"Lotte hat noch zwei Spiele weniger. Wenn sie beide gewinnen, sind sie vier Punkte vor uns. Wir haben aber den Vorsprung auf Rang zwölf ausgebaut."
Aber ist das nicht Tiefstapelei? "Nein, ich schaue nach wie vor nach unten, denn bei unserem kleinen Kader darf nichts passieren", weiß Schulz, der in den kommenden drei Wochen auf seinen Kapitän Arben Tahiri verzichten muss. Der ehemalige Hagener zog sich beim 3:1-Coup in Rheine eine Fleischwunde am Oberschenkel zu, die sich nun entzündet hat. "Sein Ausfall trifft uns gewaltig", runzelt Schulz die Stirn.
Und ausgerechnet zum Highlight gegen Schalke II wird Tahiri fehlen. "Aber auch danach kommen echte Hammer auf uns zu, denn Lippstadt und Bielefeld kämpfen ums Überleben. Danach kommen mit Lotte und Münster auch keine einfachen Aufgaben", überlegt Schulz. "Deshalb genießen wir jetzt auch das tolle Gefühl, oben mitzumischen."
Und der Höhenflug des SCW kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, denn am Sonntag steht das Derby gegen den Spitzenreiter an. "Wir haben bereits 1.800 Karten im Vorverkauf abgesetzt", freut sich Westfalias Marketing-Experte Jörg Thauern über den enormen Absatz für den Schlager, bei dem die Schalker Ultras eine Demonstration gegen Stadionverbote vornehmen werden. "Deshalb denke ich auch, dass unser herausgegebenes Ziel, die 4.000er-Marke zu knacken, realistisch ist."
Eine Einschätzung, die Schulz nicht ganz teilen kann. "Das ist schon sehr hoch gegriffen, denn wenn man mal überlegt, dass wir in den letzten beiden Heimspielen trotz hervorragender Auftritte nur 500 Besucher hatten, ist das sehr schade. Die Ur-Herner registrieren unsere Leistungen, aber das Umfeld nicht." Und deswegen ist der Ex-Profi auch eher skeptisch, was die hohe Anhängerzahl angeht. "Ich hoffe aber natürlich auf eine große Kulisse, auch wenn es in Herne sehr schwer ist, die Leute ins Stadion zu holen. Der Verein und das Team hätten es aber verdient, denn wir können nicht mehr machen, als in den letzten Monaten."
Stimmt, zwar blieben die Herner in den letzten Jahren immer mal eine Zeit lang ungeschlagen, doch 13 Mal haben sie es noch nie geschafft. "Das ist die längste Serie", freut sich der Fußballlehrer und begründet die Ursache: "Wir können mit den Situationen in einem Spiel umgehen. Auch wenn es hektischer wird. Wir sind einfach gereift und haben derzeit das nötige Quäntchen Glück."
Und der Aufschwung soll auch gegen die Königsblauen nicht enden. "Schalke ist ein enormes Kaliber für uns. Doch wir hätten im Hinspiel auch schon einen Punkt verdient gehabt und müssen uns nicht verstecken", ballt Schulz die Faust und legt noch ein Kompliment für seinen ehemaligen Gegenspieler in der Bundesliga und aktuellen S04-Coach nach: "Mike Büskens macht dort richtig gute Arbeit. Er ist immer auf dem Boden geblieben. Deshalb freue ich mich auf das Wiedersehen."
Glücklich ist auch der Sportliche Leiter Timur Camci. Denn der Funktionär ist sich mit Mirko Mustroph, Dennis Gidaszewski, André Badur, Tim Gebauer und Sven Barton einig. "Unterschrieben sind die neuen Verträge zwar noch nicht, aber die Zusagen für die neue Saison habe ich bereits."