Vor über 20 Jahren stellte sich der damals 18-Jährige Karsten Hutwelker beim Bundesligisten Fortuna Düsseldorf vor und wurde prompt in den Profikader aufgenommen. Ab diesem Tag begann eine lange Karriere als Fußballer, die im Jahre 2010 bei Rot-Weiß Frankfurt endete. Mittlerweile ist Hutwelker 42 Jahre alt und Trainer des Oberligisten FC Kray. Am Mittwoch traf er mit seinen Jungs auf das Team eines ebenfalls nicht unbekannten Ex-Profis. Die Rede ist vom Brasilianer Alexandre da Silva, besser bekannt als Chiquinho. Zwar war sein SC Kapellen-Erft mit 0:2 (0:0) unterlegen, jedoch steht der SC in der Oberliga im gesicherten Mittelfeld.
Ein Kreis schließt sich
An diesem Mittwoch schloss sich ein Kreis, der knapp 17 Jahre lang geöffnet war. Denn als Chiquinho im Jahre 1997 aus seiner Heimat Brasilien zu Borussia Mönchengladbach wechselte und Karsten Hutwelker zu dieser Zeit das Trikot des VfL Bochum trug, begegneten sich die beiden erstmals als Spieler auf dem Platz. Es war der 6. Spieltag der Saison 1997/1998, als die Borussia den VfL auf dem legendären Bökelberg empfing. Erst wurde Karsten Hutwelker in der 60. Spielminute für Henryk Baluszynski eingewechselt, ehe zwei Minuten später auch Chiquinho den Platz für Martin Schneider betrat. Das Spiel endete 2:1 für Gladbach. Zwar konnten die beiden heutigen Trainer die Partie nicht entscheidend prägen, doch dies war der Beginn zweier Wege, die sich im Laufe der Jahre immer wieder kreuzten.
Hutwelker spielte bei 16 verschiedenen Klubs
Doch es dauerte fast vier Jahre, bis sich Hutwelker (1. FC Saarbrücken) und Chiquinho (Rot-Weiß Oberhausen) wieder gegenüberstanden. Am 24. Spieltag der Zweitligasaison 2000/2001 kämpften sie über 90 Minuten im Mittelfeld gegeneinander. Am Ende konnte sich RWO mit 4:1 (1:0) durchsetzen, Chiquinho bereitete das erste Tor durch Achim Weber vor.
Während sich der Brasilianer in Oberhausen durchsetzen konnte, versuchte sich Hutwelker zur neuen Saison bei LR Ahlen. Doch dort wurde ihm schnell bewusst, dass er nach Saarbrücken zurückkehren wollte, was er in der Winterpause dann auch tat. Im nächsten Aufeinandertreffen mit Chiquinho, wieder für den FCS, wurde er, ebenso wie sein heutiger Trainerkollege, nach gut einer Stunde ausgewechselt. Immerhin konnte er am darauffolgenden Spieltag gegen seinen Ex-Club LR Ahlen ein Tor erzielen.
Zu diesem Verein wechselte nach der Saison, man kann es erahnen, Chiquinho. Gut zwei Jahre lang trug er das LR-Trikot, ehe auch er zu RWO zurückkehrte, wo er dann bis zum Sommer 2005 17 Spiele absolvierte. Hutwelker hielt sich in dieser Zeit unter anderem im italienischen Florenz auf, wo er für den AC in 14 Spielen immerhin fünf Tore erzielte.
Nach diesem kurzen Intermezzo ging er nach Braunschweig, wo er wieder auf seinen Weggefährten stieß. Am 30. Spieltag der Zweitligasaison 2002/2003 schoss der gebürtige Wuppertaler mit seinen einzigen beiden Toren für Braunschweig die Eintracht zum 2:1-Auswärtserfolg, musste jedoch kurz vor Schluss mit Gelb-Rot vom Platz. Auch in der folgenden Spielzeit konnte er gegen LR Ahlen und Chiquinho treffen. Diesmal steuerte er das 1:0 zum 3:0-Sieg für seinen SSV Jahn Regensburg bei.
Gemeinsame Zeit im Ausland
Während Chiquinho nach seinem Engagement bei RWO nach Österreich zum SV Pasching wechselte, stieg Karsten Hutwelker mit dem FC Augsburg im Jahre 2007 in die 2. Bundesliga auf. Danach zog es aber auch ihn in die Alpenrepublik, genauer zum SC Rheindorf Altach. Allerdings standen sich der Aufsteiger und Chiquinho in zwei Jahren österreichischer Bundesliga nur zwei Minuten auf dem Rasen gegenüber: Am 33. Spieltag der Saison 2007/2008, als der Brasilianer (SK Austria Kärnten) in der 80. Minute ein- und Hutwelker zwei Minuten später ausgewechselt wurde.
Hutwelker zog es zurück in die Heimat und Chiquinho versuchte sich ab 2010 als Trainer des heutigen Landesligisten ASV Süchteln. Dort blieb er drei Jahre lang, ehe es ihn zum Oberligsten SC Kapellen-Erft verschlug. Karsten Hutwelker trainierte zwischen 2010 und 2011 die U19-Jugendmannschaften vom Bonner SC und dem Wuppertaler SV, wo er dann auch für die erste Mannschaft als Coach aktiv war. Seit November 2013 ist der 42-Jährige beim FC Kray tätig. Am Mittwoch gab es dann das erste Aufeinandertreffen der Trainer Karsten Hutwelker und Chiquinho.
Eine Geschichte mit offenem Ende
Doch als ob dies noch nicht genug wäre, werden beide Trainer ihren Verein zum Saisonende verlassen und sich nach einer neuen Stelle umschauen. Vielleicht ist der Kreis ja doch noch nicht ganz geschlossen und die schier unendliche Geschichte geht noch weiter. Wer weiß, möglicherweise findet man die beiden treuen Weggefährten in naher oder ferner Zukunft auch im gleichen Verein wieder. Denkbar wäre es. Übrigens: Trotz dieser vielen Parallelen und der guten Beziehung, die Hutwelker und Chiquinho pflegen, waren die Wege nie abgesprochen. Auf der Pressekonferenz nach der Oberligapartie schmunzelten beide: „Das ist alles reiner Zufall!“