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Horst Buhtz beim 80. Geburtstag: „Ich will den WSV in der Bundesliga sehen“

Horst Buhtz beim 80. Geburtstag: „Ich will den WSV in der Bundesliga sehen“
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Horst Buhtz, der erfolgreichste Trainer in der Vereinsgeschichte des Wuppertaler SV, feierte seinen 80. Geburtstag.

Horst Buhtz, der erfolgreichste Trainer in der Vereinsgeschichte des Wuppertaler SV, feierte seinen 80. Geburtstag. Noch heute schwärmt das gesamte Tal von der damaligen WSV-Aufstiegs-Mannschaft, von Günter Pröpper, Fietus Sauer, Manfred Cremer, Emil Meisen, Bernd Hermes, Theo Homann, Uli Gelhard, Werner Tönges und Erich Miß. Buhtz, der gebürtige Magdeburger, führte diese Elf 1972 mit attraktiver und offensiver Spielweise zunächst in die Bundesliga und dann direkt in den UEFA-Cup. Nicht nur für Verteidiger „Eia“ Cremer „der Beste, den der WSV je hatte.“

Der heute in Solingen-Langenfeld lebende Buhtz schaffte den Aufstieg jedoch nicht nur mit den Bergischen, sondern führte mit Borussia Neunkirchen, Borussia Dortmund, dem 1. FC Nürnberg und Bayer Uerdingen gleich vier weitere Vereine Richtung Erste Liga – bis heute einmalig in der Bundesliga. Zum Ehrentag bereitete ihm seine Ehefrau Hilde ein besonderes Präsent und lud „seine“ Aufstiegs-Mannschaft anlässlich der Begegnung gegen Rot-Weiss Essen zu einem Wiedersehen ins Zoo-Stadion ein. RevierSport-Mitarbeiter Stefan Bunse war dabei und führte in einer stillen Minute nachfolgendes Interview mit dem Jubilar.

Horst Buhtz, vor über 30 Jahren führten Sie den Wuppertaler SV in die Bundesliga. Am vergangenen Sonntag sind Sie stolze 80 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch dazu vom gesamten Reviersport-Team. Wie geht es Ihnen heute? Danke für die Glückwünsche. Natürlich hat man in diesem Alter das eine oder andere Zipperlein. Aber ich fühle mich gut, bin gesund.

Diesen Eindruck hinterlassen Sie auch beim Gespräch. Sie sind gebräunt und wirken wesentlich jünger. Wie halten Sie sich so fit? Ich ruhe mich viel aus und genieße den heimischen Garten. Gerade bei so einem Sommer wie in diesem Jahr. Seit meiner aktiven Zeit in Italien liebe ich die Wärme und die südländische Lebensart. Bis vor dreieinhalb Jahren habe ich aber auch noch selbst Fußball gespielt. Doch dann ist mir bei einem Spiel in der Halle ein Mitspieler aufs Knie gefallen und ich habe mir einen dicken Bluterguss zugezogen. Da habe ich mir dann gesagt: Junge hör‘ auf, bevor noch etwas Schlimmeres passiert. Aber wir haben da so eine lustige Truppe in Duisburg zusammen, dass ich trotzdem weiter zu den Spielchen komme und regelmäßig an der dritten Halbzeit teilnehme. Und außerdem habe ich ja auch noch eine Aufgabe als Trainer (lacht).

Wie das? Mein siebenjähriger Enkel Lukas, auf den ich besonders stolz bin, hält mich ganz schön auf Trab. Als er vor wenigen Wochen eingeschult wurde, hat die Lehrerin die Kinder gefragt, welchen Beruf sie später ergreifen möchten. Da hat Lukas natürlich gesagt: Fußballspieler. Allerdings kommt er zu meinen Übungseinheiten immer mit einem Trikot von Oliver Kahn. Ich glaube, er will lieber Torwart werden.

Sie sprachen Ihre aktive Zeit als Fußballspieler und Trainer an. Was würden Sie im Rückblick als die Höhepunkte Ihrer Kariere bezeichnen? Als Spieler natürlich die fünf Jahre beim AC Turin. Ich war nach Ludwig Jande 1952 der zweite Deutsche, der in der ersten italienischen Liga gespielt hat.

Wie kam es zu Ihrem Wechsel? Das hatte eigentlich einen tragischen Hintergrund. 1949 kam bei einem Flugzeugabsturz die gesamte legendäre Meister-Mannschaft des AC Turin ums Leben und musste neu aufgebaut werden. Erst wollte ich nicht, weil ich immer auf eine Berufung von Sepp Herberger in die Nationalelf gehofft habe. Aber Herberger wollte mich nicht. Dann bin ich gegangen. Ich habe damals das Trikot des genialen Mazzola mit der Nr. 10 bekommen, eine große Verantwortung.

