Mittlerweile acht Treffer hat Viktor Maier aufzuweisen, es könnten aber auch noch mehr sein. Und so steckt der Kicker, den sie am Waldschlösschen nur "VikTOOOOOR" rufen, in einem kleinen Zwiespalt. Das war auch am Freitagabend so. Nach dem Abpfiff der Partie gegen Viktoria Köln gingen alle Mannschaftskameraden und das gesamte Trainerteam zu Maier, um ihn in den Arm zu nehmen oder ihm auf die Schulter zu klopfen. Wollten sie sich bei ihrer Nummer zehn bedanken oder ihn trösten? Von beidem etwas.
Schon in der 2. Minute hätte er für den Aufsteiger die Weichen auf Sieg stellen können, scheiterte aber vom Punkt. "Man kann immer mal einen Elfmeter verschießen. Aber der hätte rein gemusst. Hätte ich da schon auf 1:0 gestellt, wäre es für uns vielleicht noch besser gelaufen", erklärte der 24-Jährige, nachdem Raphael Koczor seinen zu mittigen Versuch pariert hatte. Kurz nach dem Seitenwechsel war er aber zur Stelle und staubte zum 1:0 ab. "Man muss professionell damit umgehen, wenn man einen Elfmeter verschossen hat. Ich habe das sofort abgehakt. Dann ging es weiter", sagte der Blondschopf, der viel mehr als ein reiner Strafraumstürmer ist. Maier weicht gern auf die Flanken aus, hat einen famosen Antritt, ist außerdem ein guter Standardschütze, in der Lage trickreiche Finten einzusetzen und verfügt obendrein über ein phänomenales Kopfballspiel.
"Es war definitiv viel mehr drin"
Am Ende reichte es für ihn und seine 08er aber nur zu einem Punkt - trotz knapp 30-minütiger Überzahl. "Es war definitiv viel mehr drin. Wir waren über 70 oder 75 Minuten die klar bessere Mannschaft. Wir hatten gegenüber Viktoria Köln die größeren Torchancen. Wenn eine Mannschaft es verdient gehabt hätte zu gewinnen, dann wären wir das gewesen", meinte Maier.
Gemischte Gefühle beschleichen den vielseitigen Offensivmann auch beim Blick auf die bisherige Saison. Lippstadt erweist sich in seiner ersten Regionalliga-Saison der Vereinsgeschichte als absolut konkurrenzfähig, wartet - dem Achtungserfolg gegen Köln zum Trotz - aber seit 13 (!) Spielen auf einen Sieg. "Das ist definitv frustrierend", findet Maier. "Wir haben bis auf zwei Mal immer knapp verloren. Umso ärgerlicher ist es, dass wir nicht mehr Punkte eingefahren haben. Wir hätten es verdient gehabt."
Für den Aufsteiger ist also das eingetreten, was zu befürchten war: Die neue Liga ist ein ganz dickes Brett. "Für viele von uns ist die Regionalliga einfach Neuland", erklärt Maier, "es war ein Abenteuer und wir haben es angenommen. Es war klar, dass es für uns schwer sein würde, sich gegen Mannschaften durchzusetzen, die fast alle unter Profi-Bedingungen arbeiten. Die Punkteausbeute ist letztlich etwas mager. Wir betreiben großen Aufwand und investieren auch in den Spielen sehr viel. Aber uns fehlt das Quäntchen Glück. Wenn uns das Glück in der Rückrunde wieder einholt, dann kann ich damit leben."