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Begeisternde Premiere von "Das Wunder von Bern"

Begeisternde Premiere von "Das Wunder von Bern"
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Ein wunderbares Wunder! So lautete der berechtigte Tenor bei der Premiere des neuen Sönke Wortmann-Films "Das Wunder von Bern" (der Kinostart war am vergangenen Donnerstag).

Ein wunderbares Wunder! So lautete der berechtigte Tenor bei der Premiere des neuen Sönke Wortmann-Films "Das Wunder von Bern" (der Kinostart war am vergangenen Donnerstag). Die 118 Minuten über den Weltmeisterschafts-Triumph 1954, gekoppelt an ein Familien-Drama, gingen über in donnernde Ovationen für den Regisseur und sein Team, insbesondere für die später ebenfalls auf der Bühne präsentierten "echten Weltmeister" Horst Eckel, Ottmar Walter, Heinrich Kwiatkowski. "Das ist der viertglücklichste Tag in meinem Leben", bekannte Wortmann, "jeder weiß, ich habe drei Kinder." Die Essener Lichtburg mit ihren 2550 Plätzen wurde als Ort gewählt, auch das passte wie die Faust auf das Auge. Was nicht unbedingt für die verkrampfte Moderation eines Reinhold Beckmann galt. Nicht nur dessen erste Tonprobe ging in die Hose, sondern auch so mancher Spruch ("Setzen, sonst wird die Kanzlerfrage gestellt"), die Anbiederung über das getragene DFB-Trikot mit der Rückennummer 12 an die Familie Helmut Rahns (Frau Gerti anwesend) war eher mächtig peinlich. Abseits von Beckmann war die Atmosphäre sehr lohnend, nicht nur durch den Film (Mitproduzent Hanno Huth: "Auch ein Wunder ist harte Arbeit"), auch das Drumherum war super unterhaltsam. Alleine der Blick auf Stars (bspw: Rudi Völler, Helge Schneider, Heino Ferch, Piet Klocke, Wolfgang Niedecken) und noch mehr - zumeist leicht geschürzte - Sternchen, die im proppevollen, am 18.Oktober 75 Jahre alt werdenden Lichtspielhaus oft verzweifelt - aber permanent wichtig - Plätze suchten, provozierte gewaltiges Schmunzeln. Man kannte sich, Küsschen links, Küsschen rechts, alles sehr amüsant. Vorher wurde - passend zur Thematik - nicht über einen roten Teppich geschritten, sondern über einen grasgrünen. Natürlich zeigte mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Innenminister Otto Schily (in seinem Hubschrauber mit Richtung Berlin saß später auch RWE-Präsident Rolf Hempelmann) auch die große Politik Präsenz. "Damals gab es Läufer, keine Kette", stellte der bundesdeutsche Regierungschef sachlich fest, "außerdem standen vorne immer fünf Stürmer." Mit einem Rahn spielte Schröder sogar einmal zusammen in einer Promi-Elf. Lange blieb der Kanzler nicht, die wenigen Minuten seiner Einstandsrede ließ er sich jedoch nicht nehmen, danach ging es sofort zum Europarat nach Brüssel. Amüsante Randnotiz: Als Schröder die Bühne der Lichtburg betrat, rannten sich zwei seiner Bodyguards gegenseitig über den Haufen. Schröder bekam es nicht mit, er gestand "die Tränen beim Sehen der Rohfassung. Der Film ist sehr anrührend." Sein Fazit: "Tolle Schauspieler, tolle Regie." Die Proteste gegen seine Politik vor dem Kino ("Wunder von Bern, Versager aus Berlin") nahm er wohl er beiläufig zur Kenntnis. Ein Michael Steinbrecher, Moderator des ZDF-Sportstudios, war mit seinem Vater erschienen. "Ein toller Film", legte sich Steinbrecher fest, "mein Vater hat mir genau diese Geschichten erzählt, er hing damals als Dreizehnjähriger vor dem Radio." Dem Vorwurf einiger Feullitonisten, die Option Pathos wäre überstrapaziert worden, erklärte nicht nur der Kanzler eine Absage: "Dadurch sollte man sich nicht verunsichern lassen." Auch Steinbrecher schüttelte nur unwillig mit dem Kopf: "Das sollte einem links und rechts vorbei gehen." Sein energisches Fazit: "Fußball ist pathetisch, 54 war etwas ganz besonderes, wie soll ein Film dann anders sein? Der Film hilft beim Verständnis dieser Zeit." Auch ein Niedecken, Chef der Kölner Rock-Gruppe BAP, bestätigte: "Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker, dieser Film hat voll meinen Nerv getroffen." Das stand auch für Kamerums Nationaltrainer Winfried Schäfer fest, der kurz feststellte: "Danke Sönke." Niedecken erinnerte sich: "1954 war ich drei Jahre alt, mein Vater und mein älterer Halbbruder saßen vor dem Radio." Was Steinbrecher, selbst ehemals ein richtig guter Fußballer, auch angenehm berührte, waren die Fußballszenen: "Das war alles nicht peinlich, man konnte sehen, die Schauspieler verstanden genau ihr Handwerk." Tatsache, in dieser Hinsicht braucht Wortmann keine Befürchtungen zu haben, in eine Schublade mit einem Werk wie "Manni der Libero" (mit Thomas Ohrner) gesteckt zu werden. Niedecken kopfschüttelnd: "Bestimmt nicht, bei diesen Filmen war mein Abschalt-Reflex immer sehr groß." Beim "Wunder von Bern" wird später keiner abschalten, das Kino vorzeitig verlassen auch nicht, sondern bis zum Abspann gebannt sitzen.Oliver Gerulat

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