Warum hat der Klub trotz einer Schuldenlast von rund 2,5 Millionen Euro überhaupt die Lizenz bekommen? Ist das gesamte Verfahren also nur Geldmacherei? Fragen, die RS dem Wirtschaftlichkeitsprüfer Thomas Wember gestellt hat.
Herr Wember, wie kann es sein, dass der 1. FC Kleve angesichts der enormen Verbindlichkeiten die Lizenz bekommen hat?
Der Verein ist beim Stadionbau von der Stadt unterstützt worden. Natürlich haben wir die Papiere kontrolliert und das Geld der Gemeinde hat im Fokus gestanden. Damals sind aber alle Beteiligten davon ausgegangen, dass die Euros auch fließen würden. Dass die Stadt plötzlich einen Rückzieher macht, war nicht vorhersehbar.
Aber das ist ja noch nicht alles. Kleve hat rund 570.000 Euro Verbindlichkeiten beim Finanzamt und muss weitere Nachzahlungen und Säumniszuschläge leisten. Das hätte doch auffallen müssen.
Zur Zeit des Lizenzierungsverfahrens ist man von einem marginalen Stand bei den Nachzahlungen gegenüber der Finanzbehörden ausgegangen.
Wurden die Zahlen denn nicht geprüft?
Doch, natürlich. Die Vereine sind aber auch angehalten, dem Verband Neuerungen sofort mitzuteilen. Aber bis heute ist mir nichts bekannt. Ich kenne nur die Presseartikel, doch der Klub hat noch keine Gründe für seinen Rückzug angegeben. Deshalb ist die Aufarbeitung des Falls auch noch lange nicht abgeschlossen. Es muss dringend ein Abgleich der damaligen Zahlen mit denen von heute erfolgen. Doch eins ist auch klar: Vor Machenschaften ist man bei der Prüfung nie gefeit.
Ist es angesichts der Vorkommnisse überhaupt sinnvoll, ein Lizenzierungsverfahren zu veranstalten?
Ja, das Verfahren macht Sinn. Wenn niemand eine Prüfung vornimmt, hätten wir - wie es vor zehn Jahren der Fall war - in jeder Saison eine Insolvenz. Kleve ist aber der erste und einzige Fall seit der Einführung des Verfahrens. Die Frage ist: Wo würden wir ohne die Prüfung hinkommen?
Wird es für die Oberligen Nordrhein und Westfalen auch ein Lizenzierungsverfahren geben?
Das steht noch nicht fest. Ersteinmal muss entschieden werden, ob es in den neuen Regionalligen ein verschärftes oder abgeschwächtes Verfahren geben wird.
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