Und als Trainer? Habe ich sowohl mit Borussia Neunkirchen, dem Wuppertaler SV, dem BVB dem 1.FC Nürnberg als auch mit Bayer Uerdingen den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Das ist nach mir nie wieder einem Coach gelungen. Auch ein tolles Erlebnis war der Pokalsieg mit Besiktas Istanbul, die zuvor elf Jahre keinen Titel mehr gewannen.

Was war bei all diesen Erfolgen für Sie persönlich die schönste Station? Das waren zweifellos die Jahre beim WSV. Eine wunderbare Zeit. Ich habe damals zum Beispiel mit Bernd Hermes, der an Wolfgang Overath nicht vorbeikam, oder mit Günter Pröpper nur Spieler geholt, die unter 25 000 Euro gekostet haben. Pröpper war wahrscheinlich der beste WSV-Spieler aller Zeiten. Der durfte bei Rot-Weiß Essen immer nur zehn bis 15 Minuten spielen, obwohl er 25 Tore in der Saison gemacht hat.

Was können Sie über diese WSV-Elf sagen? Entstanden ist eine Mannschaft voller Leidenschaft, die 1972 mit 16:0 Punkten (Aufstiegsrunde, die Red.) in die Bundesliga aufgestiegen ist und für viele Jahre der beste Aufsteiger war. Wir sind damals bis in den UEFA-Cup durchmarschiert, wo wir allerdings gegen Ruch Chorzow in der ersten Runde ausschieden. 1974 wurde ich zwar entlassen, auch weil wir den Verjüngungsprozess der Mannschaft zu spät in Gang gesetzt haben. Der WSV ist aber für mich immer eine Herzensangelegenheit geblieben.

Und Ihre Spieler danken es Ihnen bis heute! Zu ihrem 80. erschien anlässlich des Heimspiels des WSV gegen RWE fast das komplette Team. Ja, das war wunderbar. Ich wusste von nichts. Eine tolle Überraschung, die meine Frau Hilde sich da zusammen mit dem WSV ausgedacht hat. Wir haben bis kurz vor Mitternacht zusammen gesessen. Als wir auseinander gingen, haben wir beschlossen, uns nun regelmäßig zu treffen.

Was halten Sie vom aktuellen WSV-Trainer Georg Kress, der Ihnen mit einem Sieg über den alten Rivalen aus Essen eine richtige Steilvorlage zum Feiern geliefert hat? Ja, der WSV 2003 macht wieder richtig Spaß. Die Stimmung war fantastisch und Georg Kress ist ein guter Trainer, taktisch hervorragend ausgebildet. Ich habe die Rot-Blauen in dieser Saison bereits zum dritten Mal gesehen und traue Ihnen alles zu.

Auch den Aufstieg? Warum nicht? Ein Traditionsverein wie Wuppertal gehört ebenso wie Rot-Weiss Essen mindestens in die 2. Liga. Im Unterhaus könnte sich der WSV dann zwei, drei Jahre festigen, um noch einmal den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Ohne jemanden unter Druck setzen zu wollen: Das möchte ich noch erleben!

Anderes Thema: Wie sehen Sie die fußballerische Entwicklung in Deutschland? Die ist traurig. So banal sich das anhören mag. Wenn wir unsere eigenen Talente nicht fördern, werden wir nicht mehr ganz nach oben kommen. Ich habe bei Stuttgarter Kickers einen Jürgen Klinsmann trainiert, der gerade aus der Jugend kam. Als ich ihn zunächst nicht aufgestellt habe, hat er weinend vor mir gestanden und hat gefragt: Trainer, warum spiele ich nicht? Später habe ich ihn gebracht und seine Entwicklung kennt jeder.

Eine Frage zum Abschluss. Was bedeutet für Sie, dem das Leben so viel gegeben hat, heute Glück? Ich habe drei Kinder, denen es allen gut geht, eine bezaubernde Frau, mit der ich nun schon 13 Jahre verheiratet bin und, wie schon erwähnt, meinen Enkel. Ich wünsche mir, dies alles noch so lange wie möglich in Gesundheit genießen zu dürfen.

Das wünschen wir Ihnen auch! Danke!

Biographie Horst Buhtz, geb. 21.09. 1923 in Magdeburg, aktiv bei: Fortuna Magdeburg, Kickers Offenbach, Karlsruher SC, AC Turin, Young Fellows Zürich (Spielertrainer), AC Bellizona (Spielertrainer), Trainerstationen: SF Saarbrücken, Bor. Neunkirchen, Hannover 96, Wuppertaler SV, Besiktas Istanbul, Bor. Dortmund, 1.FC Nürnberg, Bayer Uerdingen, Alemannia Aachen, Stuttgarter Kickers.

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