass "ein paar Finger dran sind an der Meisterschaft."
Trainer Heiner Backhaus blieb wie gewohnt eher zurückhaltend, was Aussagen in diese Richtung angehen, doch auch ihm war die Euphorie in der anschließenden Pressekonferenz anzumerken. "So kurz nach dem Spiel bin ich immer noch ein kleiner Junge, der Fan ist", sagte Backhaus.
Dieser kleine Junge in ihm wird weiterhin vom Aufstieg träumen dürfen, der mittlerweile fast schon unumgänglich erscheint. Der Tivoli bebt Woche für Woche und die Fans der Kaiserstädter jagen Zuschauerrekord nach Zuschauerrekord in der Regionalliga. Bald können sie wohl in der 3. Liga wieder jubeln.