Rudi Zedi wollte mit dem FC Kray 2022/2023 eine erfolgreiche Saison spielen. Der eigentlich als Sportchef verpflichtete Ex-Profi musste schnell auch das Traineramt übernehmen.
Frühzeitig musste der 48-Jährige auch erkennen, dass die Krayer in der Oberliga Niederrhein bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen werden. Jedoch ohne den ehemaligen Zweit- und Drittligaprofi. Seit Ende November 2022 ist Zedi ohne Job.
Im RevierSport-Interview blickt er auf seine Zeit beim FC Kray zurück, verrät wie Noel Futkeu - aktuell auf dem Sprung in die 2. Bundesliga - einst nahezu beim SV Straelen gelandet wäre und was er in Zukunft machen will.
Rudi Zedi, nach Ihrem Aus beim FC Kray lief es auch nicht besser. Hand aufs Herz: Hatten Sie kurz ein Gefühl der Schadenfreude?
Nein! Ich war noch nie der Typ, der sich über den Misserfolg von anderen freute. Ich empfinde keine Schadenfreude oder dergleichen. Ganz im Gegenteil: Ich denke, dass wenn die Sachen, die einem vor der Unterschrift versprochen wurden auch eingehalten wären, dann hätte man da etwas vernünftiges aufbauen können. Schade, dass es nicht so gekommen ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht und auch daraus gelernt, dass ich beide Funktionen, also Sportchef und Trainer, nicht mehr in Personalunion machen werde. Man kann eine Sache nicht zu einhundert Prozent ausfüllen, wenn man beide Dinge gleichzeitig macht.
Rudi Zedi
Sind Sie immer noch über Ihr Aus in Kray verärgert?
Verärgert bin ich nur darüber, dass ich unter falschen Versprechungen zum FC Kray gelockt wurde. Das ist der fade Beigeschmack bei der Geschichte. Dem neuen Vorstand, der einen neuen Weg eingeschlagen hat, kann und will ich gar keinen Vorwurf machen. Aber die negative, sportliche Entwicklung konnte auch nicht gestoppt werden. Hier denke ich, dass es der falsche Zeitpunkt war reinzugrätschen. Denn die Mannschaft war unter mir auf einem guten Weg. Aber es wurde so und nicht anders entschieden und damit ist das Thema für mich auch abgehakt.
1. Juli 2012 bis 30. Juni 2013: RW Erfurt (Co-Trainer)
16. Juli 2014 bis 30. Juni 2017: Kickers Emden (Sportchef)
20. November 2014 bis 30. Juni 2017: Kickers Emden (Trainer)
23. Januar 2020 bis 30. Juni 2021: SpVg Aurich (Trainer)
1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022: SV Straelen (Sportchef)
4. Oktober 2021 bis 5. November 2011: SV Straelen (Interimstrainer)
28. Februar 2022 bis 20. April 2022: SV Straelen (Interimstrainer)
1. Juli 2022 bis 30. November 2022: FC Kray (Sportchef)
11. September bis 30. November 2022: FC Kray (Trainer)
Wie ist denn Ihre aktuelle Vertragssituation?
Aktuell ist es so, dass ich bis zum 30. Juni 2023 unter Vertrag stehe. Bei einem Klassenerhalt, der nicht mehr realistisch ist, würde sich das Arbeitspapier um ein weiteres Jahr verlängern. Bisher konnten wir leider keine Einigung bezüglich einer vorzeitigen Auflösung finden. Dabei bin ich dem Verein mehrfach finanziell entgegengekommen.
In welcher Rolle werden wir Rudi Zedi in Zukunft sehen, in der des Trainers oder Sportchefs?
Ich habe die Erfahrung gemacht und auch daraus gelernt, dass ich beide Funktionen, also Sportchef und Trainer, nicht mehr in Personalunion machen werde. Man kann eine Sache nicht zu einhundert Prozent ausfüllen, wenn man beide Dinge gleichzeitig macht. Im Fußball geht es aber immer nur um einhundert Prozent und da sollte man sich nur auf einer Aufgabe fokussieren.
Vielleicht wäre auch eine Aufgabe als Chefscout für Sie interessant. Immerhin hatten Sie einst ein feines Gespür für zwei aktuelle ETB-SW-Essen-Spieler, die bei vielen Klubs hoch im Kurs stehen...
Ja, das stimmt. Die Wahrheit, das kann ich ja heute verraten, ist, dass Noel Futkeu zum Sommer 2022 hin fast in Straelen gelandet wäre. Wir saßen zusammen und waren uns einig. Leider standen aber nicht alle Verantwortlichen im Verein hinter diesem Transfer. Schade. Denn man sieht ja jetzt, welche Entwicklung der Junge vollzogen hat. Ähnlich war das bei Marcello Romano. Er war letztendlich auch in Straelen. Doch Marcello wurde nach seinen Verletzungen im Sommer 2022 plötzlich auf das Abstellgleis gestellt. Ich freue mich für ihn, dass er beim zu alter Stärke gefunden und wieder auf dem Weg nach oben ist. Ich sage es mal so: Ich habe durchaus ein Auge für Talente, ein ganz so Blinder bin ich nicht (lacht).
Rot-Weiß Erfurt: 134 Spiele, 11 Tore, 4 Vorlagen
Fortuna Düsseldorf: 125 Spiele, 11 Tore, keine Vorlage
Kickers Emden: 106 Spiele, 16 Tore, 3 Vorlagen
Chemnitzer FC: 33 Spiele, 1 Tor, keine Vorlage
VfR Aalen: 24 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
SC Paderborn: 18 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
Rot-Weiss Essen: 7 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
Wie sieht es denn aktuell bei Ihnen aus?
Aktuell bin ich viele auf den Plätzen unterwegs, telefoniert viel herum. Es gab mal die eine oder andere Anfrage. Aber bislang war nichts dabei, wo man sagt, dass man ab dem 1. Juli wieder im Geschäft sein wird. Aber man merkt jetzt auch, dass so eine heiße Phase Richtung neue Saison beginnt. Ich bin jedenfalls sehr heiß und habe richtig Bock auf etwas Neues. Ob das als Trainer oder Sportchef sein wird, werden wir dann sehen.