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"Die Ampel war lange Zeit auf Rot"

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RWE: "Die Ampel war lange Zeit auf Rot"

In Belek haben wir uns mit Rot-Weiss Essens Trainer Waldemar Wrobel unterhalten. Im Interview spricht er über Training, neue Spieler und die Kritik an seiner Person.

Sie betonen, dass Sie mit der Arbeit ihrer Mannschaft zufrieden sind. Andererseits ist das wohl nicht weniger als das, was sie von ihr erwarten, oder? Eine Mannschaft, die konzentriert arbeitet, die sich bemüht, die individuell an ihre Grenzen geht ist das, was ich erwarten darf, was ich erwarten muss. Ja. Von daher erfüllen wir unsere Erwartungen. Das ist nichts, was ich besonders herausstellen muss. Wir haben zudem aber auch einige Verletzungsprobleme. Wenn man mal über den Tellerrand hinausschaut, auch ligaübergreifend, gibt es das aber bei fast allen Mannschaften, teilweise noch gravierender. Das ist deshalb nicht angenehmer, aber es gehört dazu.

Man kann aber feststellen, dass die Stimmung im Team sehr harmonisch ist. Das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich nach einer durchwachsenen Hinrunde, oder? Ich kann das von meiner Warte nur bestätigen. Doch selbst in der Phase, als wir eine andere Stimmung hatten, waren wir inhaltlich immer gut unterwegs, in Hinblick auf Stimmung, auf Atmosphäre, auf den Spaßfaktor. Wir haben uns inhaltlich immer bemüht, alles abzurufen, an unsere Leistungsgrenze zu gehen, aber wir sind nicht dafür belohnt worden. Das hatte Gründe. Die Stimmung untereinander ist aber nach wie vor gut und wenn das auch Außenstehende so beurteilen, ist das ein Indikator, dass wir auf dem richtigen Weg sind.


Unterscheiden sich die Inhalte hier von denen im alltäglichen Training? Haben Sie besondere Schwerpunkte gesetzt? Wir haben drei Schwerpunkte: Erstmal den Spielaufbau aus der Viererkette heraus. Dann haben wir die Pressingsituation artikuliert. Das heißt, nach einem Fehlpass sofort in die Pressingsituation zu kommen. Wir sagen: Ein Fehlpass ist kein Fehlpass, sondern die Möglichkeit ins Pressing zu gehen, den Ball zu erobern. Es geht also darum, eine Situation, die viele erstmal als negativ empfinden, positiv zu sehen. Offensiv haben wir als dritten Schwerpunkt das schnelle Umschaltspiel trainiert. Also sofort einen tiefen Gedanken zu haben, innerhalb von sehr kurzer Zeit in der Chaosphase, in der der Gegner unsortiert ist, zum Torabschluss zu kommen. Das war oft unser Manko, dass wir zu verspielt waren. Damit einhergehend wollen wir noch mehr Torgefahr kreieren. Wenn wir uns unsere Torschützen anschauen, können wir in der Breite und bei der Torausbeute insgesamt noch zulegen.

Kann man so weit gehen zu sagen, dass die Mannschaft in Teilen der Hinrunde das schnelle, variable Kombinationsspiel mit torgefährlichem Mittelfeld, das sie in den letzten Jahren ausgezeichnet hat, zu sehr verändert hat? Dass sie von ihrer Linie abgewichen sind? Wir haben in der Analyse gesehen, dass wir im Herausspielen von Torchancen gut sind. Aber nicht in der Verwertung. Wir müssen da besser werden. Außerdem müssen wir auf unterschiedlichen Positionen gefährlicher werden, aus der zweiten Reihe. Das ist ein Mittel, das wir stärker nutzen müssen, aber ich bin da zuversichtlich.


Planen Sie nach dem Abgang von Christian Knappmann möglicherweise noch Ersatz für den Sturm? Ich denke schon, dass wir bereit sind, etwas zu tun. Es ist auch so, dass wir eine gewisse Vakanz, eine gewisse Erforderlichkeit bejahen würden. Es gibt Positionen, auf denen wir Neuverpflichtungen nehmen würden, nehmen könnten. Aber die Spieler müssen erstmal auf den Markt, sie müssen die Submerkmale erfüllen, die wir festgelegt haben, sie müssen finanziell machbar sein, sie müssen Sinn machen. Wenn es so einen Spieler gibt, würden wir das sehr kritisch aber wohlwollend prüfen. Wenn wir einen super Fußballer kriegen, der finanziell machbar, aber charakterlich ein Einzeller ist, schließt sich das auch aus. Es ist aber nicht auszuschließen, dass wir etwas tun, wenn das entsprechende Angebot kommt.

