Die krisengeschüttelte SG Wattenscheid konnte im Westfalenpokal ein dickes Ausrufezeichen setzen und mit dem 3:2-Erfolg über den Oberliga Westfalen-Vize ASC 09 Dortmund ordentlich Selbstbewusstsein tanken. Cheftrainer Engin Yavuzaslan möchte den Traditionsklub "Schritt für Schritt" wieder aus dem Tabellenkeller führen und die sportliche Talfahrt langfristig beenden.
Der überzeugende Viertelfinal-Einzug ließ die Fans zumindest kurzzeitig die letzten Niederlagen in der Meisterrunde und die damit zusammenhängende Tabellensituation vergessen lassen. Trotzdem müssen sich alle bei der SGW bewusst sein, weiterhin die Rote Laterne in der Oberliga zu halten.
Die positive Energie aus dem Pokalerfolg soll sich nun übertragen: "Die Jungs haben gesehen, was eine Drangphase gepaart mit Cleverness und Coolness wirklich ausmachen kann", so Yavuzaslan. "Wir haben uns nicht einschüchtern lassen und sind mutig geblieben. Jetzt heißt es nicht lange feiern, die Gegentreffer analysieren und weiterarbeiten."
Gegen den Stadtnachbarn probierte der 42-Jährige eine neue Konstellation in der Innenverteidigung aus. Frederik Wiebel, Serhat Kacmaz und Blerton Muharremi sorgten als Dreier-Kette für neu gewonnene Defensiv-Stabilität. "Im Großen und Ganzen haben sie es perfekt gelöst. Der Matchplan war, dass einer auch immer rausgebrochen ist und im Zentrum unterstützt hat. Wir wollten das Spiel im Kollektiv eng und kompakt halten, um in die Zweikämpfe reinzukommen. Das ist uns gelungen."
Vor allem mit dem Startelf-Einsatz von Neuzugang Blerton Muharremi, der vor der Saison vom FSV Duisburg an die Lorheide wechselte und bislang so gut wie gar nicht berücksichtigt wurde, überraschte der Coach: "Ihn hatte doch niemand auf dem Zettel. Er hatte keinen Druck. Umso mehr freut es mich, dass er gegen Maximilian Podehl, einen der besten Stürmer der Liga, mehr als bestehen konnte, seine Zweikämpfe gewonnen und damit seine Qualität zur Schau gestellt hat."
Stiepermann spricht SGW Mut zu, nun kommt der Spitzenreiter
ASC 09 Dortmund-Spielertrainer Marco Stiepermann traf mit seinem Team bereits am dritten Spieltag der laufenden Saison auswärts auf die SGW und durfte Ende August einen 2:1-Erfolg feiern. "Ich habe eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz gesehen", erklärte der Ex-Premier League-Profi und begründete dies mit dem Trainerwechsel: "Engin bringt einen ganz anderen Spielstil mit und lässt einen anderen Fußball spielen. Man hat gemerkt, dass er die Jungs schon auf seine Seite geholt hat. Wenn die Mannschaft weiterhin so wie im Spiel gegen uns auftritt, dann werden sie schnell unten rauskommen."
Einfacher wird es vorerst nicht, zumindest was die Gegner betrifft. Denn mit dem VfL Sportfreunde Lotte kommt am Sonntag (15. Oktober, 15 Uhr, RS-Liveticker) der Oberliga-Tabellenführer (sieben Siege aus neun Spielen) nach Wattenscheid. Trainer Yavuzaslan spricht von einer "Mammutaufgabe", sieht aber keinen Grund sich vor dem Spitzenreiter zu verstecken.
"Wir können mit breiter Brust auftreten. Wenn man ängstlich und panisch agiert, dann fällt man wieder ins alte Muster zurück. Man hat es im Pokal gesehen: Mut wird im Leben immer belohnt."