Deniz Bindemann, 19-jähriger Edeljoker aus Münster, versetzte das Preußenstadion in der 77. Spielminute in absolute Ekstase. 15 Zeigerumdrehungen nach seiner Einwechslung setzte der Mittelstürmer zum Sprint an, spekulierte auf einen Fehler der Fortuna-Defensive und haute eine verunglückte Nadjombe-Kopfballrückgabe per Direktabnahme ins Kölner Tor. Auf den Rängen brachen in der Folge alle Dämme, wovon der Spieler des Spiels sichtlich beeindruckt war. „Dafür spielt man Fußball“, bekräftigte Bindemann, der damit auf das emotionale Münsteraner Publikum anspielte. Und weiter: „Ich habe noch nie vor so vielen Fans gespielt, außer im DFB-Pokal.“
Tatsächlich wurden Tausende schwarz-weiß-grüne Anhänger Zeuge des allesentscheidenden Bindemann-Treffers, der den Adlerträgern den 13. Saisonsieg im 17. Heimspiel bescherte. Für SCP-Coach Sascha Hildmann hatten aber auch die bereits angesprochenen Fans einen erheblichen Anteil daran, dass Münster die Tabellenführung im Fernduell mit Rot-Weiss Essen verteidigen konnte. „Die 10.800 Zuschauer haben richtig Alarm gemacht“, freute sich der Erfolgstrainer über die lautstarke Unterstützung von den altehrwürdigen Tribünen an der Hammer Straße. Der sonst so coole 50-Jährige offenbarte bei ihm geweckte Emotionen: „Wenn die alle anfangen zu singen, kriegst du schon Gänsehaut.“
„Ich hoffe, dass viele Fans mitkommen, mit einem Konvoi dahinballern.“
Sascha Hildmann, Trainer Preußen Münster
Netter Nebeneffekt aus Sicht des Preußen-Trainers: „Da marschieren alle nochmal ein paar Meter mehr“, wusste Hildmann um die Wichtigkeit der Fans, die nicht umsonst als zwölfter Mann bezeichnet werden. Nicht verwunderlich, dass Hildmann nach der erstklassigen Vorstellung des SCP-Anhangs nun auf einen ähnlichen Support beim kommenden Topspiel in Oberhausen (Sonntag, 14 Uhr) spekuliert. „Ich hoffe, dass viele Fans mitkommen, mit einem Konvoi dahinballern“ – um womöglich einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Meisterschaft zu machen.
Bis es so weit ist, muss der Übungsleiter der Münsteraner den wilden Ritt gegen die Fortunen aber erst noch verdauen. „Ich brauche die ganze Nacht, um wieder runterzukommen“, versicherte Hildmann. Die Fans aus der nordrhein-westfälischen Fahrradstadt dürften ihren Teil dazu beigetragen haben.