Sie haben also noch nichts Konkretes in der Pipeline? Wir prüfen. Aber es muss ja nicht nur ein Stürmer sein, es gibt auch andere Positionen. Wenn man sich unsere Schwerpunkte anschaut: Spielaufbau, Pressing etwa, wenn es da einen Spieler gibt, der uns besser macht, dann werden wir das prüfen. Egal auf welcher Position.

Drei U19-Spieler sind mit ins Trainingslager gefahren. Wie machen sich die Youngster? Man muss einen Mann wie Lucas Arenz, der auch aus der Jugend kommt, noch dazu zählen. Kai Nakowitsch trainiert nur nicht, weil er verletzt ist. Die sind alle erstmals dabei. Sie sind charakterlich einwandfrei, sie sind sportlich mit sehr viel Qualität ausgestattet. Im Test gegen Dortmund haben Jan-Niklas Haffke, Orhan Dombayci und Marco Baier bereits gezeigt, dass keiner dabei ist, der offenbart hat, dass er von der Leistung her für die Mannschaft nicht zu gebrauchen wäre. Es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten, es sind angenehme Typen und es macht Freude zu sehen, wie sie im Training arbeiten.


Ist es perspektivisch auch ein besonderes Ziel, noch mehr Spieler aus den erfolgreichen Jugendmannschaften im Regionalliga-Kader zu etablieren, die dauerhaft dabei bleiben? Nicht nur bleiben, sondern Teil der Ersten Mannschaft und der Startelf werden. Aber es geht auch nicht auf Teufel komm raus um "Jugend forscht" oder darum, nur auf die eigene Jugend zu setzen. Wir wollen sie fördern, sie absolut in den Vordergrund stellen, aber am Ende geht es immer nur über die Leistung.

Sich wieder perspektivisch zu orientieren tut nach den schwierigen letzten Monaten sicher gut. Inwiefern hat Sie der Gegenwind aus dem Umfeld in Ihrer Arbeit beeinflusst? Es hat mich im täglichen Ablauf nicht beeinflusst. Ich habe ja gesagt: Die Stimmung war zu jeder Zeit klar. Wir hatten eine gewisse Zufriedenheit mit unserer Arbeit - natürlich nicht mit den Resultaten. Wir haben aber gesehen, dass wir gut arbeiten, dass wir nicht auf der faulen Haut liegen. Wir haben analysiert und rekonstrutiert. Dennoch war die Kehrseite natürlich, dass es nicht angenehm war. Natürlich war das nicht gut, weil wir in der Historie des Vereins und meiner Vita dort immer den nächsten Schritt gemacht haben, dass wir immer wirtschaftlich vernünftig und seriös weiter gearbeitet haben. Jetzt hatten wir - ich will nicht mal sagen eine Delle. Die Ampel war einfach sehr lange Zeit auf Rot und wir haben lange gestanden. Das war nicht angenehm. Ich habe den Fehler gemacht, das an mich heranzulassen, obwohl es zeitgleich genauso viele Leute gab, die gesagt haben: Was wollt ihr eigentlich? Dennoch hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass eine Front gegen mich da ist. Das Spiel gegen Wattenscheid war schon hart. Das tat auch weh. Da sind auch viele Dinge gelaufen wie persönliche Angriffe, wo ich unter der Gürtellinie beleidigt worden bin oder wenn meine Familie dabei war, ich hatte Flyer am Auto und so weiter. Aber auch da sage ich: Ob einem das gefällt oder nicht, es gehört irgendwo dazu.

Das ist eben auch eine der Kehrseiten, wenn man bei einem Verein wie Rot-Weiss Essen arbeitet und nicht zum Beispiel in Lotte. Ich möchte nicht tauschen. Ich bin auch nicht böse, nur bedingt enttäuscht, denn es hat mich nicht kalt gelassen. RWE ist für mich ja nicht nur ein Verein, bei dem ich einen Vertrag habe, etwas mache und wenn es vorbeit ist, ist es okay. Da entwickelt sich doch was. Es ist auch eine emotionale Geschichte. Ich bin mittlerweile acht Jahre hier. Ich habe den Verein auf einer Position begleiten dürfen, die nicht unerheblich war, in einer Phase, in der der Verein komplett am Boden lag. Wenn wir von Nullpunkt sprechen, waren wir noch unterhalb von Null. Deswegen war es auch besonders bitter. Doch wenn ich mir andere Vereine anschaue, da haben es die Trainer ja nicht unbedingt leichter. Lotte ist Tabellenzweiter. Wenn man diese Philosophie in Essen verfolgen würde, wäre ich schon nicht mehr hier.


Durch die Kritik von Fanseite äußert wahrscheinlich sich aber vielleicht auch weniger Kritik an Ihrer Arbeit, als vielmehr eine Sehnsucht nach Profifußball... ...die ich nachvollziehen kann. Die Sehnsucht habe ich auch und das ist unser Ziel!

