OLN: Umfrage zum MSV

"Attraktiv, weltklasse", aber auch Trauer

Es könnte sein, dass die Zebras bei einem möglichen Zwangsabstieg und der damit verbundenen Insolvenz bis in die fünfte Klasse durchgereicht werden.

Ein Horrorszenario für Duisburg, das für Wolfgang Jades bislang ausgeschlossen war. Doch der Fußballobmann des Fußballverbandes Niederrhein muss sich jetzt mit dieser Möglichkeit befassen. „Für uns am Niederrhein wäre es technisch kein Problem, wenn die Erste durchgereicht werden würde, weil die Reserve ohnehin einen Platz hat.“ Die „Zwote“ müsste dann in die Landesliga runter.

Ein Absturz der aktuellen Profis bis in die Fünftklassigkeit wäre nur realistisch, wenn die Zebras keine Lizenz für die Regionalliga bekommen würden. Für die Spielberechtigung dort benötigt der MSV aber ein sicherheitstaugliches Stadion. Weil die Zukunft der Arena im Insolvenzfall fraglich ist und die Westenderstraße die Bedingungen nicht erfüllt, könnte es zur Bruchlandung in der Oberliga kommen. Denn hier gibt es (noch) keine Auflagen. „Aber auch wir sind dabei, einen kleinen Status für Risikospiele aufzustellen“, berichtet Jades. „Schließlich müssen wir uns so langsam darauf vorbereiten, dass vielleicht immer mehr Traditionsvereine zu uns kommen.“

Auch der FVN kann Vereinen die Lizenz verweigern

Jades erklärt. „Wir wollen nicht hoffen, dass dieses Szenario eintrifft, doch Fakt ist: Langsam verschwindet ein Westverein nach dem nächsten. Die Hälfte der jetzigen Regionalliga hat in den 70ern noch zusammen in der Bundesliga gespielt. Das ist eine traurige Entwicklung.“

Traurig ist auch der Untergang des MSV, denn selbst in der Oberliga könnte sich der FVN gegen die Teilnahme eines Vereins aussprechen. Jades: „Wir können ein Stadion ablehnen, das haben wir aber noch nicht gemacht.“

RS hat sich bei den möglichen Gegner umgehört und gefragt, was die Vereine von einem Spiele gegen den MSV halten.

Achim Weber (Sportlicher Leiter des Wuppertaler SV): „WSV gegen den MSV – das hat viel Charme. Wenn wir zuhause gegen die Zebras vor 15.000 Zuschauern spielen und gewinnen, hätte ich nichts dagegen. Aber so weit ist es noch nicht. Ich wünsche dem MSV die Oberliga auch nicht. Es ist doch klar, dass weder wir, noch Duisburg in die fünfte Liga gehören.“

Wolfgang Graf (Abteilungsleiter VfB Homberg): „Als Duisburger muss ich sagen, dass es eine Katastrophe wäre, wenn der MSV – nicht deren Reserve – unser Gegner wäre. So ein Verein darf einfach nicht absteigen. Sollte es wirklich so weit kommen, muss eine Lösung geschaffen werden, dass sie ihre Spiele an der Westenderstraße oder in der Arena austragen dürfen. Bei uns im Stadion geht es zusätzlich jedenfalls nicht.“

Frank Kontny (Sportlicher Leiter RW Oberhausen): „Ich will da gar nicht viel zu sagen, denn es ist zweitrangig, was Vereine wie wir denken. Der MSV gehört in den bezahlten Fußball. Ich habe keine Freude daran, wenn Duisburg runter muss, denn ich weiß, wie bitter solche Situationen sind.“

Heinz Schneider (Vorsitzender TuRU Düsseldorf): „Ich befasse mich damit gar nicht, weil so ein Traditionsverein nicht in die Oberliga gehört. Sollte es so kommen, würde ich mich für die TuRU und die Liga freuen, aber um den Verein tut es mir Leid. Wir müssten dann wahrscheinlich ins Paul-Janes-Stadion ausweichen.“

Jürgen Schick (Manager SF Baumberg): „Das wäre ein Hammer und für uns richtig attraktiv. Je nachdem, wie viel der MSV an Fans mitbringen würde, müssten wir jedoch, ähnlich wie schon gegen den KFC, in ein Stadion in der Nachbarschaft ausweichen.“

Georg Mewes (Coach SV Hönnepel-Niedermörmter): „Gegen RWE haben wir das Zuschaueraufkommen gut hingekriegt. Aber auch nur, weil ich bei der Organisation nicht beteiligt war. Für meinen Freund Bernard Dietz täte mir das unheimlich weh, allerdings hätten wir mit dem MSV und Wuppertal eine tolle Liga – attraktiv und weltklasse. Wenn die Zebras zu uns auf den Acker kommen, lade ich sie herzlich zu Bratwurst und Kuchen ein. Früher haben wir den MSV immer nur im Fernsehen gesehen, bald könnte ich denen unsere Kabinen zeigen – unglaublich.“

Joachim Hopp will kein MSV-Trainer werden

Ingo Pickenäcker (Manager VfB Speldorf): „Vorab: Jeder Verein ist für sich selbst verantwortlich und muss sich an Regularien halten. Ich habe mit RWE und RWO damals auch die Lizenz entzogen bekommen. Ohne den MSV vorverurteilen zu wollen, hat der Klub anscheinend einige Dinge nicht richtig gemacht, also wäre es die Konsequenz. Auch wenn es mir für die Spieler, Mitarbeiter und Fans leid tut, würden wir uns auf den MSV und eine große Kulisse freuen.“

Harald Plank (Manager TV Jahn-Hiesfeld): „Als MSV-Fan kommen mir die Tränen. Das ist ja kein Sterben auf Raten, sondern Suizid. Sportlich wären die Zebras eine Bereicherung und auch zuschauertechnisch interessant. Die Frage ist aber, wie die Fans die Oberliga annehmen würden.“

Alfonso del Cueto (Trainer Ratingen 04/19): „Ich kann mir das nicht vorstellen, dass der MSV zu uns kommt. Sportlich wäre das nicht gut für uns, dann hätten wir einen neuen KFC. Finanziell wäre das allerdings klasse für alle kleinen Vereine.“

Joachim Hopp (Trainer des Absteigers 1. FC Wülfrath und MSV-Legende): „Ich hoffe nicht, dass die Oberligisten gegen den MSV spielen werden, auch wenn es für die Mannschaften sicherlich ein Highlight wäre, vor 3.000 Zuschauern aufzulaufen. Sollte es am Ende doch dazu kommen, muss allen Duisburgern aber klar sein, dass dies nicht das Ende ist. Dann muss aufgestanden und der Klub vernünftig aufgestellt werden. Ich kenne mich in allen Ligen sowie bei den Zebras zwar bestens aus, doch ich will beim MSV kein Trainer werden, weil ich meinen Namen nicht kaputt machen möchte. Im Jahr 2000 war ich Co-Trainer unter ‚Seppo’ Eichkorn und schon damals herrschte bei den Verantwortlichen blinder Aktionismus. Das hat sich bis heute leider nicht geändert, weshalb ich kein Amt übernehmen werde. Für Hilfen stehe ich aber gerne zur Verfügung.“