Der Iraker kurdischer Abstammung spielte sich in der vergangenen Saison mit tollen Dribblings und einer Schnelligkeit à la David Odonkor schnell in die Herzen der RWO-Fans.
Doch seine vielen vergebenen Großchancen sorgten dafür, dass er in kürzester Zeit vom Fanliebling zur tragischen Figur im Oberhausener Kader mutierte. Nach 20 Einsätzen (ein Tor, zwei Vorlagen) in der Hinrunde wurde Sindi schließlich von Mario Baslers Nachfolger Peter Kunkel in die Reserve degradiert und erhielt am Saisonende auch keinen neuen Vertrag mehr bei den „Kleeblättern“. Nach monatelanger Vereinssuche unterschrieb der 24-Jährige Anfang Februar einen Vertrag bei Duhok Sports Club – einem kurdischen Spitzenklub, der im irakischen Oberhaus spielt. „Mein Onkel, bei dem ich auch in einer Öl-Firma arbeite, hat mir diesen Transfer vermittelt. Es macht hier richtig Spaß“, sagt Sindi. Bislang konnte der ehemalige Homberger und Wuppertaler vier Pflichtspiele für Duhok absolvieren. Sindi: „Die Saison läuft hier bis Mitte Juni. Wir haben noch 14 Spiele, jetzt geht es mit den Englischen Wochen Schlag auf Schlag.“
„Es gibt hier auch Gesetze, doch daran hält sich niemand“
Der Vertrag des gebürtigen Duisburgers läuft zum 30. Juni aus. Auch wenn sich das 1,73-Meter-Kraftpaket im Nord-Irak, dem kurdischen Teil des Landes, wohlfühlt, ist das Heimweh groß. „Ich lebe hier mit den ausländischen Spielern, unter anderem einem Argentinier und drei Afrikanern in einem Hotel. Aber das ist auf Dauer keine Lösung. Ich werde im Juli wieder in Deutschland sein und hoffe, einen interessanten Klub im Revier zu finden. Das Ruhrgebiet ist einfach meine Heimat“, betont Sindi.
Dass der Wunsch nach einer Rückkehr groß ist, ist nicht zuletzt den Lebensbedingungen geschuldet. Auch wenn im kurdischen Teil des Iraks laut Sindi das Leben angenehm ist und das Land immer schneller wächst und moderner wird, ist der Unterschied zum Lebensstil in Deutschland enorm. „Ein Beispiel sind die Struktur, die Gesetze. Diese gibt es hier auch, doch daran hält sich niemand“, sagt Sindi und nennt ein Beispiel: „Wenn du hier von der Polizei angehalten wirst, dann kannst du das mit ein paar Dollar schnell klären.“
Zu Auswärtsspielen mit dem Flugzeug
Dollar ist ein gutes Stichwort. Denn das Gehalt und die Bedingungen beim Duhok Sports Club sind mit den deutschen Gegebenheiten bei einem Drittligisten zu vergleichen. Sindi: „Man kann hier gutes Geld verdienen. Und es wird einem auch alles abgenommen. Da kannst du wirklich nicht meckern.“ Die Pflichtspiele sind laut Sindi ein Bonbon. Wenn Duhok zuhause spielt, dann ist das modernste Stadion der irakischen Liga stets mit 15.000 bis 20.000 Zuschauern gefüllt. Auswärts sieht es ähnlich aus, mit dem Unterschied, dass keine Duhok-Fans in den Süden des Irak reisen. Denn diese für irakische Verhältnisse großen Entfernungen - zum Beispiel zwischen Arbil, der Heimat des Duhok Sport Clubs, und der irakischen Hauptstadt Bagdad (rund 313 Kilometer) - werden mit dem Flieger gemeistert. Am Flughafen angekommen merken die Duhok-Spieler den Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden des Landes noch nicht. Spätestens, wenn sie im Bus Richtung Stadion sitzen, kommen mulmige Gefühle hoch, wie Sindi erläutert: „Im Norden sieht wirklich alles toll aus. Im Süden merkt man aber, dass der Irak eine Kriegsregion war. Überall sind die Armut, die kaputten Straßen und Häuser zu erkennen. Da kommt man schon zum Nachdenken und weiß es zu schätzen, wie gut das Leben in Deutschland eigentlich ist.“
Deshalb hofft der einst schnellste Spieler der Regionalliga West (O-Ton Sindi: „In der irakischen Liga gibt es noch schnellere Jungs“), ab der kommenden Saison bei einem deutschen Klub anzuheuern. „Ein gut geführter Regionalligist mit Ambitionen wäre ein Traum“, hofft Sindi auf Angebote.