Mit Dr. Uwe Harttgen hat RWE schon eine erste Neuverpflichtung getätigt. Wie ist ihr erster Eindruck von dem neuen Sportvorstand? Der erste Eindruck ist erstmal positiv. Er hat viele Dinge in seiner Vita, von denen ich nicht nur sage, dass sie uns weiterbringen können. Sie werden uns weiterbringen. Da können wir eine Menge draus ziehen. Der Ansatz als Psychologe, sein sportliches Netzwerk, die Verbindung zu Verbänden... Wenn wir auf diesem Weg weitermachen, wenn wir uns bündeln, dann ist das der nächste Schritt auf einem Niveau, das aus meiner Sicht nach ohnehin schon hoch ist für Regionalliga-Verhältnisse. Sowohl die Mannschaft, das Funktionsteam als auch den ganzen Verein wird das nach vorne bringen.

Welches Ziel haben Sie sportlich noch für die Rückrunde? Tabellarisch deutliche Schritte nach vorn zu machen, mehr Punkte holen als in der Hinrunde.

Also kein konkreter Tabellenplatz? Wir haben vor der Saison eine Zielvorgabe gehabt. Ich glaube nicht, dass die unrealistisch ist. Ich habe auf unterschiedlichen Ebenen gelernt, dass man im Sport, im Privaten oder in der Wirtschaft über Ziele immer nachdenken muss, sie möglicherweise revidieren muss. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich dazu keinen Anlass.

Zum Schluss noch ein anderes Thema: Einige Hansa-Rostock-Fans haben für einen Zwischenfall im Trainingslager gesorgt. Wie stehen Sie mit ihrem Hintergrund als Polizist dazu? Eines muss man klar artikulieren: Die Vernünftigen sind 99,9 Prozent, das ist belegt. Und das sind auch die, die sich klar dazu bekennen, dass man noch unmittelbarer, noch präsenter diesen Vollidioten zeigt, dass sie ziemlich allein sind. Wenn etwas scheiße ist, hat mein Chef bei der Polizei einmal gesagt, dann muss man das auch so artikulieren. Vereine, Polizei und Verbände müssen da gemeinsam Wege finden.

Stört es Sie, dass aber die Polizei bei großen Teilen der Fanszene, etwa bei den Ultras, ein relativ schlechtes Standing hat? Die Gruppierungen der Ultras finde ich prinzipiell nicht falsch. Ich freue mich über ihre Choreografien, über die Art und Weise, wie sich uns supporten, wie sie den Verein leben, wie sie den Austausch suchen. Das braucht ein Verein, das braucht eine Mannschaft. Diese ganze Begeisterung, die Stimmung im Stadion, die ist ja auch nicht unerheblich für uns. Es geht mir darum, dass man Gewalt reglementiert. Kein normal denkender Mensch möchte Gewalt, möchte Verletzungen und möchte sich von solchen Leuten das Event Fußball nehmen lassen. Ich glaube, dass sich kein normal denkender Fan, egal welcher Gruppierung, an Gewalt aufgeilt. Viele Gewaltbereite haben ja noch nicht mal mit Fußball, mit dem Verein etwas am Hut. Da muss man klar differenzieren. Ich finde Fanbereitschaft gut und das muss man klar betonen!

Auf Schalke etwa gab es vor nicht allzu langer Zeit einen ziemlichen öffentlichkeitswirksamen Vorfall, bei dem auch die Polizei stark kritisiert wurde. Ist die Spirale vielleicht nicht von beiden Seiten etwas überdreht worden? Zum einen muss man sagen, dass Polizei genauso ein Spiegelbild der Gesellschaft ist wie jeder andere Beruf auch. Warum soll die Polizei da eine Ausnahme machen? Ich bin der Letzte, der sagt: Polizei macht immer alles richtig. Es geht nur darum, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und einen Weg zu finden. Aber noch mal: Kein Berufszweig, kein Polizist, kein Journalist, kein Bergarbeiter macht alles richtig. Es geht nur darum, dass Dinge wie Gewalt, die einfach scheiße sind, auch so artikuliert werden. Unmittelbar, direkt. Das ist die Sprache, die alle verstehen.

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17 VfB Stuttgart II 14 4 3 7 19:25 -6 15
18 Hannover 96 II 14 3 3 8 16:24 -8 12
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 6 3 1 2 10:7 3 10
15 Alemannia Aachen 7 2 4 1 7:5 2 10
16 Rot-Weiss Essen 7 3 1 3 11:10 1 10
17 SC Verl 7 2 3 2 7:10 -3 9
18 VfL Osnabrück 7 2 2 3 9:14 -5 8
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 8 1 4 3 6:10 -4 7
15 Borussia Dortmund II 7 1 2 4 14:19 -5 5
16 Rot-Weiss Essen 7 1 2 4 9:15 -6 5
17 Hansa Rostock 7 1 1 5 4:11 -7 4
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Abwehr

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