Doch wieder geht der bange Blick zum grauen Himmel, aus dem dicke Flocken rieseln. Mitte der Woche musste der Vorsitzende des Vereins also schon wieder damit rechnen, dass auch das Heimspiel gegen die Münsterländer (Sonntag, 15 Uhr) abgesagt werden muss.
Seit dem 2. Dezember 2012, dem Heimspiel gegen Wattenscheid 09, hat das Team nicht mehr um Punkte gespielt – allein aus rein sportlicher Sicht schon ein mittelschweres Problem.
„...kann nicht lange gutgehen, wenn man nur Ausgaben, aber keine Einnahme hat“
Vielleicht nicht „apokalyptisch“, aber noch besorgniserregender sind die Auswirkungen auf der wirtschaftlichen Ebene. Keine (Heim-)Spiele bedeuten: Keine Einnahmen. „Es hat uns mit voller Wucht getroffen und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Wir haben laufende Fixkosten, vor allem für das Stadion. Und wie bei jedem Betrieb, kann es nicht lange gutgehen, wenn man nur Ausgaben, aber keine Einnahme hat“, gibt Loch zu bedenken.
Die Situation beim ehemaligen Westdeutschen Meister von 1959 ist prekär, das verhehlen die Verantwortlichen nicht. Loch muss einräumen, dass man mit der Zahlung der Spielergehälter in Verzug ist. Der Verein war in der Vergangenheit nie auf Rosen gebettet, der Etat ist stets „spitz auf Knopf genäht“ – vor allem weil die Heimspielstätte enorme Summen auffrisst.
Vor allem „alt“ ist das altehrwürdige Stadion am Schloss Strünkede. Der SC Westfalia ist Eigentümer des 1910 errichteten Ungetüms, das theoretisch 32.000 Zuschauern Platz bieten könnte und nur mit großem personellen, zeitlichen und finanziellen Aufwand erhalten werden kann. Immerhin: Es tut sich etwas an der Abisol-Arena, wie das Rund seit 2012 heißt. „Wir sind dabei umzubauen, zu modernisieren und zu renovieren“, hält Loch fest. Bestes Beispiel ist das neue „Tilkowski“, die Vereinsgaststätte, die seit wenigen Wochen in neuem Glanz erstrahlt.
Was dem Verein fehlt, sind die Gelegenheiten, das auch zur Geltung zu bringen. Für das Stadion gilt im Prinzip das Gleiche. Die Macher der Westfalia grübeln, wie sie ihr Stadion auch noch anderweitig nutzen können. „Es geht ja nicht um die Rasenfläche, sondern um andere Räume oder auch die Tribüne.“ Ein Konzert „am Schloss“ könnte sich Loch gut vorstellen – auch ohne, dass der ohnehin empfindliche Rasen weiter beansprucht wird.
Denn der wird in den nächsten Englischen Wochen ganz schön leiden. Aber nicht nur das Geläuf stößt an seine Grenzen. „Der Spielplan wird ständig umgestaltet und immer enger. Aber drei oder vier Spiele in der Woche sind ‚too much‘, das können wir nicht stemmen“, warnt Loch.
Immerhin – das darf trotz des „ewigen Winters“ als sicher gelten – fallen die noch neun ausstehende Heimspiele nun allesamt in den als freundlich geltenden Frühling. Andererseits gelten Abendspiele nicht unbedingt als Publikumsrenner, das weiß auch der SCW-Chef: „Wir können nur an das gesamte Umfeld appellieren: Geht nicht in den Biergarten, sondern kommt zu uns ins Stadion! Wir sind doch schon genug abgestraft worden.“
Appelle alleine reichen natürlich nicht, kreative Ideen, die ja fast schon ein Herner Markenzeichen sind, sind gefragt – vielleicht mehr denn je.
Apokalypse, Abwärtsspirale, Abstieg?
Die mit einer Freikarten-Aktion beworbene „Apokalypse Blau“ gegen Wattenscheid sorgte zwar für 3.200 Zuschauer und ein gewaltiges Medienecho – aber nicht für volle Kassen. „Was fehlte, war die Nachhaltigkeit“, muss Loch bekennen. Weil – und da schließt sich der Kreis – dann der Winter kam und sich keine Anknüpfungspunkte ergaben.
Im schlimmsten Fall muss der Verein, der ja mitten im Abstiegskampf steckt, mit einer Abwärtsspirale aus Termindruck, verletzten Spielern, schlechten Ergebnissen und weiterhin sinkenden Zuschauerzahlen rechnen – in der Tat eine neue Apokalypse. Beim Thema Abstieg wird Loch aber deutlich: „Der Klassenerhalt ist unheimlich wichtig. Die Verbands- oder Landesliga ist für uns keine Option. Es geht vielmehr darum, dass wir uns in der Oberliga etablieren, um uns dann langsam und vorsichtig weiterzuentwickeln.“
Da ist er also doch: Der Silberstreif am grauen Horizont.