Viel interessanter als das Spiel sollten das Resümee des WSV-Kapitän Tom Moosmayer, der den verletzten Stefan Lorenz vertrat, und die Spielanalyse von Bruns werden. Beide wollten vor der Saison-Minuskulisse von 1378 Zuschauern ein "hervorragendes Spiel des WSV" gesehen haben. Die versammelten Journalisten fühlten sich aufgrund dieser Aussagen wie im falschen Film.
Denn der WSV zeigte, wenn überhaupt, nur ansatzweise, dass er vom Papier her ein Top-Team besitzt und vor der Saison als selbsternannter Aufstiegsfavorit ins Rennen ging. Schon nach drei Minuten nutzte Lauterns Angreifer Andrew Wooten eine Unaufmerksamkeit von Felix Herzenbruch, der sein Startelfdebüt feierte, und brachte die Gäste aus der Pfalz in Front. Vom WSV war zwar nach einer verschlafenen Anfangsphase nun mehr zu sehen, doch gefährlich wurde es meistens nur nach Standards. Zum Beispiel als Herzenbruch (14.) nach einer Ecke und einem weitergeleiteten Kopfball von Thomas Schlieter den Ball im Lauterer Strafraum nicht kontrollieren konnte. Zudem verpasste Christian Knappmann eine butterweiche Volley-Vorlage des agilen Moosmayer.
Schönes Fußballspiel sehen? Ab nach Barcelona!
Nach Wiederanpfiff machte es der WSV dann besser. Marcel Landers gelang endlich einmal eine perfekt getimte Flanke und Ben Abelski köpfte zum 1:1 ein (47.). Danach versuchte der WSV einiges, doch so richtig zwingend wurden die Hausherren nicht. "Wir hatten gute Ballstaffetten, auch über Außen. Wir können zufrieden sein, aber natürlich nicht mit dem Ergebnis. Es durfte nur einer gewinnen, und das war der WSV", resümierte Bruns. Doch echte Hochkaräter blieben Mangelware. Saiti besorgte nach einem Fehler von Daniel Flottmann das 2:1 für die Gäste (73.), bevor Schlieter zwei Minuten später das Endergebnis herstellte. "Das 2:2 war für mich ein klares Foul gegen den Torhüter. Ein 2:2 wäre normalerweise in Ordnung, so ist es aber ärgerlich”, betonte FCK-II-Trainer Alois Schwartz, der beim Kopfballtor von Schlieter ein Foul an seinem Schlussmann Marco Knaller gesehen haben will.
"Die Mannschaft hat Präsenz, Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten gezeigt. Ich kann ihr keinen Vorwurf machen", bilanzierte Bruns. Doch wer ein Spitzenteam sein will, der muss andere Ansprüche haben. Denn "Präsenz, Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten" sind für jede Fußballmannschaft eine Voraussetzung. Von einem (ehemaligen) Aufstiegsfavoriten wie dem Wuppertaler SV darf und muss man sogar in einem Heimspiel mehr erwarten. Das sahen auch die meisten der 1378 Fans so, die ihr Team mit einem lautstarken "pfui" in die Halbzeitpause begleiteten.
Immerhin gab es in Durchgang zwei eine Steigerung, doch das ist zu wenig.Wenn der WSV weiter Fußball-Magerkost bietet, dann wird es schon bald nur noch dreistellige Zuschauerzahlen im Stadion am Zoo geben. "Wer ein schönes Fußballspiel sehen will, der muss nach Barcelona fahren", antwortete Bruns denen, die das Spiel des WSV kritisieren wollen...