Das gelang auch recht ordentlich - aber nur in Durchgang eins. Die Krefelder gingen mit einem 0:1 durch Aleksandar Kotuljacs Tor aus stark abseitsverdächtiger Position in die Halbzeitpause, doch die 45 Minuten konnten die 1811 Besucher in der Grotenburg aus Sicht der Hausherren zuversichtlich auf den zweiten Abschnitt stimmen.
Doch das, was in der Halbzeitpause mit den KFC-Spielern passiert sein muss, bleibt einfach unerklärlich. Die noch so gute Elf von Halbzeit eins verpennte die ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff komplett - und wir meinen auch wirklich komplett! - plötzlich stand es nach 60 Minuten 0:4. "Dass uns da ein Doppelschlag gelingt und wir noch einen Treffer nachlegen, war natürlich Gold wert. Da hat der KFC Pech gehabt. Wir waren gierig und seriös, Kompliment an meine Jungs", hatte Ramazan Yildirim gut lachen.
Die RS-Einzelkritik im Überblick: [editor_rating]890040-208332-220060234[/editor_rating]
Anders als die Gemütslage des Lotte Trainers war die Stimmungslage bei Eric van der Luer. Denn dem Krefelder Übungsleiter machte die 0:7-Packung sichtlich zu schaffen. "Wir haben von den sieben Gegentoren uns gleich sechs selbst geschossen. Einige Spieler halten sich einfach nicht an die Absprachen. Du kannst immer mal hoch verlieren. Die Frage ist aber, wie du verlierst. Und diese Art und Weise war eine absolute Beleidigung für den gesamten Verein KFC Uerdingen", ließ van der Luer seinem Frust freien Lauf und ergänzte: "Hier sind Leute am Werk, die Tag für Tag versuchen den Verein nach vorne zu bringen. Hier arbeiten Menschen ehrenamtlich, sie verkaufen Bratwürste und Cola, sie reißen sich alle den Arsch auf. Am meisten tun mir diese Leute und die 1800 Menschen leid, die am Freitagabend in die Grotenburg gekommen sind. Ich möchte mich bei all diesen Leuten entschuldigen. Und keiner der Spieler soll mir ankommen und mit dem Finger auf andere zeigen. Bevor ein Spieler das tut, muss er erst dreimal auf sich selbst zeigen. Noch einmal: Ich entschuldige mich bei allen KFC-Fans."
"... sonst haben wir ein Problem"
Die Worte des Niederländers waren nicht einfach so daher gesprochen, sondern aus vollem Herzen. Das Debakel ging van der Luer sehr nahe. Er hatte in Essen noch einen Fortschritt bei seiner Mannschaft erkennen können und wollte, dass seine Schützlinge gegen Lotte zusätzliches Selbstvertrauen tanken. Am Ende musste aber jeder, der es mit den Blau-Roten hielt, einsehen, dass den Aufsteiger und den Aufstiegsfavoriten aus Lotte sportlich gesehen, Welten trennen. van der Luer: "Lotte ist eine andere Liga. Nichtsdestotrotz spielen wir auch in der Regionalliga und das haben manche immer noch nicht kapiert. Ich werde mit einigen Spielern ernste Gespräche führen und danach werden wir sehen, ob es bei Einzelnen noch Sinn macht oder nicht. Ich erwarte am Dienstag gegen Mönchengladbach eine Reaktion von der Mannschaft, sonst haben wir ein Problem."