Es wird von Woche zur Woche ungemütlicher bei der SG Wattenscheid. Nach einem phasenweise mutmachenden Auftritt am vergangenen Spieltag (1:2 beim SV Schermbeck) waren die Hoffnungen auf die zeitnahe Kehrtwende groß. Doch daraus wurde vorerst nichts: Der Traditionsklub enttäuschte bei der 0:2-Pleite gegen den TuS Ennepetal auf ganzer Linie.
Mit Wut im Bauch starteten die Wattenscheider in die Partie und erwischten die besseren Anfangsminuten. Nach Zuspiel von Felix Casalino schlenzte Jamal El Mansoury die Kugel an den Außenpfosten (8.). Was trotzdem schon nach wenigen Minuten auffiel: Mit gravierenden Fehlern im Aufbauspiel machte sich die SGW das Leben selbst schwer. Kurze Zeit später wurden die Gäste aus Ennepetal wach, konnten das Leder bei den Großchancen von Deniz Yasar und Lilian-Gabriel Reyes Mellado im Zusammenspiel (23.) sowie Linus Frölich (34.) jedoch nicht über die Linie drücken. Nach dem Seitenwechsel ließ Reyes Mellado die Ennepetaler dann aber jubeln und netzte aus kurzer Distanz zum 1:0 (58.).
Trotz der Ampelkarte für Deniz Yasar aufgrund unsportlichen Verhaltens (67.) und somit Überzahl in der Schlussphase blieb die SG Wattenscheid weit unter den Erwartungen. Es stimmte etwas nicht in den Köpfen der Spieler. Von Selbstbewusstsein und positiver Körpersprache kaum eine Spur. Trainer Engin Yavuzaslan erkannte seine Mannschaft nicht wieder: „Ich sehe die Jungs jeden Tag im Training, wo ich Engagement, Ehrgeiz und Leidenschaft beobachte. Aber sobald es darum geht Punkte zu gewinnen, kriegen wir das im Moment einfach nicht auf den Platz.“
TuS Ennepetal: Weusthoff - El Youbari, Polk, Frölich, Yasar - Reyes Mellado (72. Wieczorek), Meckel, Gallus, Müller (84. Zippel) - Hupka (37. Anhari), Binyamin (83. Grgic).
Schiedsrichter: Jonathan Lautz
Gelb-Rote Karte: Yasar (67.)
Zuschauer: 582
Tore: 0:1 Reyes Mellado (58.), 0:2 Müller (76.)
Bei allem Pech in dieser Spielzeit traf es schließlich auch noch Nachwuchskeeper Phil Lenuweit: Der Wattenscheider Rückhalt verlor die Kugel in einer ungefährlichen Situation leichtsinnig an TuS-Kapitän Marius Müller, der ohne große Mühe zum 2:0-Endstand einschieben konnte (76.). Trainer Yavuzaslan nahm ihn in Schutz: „Beim zweiten Gegentor möchte ich Phil gar keinen großen Vorwurf machen. Das ist ein junger Torwart. Das kann passieren.“
Damit ich aufgebe und das Handtuch werfe muss vieles passieren im Leben. Ich werde der Mannschaft vorleben wie man Schlachten gewinnt.
Engin Yavuzaslan
Viel eher sei der 42-Jährige von seinen Führungsspielern enttäuscht. Dort erwarte er mehr Verantwortung in dieser durchaus prekären Situation: "Man muss den erfahrenen Spielern, den sogenannten Häuptlingen, die Verantwortung in die Schuhe schieben. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir in Drucksituationen cooler bleiben und bei Entscheidungen nicht immer die Falsche treffen. Da, wo wir es schnell machen können, machen wir es langsam. In ruhigen Momenten verhaspeln wir uns und bringen uns selber in unnötige Drucksituationen.“
Nach der zehnten Niederlage im zwölften Saisonspiel steht das Tabellenschlusslicht, die SG Wattenscheid, mit dem Rücken zur Wand. Coach Yavuzaslan, der sich den Start seines Amtes mit fünf Oberliga-Niederlagen in Serie deutlich anders vorgestellt hatte, hält den Kopf oben und bittet um Geduld:
„Respekt an die Fans, die der Mannschaft Zumut zusprechen und zu ihr stehen. Auch, wenn es sich nach dieser Niederlage doof anhört, kann ich versprechen: Wir werden es packen. Damit ich aufgebe und das Handtuch werfe muss vieles passieren im Leben. Ich werde der Mannschaft vorleben wie man Schlachten gewinnt."
Ennepetal im Höhenflug: "21 Punkte sind ein Brett"
Auf der Gegenseite ist die Situation eine andere: Der TuS Ennepetal sammelt weiter fleißig Punkte und kann mit dem sechsten Tabellenplatz höchstzufrieden sein. Trainer Sebastian Westerhoff lobte: „Ich bin mit dem Auftritt sehr zufrieden. Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Es spricht für die Jungs, dass wir gegen Wattenscheid sowohl in Gleich- als auch in Unterzahl alles weg verteidigen konnten. 21 Punkte auf dem Konto sind für uns zu diesem Zeitpunkt der Saison ein Brett. So können wir weitermachen und sind auf einem guten Weg.“