Bescheidenheit ist eine Zier, die Carsten Schmitt auszeichnet. Der Co-Trainer und Ersthelfer des ETB will nichts davon wissen, dass er etwas Besonders geleistet hat. Für den 40-Jährigen ist es „selbstverständlich, zu helfen“.
Dennoch ist es in der egozentrischen Gesellschaft leider nicht normal, dass anderen Menschen in Notsituationen geholfen wird. Auch wenn Schmitt davon nichts wissen will, haben wir uns mit dem „Helden der A57“ unterhalten.
Carsten Schmitt, wie haben Sie den Unfall erlebt?
Gar nicht. Unser Busfahrer Jürgen Sandscheiper und Dirk haben gesehen, wie der Kleinbus den Caddy rammte und das Auto dann über die Leitplanke flog. Jürgen hat sofort angehalten und ist losgerannt.
Und Sie? Ich bin ihm hinterher gelaufen. Also bin nicht ich derjenige, dem die Ehre gebührt, sondern Jürgen. Außerdem haben wir nur das Ehepaar aus dem Auto gezogen.
Hatten Sie keine Angst, dass sich Ihnen ein schreckliches Bild bietet?
Nein. Jeder hilft doch intuitiv. Ich wollte einfach schnell zum Unfallort und helfen. Gedanken habe ich mir da nicht gar keine gemacht.
Wie sah es da unten aus?
Überall lagen Trümmer. Ich bin sofort zum Auto gelaufen, doch die Fahrertür ging nicht auf. Also sind wir rüber zur Beifahrerseite. Das ältere Ehepaar stand unter Schock, hatte aber sichtbar nur kleine Schrammen am Ellbogen. Von den schweren Verletzungen habe ich erst später erfrahren.
Was geschah dann?
Wir haben den beiden gut zu geredet, Decken und etwas zu trinken gebracht. Das habe ich aber nicht alleine gemacht, sondern die gesamte Mannschaft hat mitgeholfen. Dirk hat oben alles koordiniert, Tobias Ritz hat sich auch sehr intensiv um das Ehepaar gekümmert und die anderen Jungs haben alle vorbildlich mit angepackt.
Haben Sie so einen Crash schon einmal erlebt?
In der Größenordnung noch nicht. Aber uns allen war sofort klar, dass wir helfen werden.
Woher wussten Sie, was in diesem Moment zu tun ist?
Jeder, der einen Führerschein hat, hat auch einen Erstehilfekurs. Bei der Trainerausbildung, die aber schon zehn Jahre her ist, habe ich noch mal einen belegt. Doch am Ende ist es egal, denn was will man denn falsch machen, außer nicht zu helfen?
Konnten Sie sich in Hö.-Nie. denn überhaupt noch auf das Spiel konzentrieren?
Ja. Die Spieler haben ihr Adrenalin super umgesetzt. Dadurch, dass nichts passiert ist, war eine Erleichterung und keine Verkrampfung da. Aber wir haben gemerkt: Es gibt wichtigere Sachen als Fußball.
Haben Sie nach dem Unfall noch einmal Kontakt zum Ehepaar gehabt?
Ja, die Tochter hat mich bei facebook angemailt und mit mitgeteilt, dass ihre Eltern im Krankenhaus liegen. Wir wünschen den beiden gute Besserung und hoffen, dass sie das erlebte schnell vergessen können.