Ganz vorne mit dabei ist ein Junge aus dem Pott, der von einem Aufstieg und einem damit verbundenen möglichen Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Rot-Weiss Essen in der Regionalliga aber (noch) nichts wissen will.
„Ganz ehrlich, daran habe ich echt noch gar nicht gedacht“, versichert Damir Ivancicevic. Bescheidenheit ist im Fußball bis auf wenige Ausnahmen immer noch eine Zier und so halten sie auch in Ahlen den Ball flach. Wobei: Der Verein, der nach dem Absturz aus der 2. Liga zur Zeit die Insolvenz abschüttelt, gehört mindestens in die Regionalliga. Sagen alle, sagt auch Ivancicevic: „Natürlich, die Infrastruktur mit dem Stadion, das ist schon sehr professionell“, findet der Offensivmann, der im Sommer von der Essener Hafenstraße an die Werse wechselte.
Was ihn ins Münsterland zog? „Ich hatte unter Marc Fascher in Essen zwar noch ein paar Einsätze. Relativ spät bekam ich dann die Entscheidung mit, dass ich mich nach etwas Neuem umsehen musste. In der Regionalliga wäre vielleicht auch etwas über ein Probetraining gegangen, die meisten Anfragen hatte ich aber aus der Oberliga Niederhhein“, verrät der 24-Jährige, der sich schließlich für Ahlen entschied – vor allem aufgrund der guten Gespräche mit RWA-Manager Joachim Krug und -Trainer Marco Antwerpen. Weil Ivancicevic mit seiner Freundin in Herne wohnt und ab sofort in Bochum studiert, passt das noch ganz gut.
Rot Weiss Ahlen in der RevierSport-Top 100: reviersport.de/fussball/top100.html
Sportlich passt es ohnehin. Nach dem 0:0 gegen Erkenschwick am ersten Spieltag fegt Ahlen durch die Liga. Das war in dieser Form definitiv nicht zu erwarten. „Wir haben schon an uns geglaubt und haben nach einer sehr guten Vorbereitung geahnt, was für ein Potenzial in uns steckt“, berichtet der Kroate. Nach sieben, teils deutlichen Siegen in Folge aber ist RWA zum Beispiel die beste Mannschaft in der RevierSport-Top-100 – und strotzt dementsprechend vor Selbstbewusstsein: „Wir treten mit breiter Brust auf“, sagt Ivancicevic – und kann das auch mit seinen eigenen Leistungen untermauern.
Acht Spiele, acht Tore – eine echte Oerterer-Quote. Dabei sieht sich der Pechvogel, der in den letzten drei Jahren zwei Kreuzbandrisse überstehen musste, gar nicht als Mittelstürmer: „Ich bin eigentlich Zehner oder Achter.“ Aber Toreschießen macht dann doch viel zu viel Spaß, um es zu lassen.
Euphorie, die ansteckt
Erst recht, wenn die Senioren-Karriere zuvor so wenig glücklich verlief. Ivancicevics Ziel bei seinem Wechsel nach Ahlen war deshalb auch bescheiden. „Wichtig ist, dass ich viele Spiele mache“, unterstreicht der Allrounder.
Mittlerweile ticken die Uhren glücklicherweise anders. Die Euphorie, die er mit seinen Teamkollegen entfacht hat, hat die Fans angesteckt. Was wiederum Ivancicevic begeistert: „Das ist unglaublich. Zu jedem Spiel kommen 200 Zuschauer mehr. Das gibt es in der Oberliga Westfalen sonst nirgendwo.“ In der Regionalliga natürlich durchaus. Aber davon redet ja (noch) keiner...